Nein, er durfte wahrlich nicht fehlen, der Chor "va pensiero" aus Giuseppe Verdis "Nabucco". Eine Musik, die Italienern noch heute Tränen in die Augen treibt, in ihnen romantische Gefühle weckt, Erinnerungen an eine Zeit, als ihre Nation im Kampf gegen die Österreicher, die süditalienischen Bourbonen und den Papst entstand, eine Zeit romantischer Helden wie Garibaldi.
Tränen in den Augen und romantische Gefühle haben auch viele Italiener, die die Ausstellung "Die Seele und die Musik" im toskanischen Siena besichtigen. Eine Ausstellung zum Thema Musik und Revolution, Nation und Romantik.
Der Besucher durchwandert fünf Räume: einen Salon, einen Wintergarten, eine Bibliothek, einen Alkoven und einen Gemäldesaal, nachgebaut im schwülstig-rotsamtenen Plüsch- und Spitzendeckchenstil aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Man soll sich wie damals fühlen, vor 150 Jahren, als aus dem Vielvölkerstaat auf der Apenninhalbinsel "Italia" entstand.
Die römische Historikerin Orietta Rossi Pinelli ist eine der Kuratorinnen der multimedialen Romantik-Musik-Schau in Siena:
"Die Idee zu dieser Ausstellung ging von unserer Überzeugung aus, dass das Risorgimento nicht ohne den Einfluss der Romantik entstanden wäre. Ohne romantische Ideale in Literatur, Musik, Philosophie und bildenden Künsten hätte das Risorgimento nie seinen politischen Elan erhalten, der schließlich zum Staat Italien führte. Wir bieten einen Blick in die damalige Zeit."
Den Thesen der Ausstellungsmacher zufolge führte der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene europäische Diskurs um Freiheit, Nation und Patriotismus vor allem in Italien zu einem neuen Lebensgefühl. Ein als romantisch definiertes Lebensgefühl, das nicht nur in den bildenden Künsten und in der Musik Neues provozierte, sondern eben auch im politischen Ideengut. Die idealistischen Ideen der Romantik wirkten in diesem Sinn wie ein politischer Katalysator zur Schaffung eines italienischen Nationalstaates. Die Musik, erklärt die Ausstellungsmacherin, nahm dabei eine besonders wichtige Rolle ein, wurde sie doch zum patriotischen Kampfmittel. Der historische Blick bleibt dabei ganz auf Italien konzentriert und stellt, was diskussionswürdig ist, die italienische Entwicklung als europäischen Sonderfall vor:
"Der roten Faden der Ausstellung ist natürlich die Musik, denn sie hat in der Romantik die Seelen der Menschen an meisten berührt. Die Musik der Romantik provozierte tiefe Gefühle der Einfachheit, der Mythen, der Legenden und der Träume. Man kann also von einem romantischen Seelenzustand sprechen, der Italiens Staatseinigung vorantrieb."
In den nachgebauten Räumlichkeiten eines Hauses aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind echte und auch virtuell wiedergegebene Meisterwerke jener Zeit zu sehen: von Courbet und Hayez, von Delacroix, Boldini, von Friedrich, Fuessle, Schinkel, Kopisch und vielen anderen. Erläuternde Texte in jedem der Räume liefern ausführliche Hintergrundinformationen zu dem von den Ausstellungsmachern immer wieder hervorgehobenen speziellen Zusammenhang zwischen romantischem Bewusstsein und italienischer Staatseinigung.
Musik von Chopin und Verdi, von Schumann, Liszt und Wagner begleitet den Ausstellungsbesucher auf Schritt und Tritt - immer wieder vermischt mit Primärtexten von Novalis, Manzoni, Stendhal und Byron. Der englische Dichter Byron – so erfährt man beispielsweise – kämpfte in Italien an der Seite der "Carbonari", eines patriotischen und liberalen Geheimbundes, für die Befreiung Italiens von den österreichischen Besatzern im Norden, die Überwindung der Kleinstaaterei und das Entstehen eines italienischen Einheitsstaates.
Die Ausstellung "Die Seele und die Musik" bietet einen originell präsentierten didaktischen Ansatz - Augen- und Ohrenschmaus zugleich – zum Verständnis der italienischen Staatseinigung unter romantischen Prämissen.
Der einzige Nachteil für deutschsprachige Besucher: Ohne wenigstens ein paar Italienischkenntnisse kommt man nicht weit.
Tränen in den Augen und romantische Gefühle haben auch viele Italiener, die die Ausstellung "Die Seele und die Musik" im toskanischen Siena besichtigen. Eine Ausstellung zum Thema Musik und Revolution, Nation und Romantik.
Der Besucher durchwandert fünf Räume: einen Salon, einen Wintergarten, eine Bibliothek, einen Alkoven und einen Gemäldesaal, nachgebaut im schwülstig-rotsamtenen Plüsch- und Spitzendeckchenstil aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Man soll sich wie damals fühlen, vor 150 Jahren, als aus dem Vielvölkerstaat auf der Apenninhalbinsel "Italia" entstand.
Die römische Historikerin Orietta Rossi Pinelli ist eine der Kuratorinnen der multimedialen Romantik-Musik-Schau in Siena:
"Die Idee zu dieser Ausstellung ging von unserer Überzeugung aus, dass das Risorgimento nicht ohne den Einfluss der Romantik entstanden wäre. Ohne romantische Ideale in Literatur, Musik, Philosophie und bildenden Künsten hätte das Risorgimento nie seinen politischen Elan erhalten, der schließlich zum Staat Italien führte. Wir bieten einen Blick in die damalige Zeit."
Den Thesen der Ausstellungsmacher zufolge führte der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene europäische Diskurs um Freiheit, Nation und Patriotismus vor allem in Italien zu einem neuen Lebensgefühl. Ein als romantisch definiertes Lebensgefühl, das nicht nur in den bildenden Künsten und in der Musik Neues provozierte, sondern eben auch im politischen Ideengut. Die idealistischen Ideen der Romantik wirkten in diesem Sinn wie ein politischer Katalysator zur Schaffung eines italienischen Nationalstaates. Die Musik, erklärt die Ausstellungsmacherin, nahm dabei eine besonders wichtige Rolle ein, wurde sie doch zum patriotischen Kampfmittel. Der historische Blick bleibt dabei ganz auf Italien konzentriert und stellt, was diskussionswürdig ist, die italienische Entwicklung als europäischen Sonderfall vor:
"Der roten Faden der Ausstellung ist natürlich die Musik, denn sie hat in der Romantik die Seelen der Menschen an meisten berührt. Die Musik der Romantik provozierte tiefe Gefühle der Einfachheit, der Mythen, der Legenden und der Träume. Man kann also von einem romantischen Seelenzustand sprechen, der Italiens Staatseinigung vorantrieb."
In den nachgebauten Räumlichkeiten eines Hauses aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind echte und auch virtuell wiedergegebene Meisterwerke jener Zeit zu sehen: von Courbet und Hayez, von Delacroix, Boldini, von Friedrich, Fuessle, Schinkel, Kopisch und vielen anderen. Erläuternde Texte in jedem der Räume liefern ausführliche Hintergrundinformationen zu dem von den Ausstellungsmachern immer wieder hervorgehobenen speziellen Zusammenhang zwischen romantischem Bewusstsein und italienischer Staatseinigung.
Musik von Chopin und Verdi, von Schumann, Liszt und Wagner begleitet den Ausstellungsbesucher auf Schritt und Tritt - immer wieder vermischt mit Primärtexten von Novalis, Manzoni, Stendhal und Byron. Der englische Dichter Byron – so erfährt man beispielsweise – kämpfte in Italien an der Seite der "Carbonari", eines patriotischen und liberalen Geheimbundes, für die Befreiung Italiens von den österreichischen Besatzern im Norden, die Überwindung der Kleinstaaterei und das Entstehen eines italienischen Einheitsstaates.
Die Ausstellung "Die Seele und die Musik" bietet einen originell präsentierten didaktischen Ansatz - Augen- und Ohrenschmaus zugleich – zum Verständnis der italienischen Staatseinigung unter romantischen Prämissen.
Der einzige Nachteil für deutschsprachige Besucher: Ohne wenigstens ein paar Italienischkenntnisse kommt man nicht weit.