Muscheln sind unglaublich zäh. Im eiskalten Wasser der Ozeane besiedeln sie tief unten auf dem Meeresboden Steine und Korallen, aber genauso die glatten, metallenen Rümpfe der Schiffe und sie fallen nicht ab. Ganz gleich, wie kalt oder salzig das Meer auch sein mag, oder wie hoch die Wellen schlagen. Dafür produzieren sie selbst eiweißhaltige Fäden. Ein wasserfester Kleber in der Natur - wie der wohl zusammengesetzt ist und funktioniert - dafür interessieren sich die Wissenschaftler des Bremer Fraunhofer Instituts für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung - kurz IFAM - brennend. Der Chemiker Dr. Klaus Rischka erklärt, warum:
"Aus klebtechnischer Sicht ist die Muschel hochinteressant, denn kleben im Wasser, unter Wasser, damit haben technische Klebstoffe - wie man sie bis jetzt erhält - Probleme. Das kennen Sie vielleicht, wenn Ihnen mal eine Tasse kaputt gegangen ist, sie dann einfach einen Sekundenklebstoff nehmen, die Tasse drei-, viermal in die Spülmaschine stecken, dann fällt Ihnen die Tasse wieder auseinander. Mit so einem Muschelklebstoff wird das wahrscheinlich nicht passieren."
Mit der ehrgeizigen Idee, die wasserfesten Muschelfäden nachzubauen und daraus einen ganz neuartigen medizinischen Klebstoff zu entwickeln, mit dem man im feuchten Inneren des menschlichen Körpers kleben kann, statt zu nähen, gewann das Institut im Forscherverbund mit der Staatlichen Materialprüfungsanstalt - MPA- der Technischen Universität Darmstadt, der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Uniklinik Frankfurt/Main und einem Implantate-Hersteller den "Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik" - des Bundesforschungsministeriums. Klaus Rischka:
"Wir gucken uns auf molekularer, auf atomarer Ebene an, wie funktioniert der Klebprozess und übertragen das in einen technischen Vorgang, ein technisches Produkt."
In zwei Jahren intensiver Arbeit haben Techniker, Chemiker und Mediziner Teile dieses Muschelklebers im Labor nachgebaut. Jetzt steht der erste Test an tierischen Körperzellen bevor. Das Team ist gespannt. Sind sie auf dem richtigen Weg?
"Man setzt die Zellen diesem Klebstoff aus. Im günstigen Fall passiert den Zellen nichts, im ungünstigen Fall sterben die, das wäre natürlich nicht gut. Wenn wir sehen, dass die Zellversuche positiv verlaufen, würden wir in ein Tierexperiment gehen. Das könnte eine Maus sein. Da würde man eine Modell-Operation durchführen, um zu sehen, wie ist das mit den klebtechnischen Eigenschaften und ob sich Entzündungsreaktionen zeigen."
Ist der Kleber verträglich, wird er als Nächstes an einem Zahnimplantat-Modell getestet. Denn er soll später Hohlräume zwischen Gewinde und Zahnfleisch auffüllen, weil sich dort bisher gerne Keime ansiedeln und oft Entzündungen im Kiefer hervorrufen.
"Zahnimplantate bestehen ja aus Titan, dann versuchen wir die Zahnimplantate mit diesem Klebstoff zu verkleben, gucken, hält der Klebstoff überhaupt auf Titan. Dann würde der Klebstoff genauso an einem lebenden Tier ausprobiert werden müssen. Es darf dann keine Entzündungsreaktion geben, es darf keine Reizung des Zahnfleischs geben."
Die Forscher sind zuversichtlich - sollte der neue Klebstoff "in Serie gehen" halten sie den Einsatz im OP für machbar. Vielleicht kann man dann eine gerissene Milz kleben, statt sie wie bisher zu entfernen, Implantate mit lebendem Körpergewebe verbinden oder winzige Ohrknöchelchen einkleben, die man sonst überhaupt gar nicht ersetzen könnte, weil man sie nicht annähen kann. Bis dahin werden aber noch mindestens zwei Jahre vergehen.
"Aus klebtechnischer Sicht ist die Muschel hochinteressant, denn kleben im Wasser, unter Wasser, damit haben technische Klebstoffe - wie man sie bis jetzt erhält - Probleme. Das kennen Sie vielleicht, wenn Ihnen mal eine Tasse kaputt gegangen ist, sie dann einfach einen Sekundenklebstoff nehmen, die Tasse drei-, viermal in die Spülmaschine stecken, dann fällt Ihnen die Tasse wieder auseinander. Mit so einem Muschelklebstoff wird das wahrscheinlich nicht passieren."
Mit der ehrgeizigen Idee, die wasserfesten Muschelfäden nachzubauen und daraus einen ganz neuartigen medizinischen Klebstoff zu entwickeln, mit dem man im feuchten Inneren des menschlichen Körpers kleben kann, statt zu nähen, gewann das Institut im Forscherverbund mit der Staatlichen Materialprüfungsanstalt - MPA- der Technischen Universität Darmstadt, der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Uniklinik Frankfurt/Main und einem Implantate-Hersteller den "Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik" - des Bundesforschungsministeriums. Klaus Rischka:
"Wir gucken uns auf molekularer, auf atomarer Ebene an, wie funktioniert der Klebprozess und übertragen das in einen technischen Vorgang, ein technisches Produkt."
In zwei Jahren intensiver Arbeit haben Techniker, Chemiker und Mediziner Teile dieses Muschelklebers im Labor nachgebaut. Jetzt steht der erste Test an tierischen Körperzellen bevor. Das Team ist gespannt. Sind sie auf dem richtigen Weg?
"Man setzt die Zellen diesem Klebstoff aus. Im günstigen Fall passiert den Zellen nichts, im ungünstigen Fall sterben die, das wäre natürlich nicht gut. Wenn wir sehen, dass die Zellversuche positiv verlaufen, würden wir in ein Tierexperiment gehen. Das könnte eine Maus sein. Da würde man eine Modell-Operation durchführen, um zu sehen, wie ist das mit den klebtechnischen Eigenschaften und ob sich Entzündungsreaktionen zeigen."
Ist der Kleber verträglich, wird er als Nächstes an einem Zahnimplantat-Modell getestet. Denn er soll später Hohlräume zwischen Gewinde und Zahnfleisch auffüllen, weil sich dort bisher gerne Keime ansiedeln und oft Entzündungen im Kiefer hervorrufen.
"Zahnimplantate bestehen ja aus Titan, dann versuchen wir die Zahnimplantate mit diesem Klebstoff zu verkleben, gucken, hält der Klebstoff überhaupt auf Titan. Dann würde der Klebstoff genauso an einem lebenden Tier ausprobiert werden müssen. Es darf dann keine Entzündungsreaktion geben, es darf keine Reizung des Zahnfleischs geben."
Die Forscher sind zuversichtlich - sollte der neue Klebstoff "in Serie gehen" halten sie den Einsatz im OP für machbar. Vielleicht kann man dann eine gerissene Milz kleben, statt sie wie bisher zu entfernen, Implantate mit lebendem Körpergewebe verbinden oder winzige Ohrknöchelchen einkleben, die man sonst überhaupt gar nicht ersetzen könnte, weil man sie nicht annähen kann. Bis dahin werden aber noch mindestens zwei Jahre vergehen.