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Multimediale Dreifaltigkeit per Kabel

Mit der Einführung des digitalen Fernsehens per Antenne - dem DVB-T - kam auch Bewegung in den Markt der Kabelnetzbetreiber. Jetzt sollen kombinierte Angebote von Fernsehen, Internet und Telefon die Kunden an das Kabel binden.

    Angesichts der beträchtlichen Gebühren wenden sich die Kabel-Zuschauer immer öfter der kostenlosen Alternative DVB-T, über das in den versorgten Städten immerhin 20 Fernsehkanäle digital verfügbar sind, zu. Um dem Kundenschwund Einhalt zu gebieten, ersannen die Marketing-Strategen daher das so genannte "Triple Play": Damit sollen ihre Kunden zukünftig neben Radio und Fernsehen auch Internet und Telefon über den Kupferdraht erhalten. Dazu aber muss das bislang auf Einwegbetrieb ausgelegte Netz für den neuen Gegenverkehr umgerüstet werden, erläutert Gisela Bauer von der Kabel Deutschland GmbH:

    "Dazu ist es nötig, dass an jedem Verstärkerpunkt die Verstärker ausgetauscht werden, so dass das Signal nicht nur in eine Richtung, sondern in beide Richtungen durchgeht."

    Allein in Rheinland-Pfalz und im Saarland, wo Kabel Deutschland im Herbst dieses Jahres die Zusatzdienste anbietet, müssen rund 11.000 Verstärkerpunkte umgerüstet werden. Außerdem benötigt der Verbraucher, will er per Kabel auf die Datenautobahn oder schlicht telefonieren, ein spezielles Modem als Zugangsgerät. Die Internetgeschwindigkeit wird dabei bis zu 5,6 Megabit pro Sekunde erreichen können. Die Telefonie wird dabei als digitales Voice-over-IP über das Internet abgewickelt. Im Detail birgt das jedoch Tücken, denn manche Anbieter offerieren Kabelmodems mit TAE-Steckdosen sowie spezielle Telefonapparate an. Solche Geräte sind in einigen Fällen auf die herstellerspezifische Kabelmodem-Schnittstelle angewiesen. Hierbei erfolgt die Umsetzung auf das Internet-Telefonie-Protokoll SIP also nicht direkt im Apparat, sondern erst im Modem. Wechselt der Kunde später zu einem anderen Telefonieanbieter, kann er ein solches Gerät dann möglicherweise nicht weiter verwenden.

    Die Kundschaft hält sich mit Beifall angesichts solcher Maßnahmen zur Kundenbindung indes bislang zurück. Auch das monopolistische Auftreten der Netzbetreiber in der Vergangenheit ist vielen noch in guter Erinnerung, die etwa bei Neubauten oder Neuvermietungen regelrechte Zwangsverträge eingehen sollten. Ebenso trugen zweifelhafte Absprachen mit Kommunen und Gemeinden nicht dazu bei, das Vertrauen der Verbraucher in die Kabelnetzbetreiber zu stärken. So verkaufte Kabel Deutschland einfach ganze Kundenstämme an das Unternehmen Tele-Columbus. Die betroffenen Kunden erfuhren davon allerdings erst mit der nächsten Jahresabrechnung - und damit zu spät für ein Sonderkündigungsrecht nach Verkauf. Wer seine Kundschaft derart verprellt, muss sich nicht wundern, wenn auch ein technisch attraktives Angebot nur wenig Echo hervorruft.

    [Quelle: Peter Welchering]