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Museen für Kommunikation erhalten deutlich weniger Geld

Die Zukunft der vier Museen für Post und Telekommunikation ist ungewiss. Wie der Deutschlandfunk am Mittwoch berichtet, haben die Unternehmen Post und Telekom ihre Mittel für die Museumsstiftung in den vergangenen zwei Jahren von 15 auf nun zwölf Millionen Euro abgesenkt. Der Sitz der Stiftung in Bonn wird zum Februar dieses Jahres aufgelöst.

Von Michael Köhler |
    " Ausstellen kann man nur Gegenstände, also die Dinge, die mit Kommunikation zu tun haben. Unser Thema ist nicht das Telefon, unser Thema ist das Telefonieren. "

    Chefkurator Hartwig Lüdtke beschreibt die Aufgabe und den Wandel, den die ehemaligen Postmuseen in zehn Jahren seit Gründung der Stiftung durchgemacht haben. Von Briefmarkensammlern und Hobbyfunkern sind die Häuser in Hamburg, Berlin, Nürnberg und Frankfurt zu modernen Kommunikationsmuseen geworden.

    Ausstellungen über Den "Brief", über "Post und Telefonkontrolle in der DDR", das "Fräulein vom Amt" oder "Botschaften des Herzens" waren neu. Das kam an. Die Besucherzahlen konnten in zehn Jahren seit 1995 insgesamt auf knapp eine halbe Million fast verdoppelt werden. Mit der finanziellen Ausstattung, einem Etat von bisher durchschnittlich 15 Mio Euro ist seit zwei Jahren Schluss. Zum Februar 2006 wird der Stiftungssitz in Bonn praktisch aufgelöst. Stiftungskurator Lüdtke:

    " Die Zusammenarbeit funktionierte die ersten Jahre hervorragend, dann haben die Unternehmen, die im Wettbewerb stehen, überprüft, wo sind eigentlich ihre Aktivitäten. Sie haben dann die kritische Frage gestellt, müssen wir das eigentlich machen, warum müssen wir als private Unternehmen eine öffentlich-rechtliche Stiftung in diesem Umfang, Jahr für Jahr unterstützen? "

    Im Kuratorium der Stiftung sitzen drei Vertreter der Post, drei der Telekom, drei des Bundes und zwei aus dem allgemeinen Museumswesen. Der Bund hat die Rechtsaufsicht. Nach zweimaligem Vorsitz durch den Bund wird nun ein Wechsel zur Unternehmensseite angestrebt. Ulrich Lissek ist Leiter der Unternehmenskommunikation der Telekom und als solcher Kuratoriumsmitglied der Stiftung.

    " Woran wir arbeiten mit den Museen, ist nicht die Museen abzuschaffen oder in ihrer Tradition zu beschränken, sondern, ich glaube Museen müssen sich auch mit der Gesellschaft, mit der Zeit weiterentwickeln. Ich glaube wir wissen alle, wenn man zehn Jahre an bestimmten Dingen nichts macht, man möglicherweise an Verfettungserscheinungen leidet. "


    Hartwig Lüdtke: " Daraus hat sich in den letzten beiden Jahren ein sehr ernster Konflikt zwischen den beiden privaten Unternehmen auf der einen Seite und der öffentlichen Hand, vertreten durch das Bundesfinanzministerium auf der anderen Seite, entwickelt. Und im Rahmen dieses Konfliktes wurden sogar Schließungsszenarien für mehrere unserer Museen durchdekliniert und das war schon eine sehr ernsthafte Krise für unsere Stiftung. Die beiden Häuser in Hamburg und Nürnberg standen zur Disposition, dann gibt es weniger Geld. "


    Ulrich Lissek: " Wir haben die Mittel von 2005 auf 2006 um zwei Millionen abgesenkt. Das führt aber nicht zu einer Verschlechterung des Museumsangebotes. "

    Wo soll nun die Reise hingehen, was ist die längerfristige Absicht: Verschlanken, Reduzieren, Umstrukturieren? Ulrich Lissek fragt, wie zeitgemäß die Museen "unterwegs" seien.

    " Im Wettkampf des öffentlichen Interesses, werde ich - nur weil ich eine Alleinstellung habe - , nicht nur ins Museum für Post und Telekommunikation gehen, da wird der Eine ins Senckenbergmuseum in Frankfurt oder in die Guggenheim Ausstellung in Bonn gehen. Also sie müssen schon gucken, dass sie im öffentlichen Interesse, im öffentlichen Wettstreit in die vorderen Positionen hineinrutschen."

    Ulrich Lissek von der Telekom ist letztlich Aktionären schuldig, zu sagen, was er wofür ausgibt. Und da betrachtet er ein Museum unter Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit. Er spricht gern von Optimierung und Effizienz, sagt aber zugleich auch, dass die Mittel von 12 Millionen bis 2009 garantiert sind.

    " Es kann ja nicht nur so sein, dass eine Museumseinrichtung so und so viel Geld bekommt und sich nicht fragen muss, interessiert das überhaupt einen. "

    Die Absenkung der Mittel hat Folgen. Kurator Hartwig Lüdtke ist nicht zornig oder ungehalten, fürchtet aber, dass durch personellen Abbau und durch Ändern der Struktur der Zusammenhalt verloren geht und die Häuser auseinanderdriften.

    " Aber das hat natürlich auch zur Konsequenz, das nicht in gleicher Weise wie bisher eine längerfristig strategische Ausrichtung unter dem Dach einer solchen Stiftung möglich ist. Es sind dann vier einzelne Museen. "

    Ulrich Lissek: " Auch wir stehen natürlich in einem wirtschaftlichen Wettstreit. Die Geldquellen bei Post und Telekom sprudeln natürlich nicht unerheblich weiter. Ich glaube, das ist landauf landab bekannt…also kann man sich auch hier neue Geldquellen im Museumsbetrieb erschließen. "

    Nach zehn Jahren kann man also fragen, wie glücklich auf Dauer eine public private partnership ist, oder wie sehr sie auf lange Sicht nicht nur das Gesicht der Museen, sondern der öffentlich Kultur insgesamt verändert.

    " Es ist einfach die Frage, mit was für einer Philosophie man an so ein Museum herangeht. "

    Die Stiftung wird quasi verflüssigt, ihr Bonner Sitz aufgelöst, circa 14 Mitarbeiter gehen. Kurator Lüdtke wechselt nach Baden-Württemberg. Es gibt keinen Nachfolger, sondern eine Art geschäftsführenden Direktor.

    Hartwig Lüdtke: " Ich selber werde die Leitung eines schönen großen Museums in Mannheim übernehmen, das Landesmuseum für Technik und Arbeit und dort wiederum die Geschichte der Technik in den Blick nehmen…dabei die Geschichte des Menschen suchen und dabei die Frage verfolgen, wie haben Mensch und Maschine sich im Lauf der Zeit miteinander vertragen und wie kann diese Geschichte in Zukunft weitergehen. "