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Multimediale Zusatzdienste per DAB+

Vor einem Jahr ist in Deutschland das Digitalradio neu durchgestartet. Mit DAB+ kann man seitdem mehr als nur Radiohören. Die neuen Empfänger erlauben auch die Darstellung von Zusatzdiensten, etwa den Musiktitel, den Sendungsnamen oder Nachrichten.

Von Po Keung Cheung | 30.08.2012
    Claudia Geißler öffnet eine Schachtel und holt einen dunklen Holzkasten heraus. Er sieht aus wie ein 50er-Jahre-Radio: ein breiter Lautsprecher, links und rechts Drehknöpfe. In der Mitte allerdings keine analoge Skala sondern ein Digitaldisplay. Und das lässt erahnen: Hinter der historischen Fassade arbeitet modernste Technik. Es ist ein DAB+-Digitalradio von Philips.

    "Das ist echt ein schönes Design. So ein bisschen auf alt gemacht, aber auch modern. So, jetzt werden gleich die ersten Sender gesucht."

    Schlichter hingegen das Digitalradio von Terratec: Ein schwarzer Kasten mit Antenne, Drehrad und Display. Auch dieses Gerät probiert die 27-jährige Berlinerin aus.

    Was auffällt: die Informationen auf den Displays beider Radios.

    "Also das gefällt mir wirklich sehr gut, es wird nicht nur der Radiosender angezeigt, sondern auch der Interpret und der Titel."

    Ganz neu ist die Idee nicht, denn auch UKW-Sender zeigen seit längerer Zeit Texte in den Displays, allerdings ist das System namens RDS nur auf wenige Informationen, etwa den Sendernamen, beschränkt. Der Digitalradio-Standard DAB+ ist hingegen von vornherein für multimediale Zusatzdienste ausgelegt.

    "”Ich nehme Sie mal mit in unseren Audio-Showroom, wo wir alle unsere Geräte demonstrieren können.""

    Wie diese Dienste aussehen können, das zeigt Marketing-Managerin Bettina Jönsson in der Hamburger Unternehmenszentrale des Herstellers Philips:

    "Zum Beispiel bei einer Wettervorhersage, dass man dann zusätzlich halt Bilder mit einer Wetterkarte, wie man das aus dem Fernsehen kennt, über die Displays bei den DAB-Radiogeräten automatisch angezeigt bekommt. Vorstellbar sind natürlich auch solche Dinge wie Spielstände beim Fußball oder aber auch Albumcover-Anzeigen."

    Und wohl auch deshalb sind die Hersteller, nicht nur Philips und Terratec, fest davon überzeugt, dass sich DAB+ durchsetzen wird.

    "Hier stehen eben die großen Sender, für unterschiedlichste Technologien."

    Fernsehturm Berlin. Auf einer Plattform in mehr als 200 Metern Höhe zeigt Dirk Hetzer, leitender Ingenieur beim Senderbetreiber "Media Broadcast", drei Schränke. Jeweils 50 Zentimeter breit und rund zwei Meter hoch. Von ihnen führen armdicke Kabel nach oben zu den Antennen an der Turmspitze. Sie versorgen sechs Millionen Menschen im Großraum Berlin mit rund 30 digitalen Radioprogrammen - bisher. Denn während die alte analoge UKW-Sendetechnik, die im Nachbarraum noch mehr als 100 Quadratmeter Fläche einnimmt, mit etwa der gleichen Vielfalt am Limit ist, sind die Kapazitäten der drei DAB+-Schränke noch lange nicht ausgereizt. Künftig sollen sie noch mehr digitale Programme ausstrahlen.

    Neben der Vielfalt der Sender und der Zusatzdienste sollte aber ein wichtiger Punkt nicht vergessen werden: der Klang. Und hier kann die digitale Technik ihre Vorteile ausspielen, wie Claudia Geißler bemerkt:

    "”Gefällt mir sehr gut. Also der Radioempfang ist sauber und klar, also überhaupt gar kein Rauschen, ist ein richtig schönes Erlebnis, so zuzuhören, macht Spaß.""

    Solange der Empfang gut ist. Denn: Auch in besser versorgten Gebieten kann es zu Störungen kommen. Das muss auch die 27-jährige in ihrer Berliner Hinterhof-Wohnung feststellen.

    Sie testet ein Digitalradio für den Computer, der wie ein USB-Stick aussieht und angeschlossen wird. Obwohl die mitgelieferte externe Antenne am Fenster steht, ist Claudia Geißler unzufrieden:

    "”Der Empfang ist irgendwie nicht so gut.""