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Musik aus dem Netz - ein Vergleich

Musik aus dem Netz ist ein Dauerbrenner. Inzwischen drängen immer mehr Streaming-Dienste auf den Markt. So auch Spotify. Wissenschaftsjournalist Jan Rähm erklärt die Funktionsweise des Streamingdienstes und vergleicht diesen mit der Konkurrenz.

Von Jan Rähm | 17.03.2012
    Manfred Kloiber: Musik aus dem Netz, das ist ein Dauerbrenner. Erst kam ja sie aus dubiosen Tauschbörsen á la Napster oder Kazaa. Nicht legal, dafür aber für den Anwender günstig. Jahre später dann machte Apple den online Musikerwerb mit seinem iTunes Music Store legal und erbrachte auch den Beweis irgendwie, dass die Kunden durchaus auch Willens sind, für Musik zu bezahlen. Doch diese legalen Lösungen, die können auch schnell ins Geld gehen. In dieser Woche nun startete vielbeachtet ein neuer Dienst: Spotify. Was ist das Besondere daran? Das frage ich Jan Rähm in Berlin. Herr Rähm, was macht Spotify zur Lichtgestalt der Streamer?

    Jan Rähm: Man muss dazu sagen, Spotify ist nicht ganz neu. Spotify ist schon aktiv in vielen Regionen dieser Welt und ein Grund dafür könnte sein, dass es eine kostenlose Variante gibt, mit der der Anwender kostenlos Musik hören kann, wenn auch mit kleinen Einschränkungen. Und zwar: Alle 15 Minuten streut Spotify in den Musikgenuss ein wenig Werbung ein.

    Kloiber: Das Besondere ist ja, dass es ein Streaming-Dienst ist. Wie funktioniert der?

    Rähm: Also Streaming, das bedeutet im Endeffekt, es ist ein kontinuierliches Aussenden. Man kann das ein bisschen vergleichen mit dem Radio, dort gibt es ja auch einen Sendemast. Der sendet Minute um Minute, Stunde um Stunde, immer das Radioprogramm aus und Sie zu Hause am Radiogerät können das empfangen. Sie können den Empfang aber nicht stoppen. Sie können nicht ein Lied überspringen oder zurückspulen. Und ganz ähnlich ist das bei einem Streaming-Dienst: Das ist das Ganze nur über das Internet. Es gibt einen Server und einen Empfänger. Und der Empfänger, das kann der eigene Rechner sein oder mobile Geräte. Und dort wird die Musik also vom Server zum Empfänger gestreamt, also ausgesendet.

    Dabei gibt es zwei Varianten: Einmal eine radioähnliche. Dort erfolgt die Auswahl der Titel durch den Anbieter. Der Anwender, der wählt nur die Art der Musik, also das Genre oder die Musikfärbung, wie lustig, traurig, unterhaltend. Die zweite Art des Streamings, das ist so eine Art Pattenladen. Da geht hin und kann sich dann, man nennt das "On-Demand-Streaming", man kann sich dort Künstler und Titel auswählen und bekommt sie dann aufs Endgerät gesendet. Bei einigen Anbietern gibt es sogar als Besonderheit noch die sogenannte Offline-Nutzung, das heißt, ich kann mir diese Titel nicht nur streamen lassen, sondern sogar auch noch aufs Endgerät herunterladen.

    Kloiber: Zu dieser zweiten Art, dem On-Demand-Streaming, gehört ja auch Spotify. Aber Spotify hat auch Mitbewerber. Wo liegen hier die Unterschiede?

    Rähm: Also neben Spotify gibt es im Moment eine ganze Reihe Mitbewerber. Das sind zum Beispiel Simfy, Napster, Deezer, Rdio oder Juke, und sie gleichen sich alle doch ziemlich. Es gibt ein wenig Unterschiede bei der Musikauswahl und dem Preis. Bei der Auswahl bieten alle zwischen 13 und 16 Millionen Musiktitel, aus denen der Anwender wählen kann und beim Preis bieten alle auch ungefähr das Gleiche. Sie haben eine unterschiedlich lange Testphase. Das sind manchmal nur wenige Tage, manchmal ist das sogar ein ganzer Monat. Und dann kostet das Ganze Geld. Wenn man sich das nur auf den Rechner oder auf die HiFi-Anlage streamen lassen möchte, dann kostet es so um die fünf Euro. Wenn man das auch noch auf mobilen Endgeräten wie zum Beispiel auf einem Handy mit Android oder mit iOS, als dem iPhone, nutzen möchte, dann kostet es so um die zehn Euro. Dann ist da aber auch meistens schon die offline-Nutzung drin, das heißt ich kann mir die Titel herunterladen und sie dann auch unterwegs hören, ohne meinen mobilen Datenvertrag zu belasten.

    Kloiber: Was gibt es denn zu kritisieren? Was können die Dienste nicht?

    Rähm: Ganz große Kritik ist aufgekommen am Login und das ganze betrifft Spotify und Deezer. Diese zwei Dienste ermöglichen die Anmeldung nur über Facebook. Also man kann sich nicht direkt bei diesen Diensten anmelden, sondern man gibt dort sein Facebook-Login an und wird dann darüber identifiziert bei Spotify. Und die Kritik daran ist, dass alles was der Anwender hört auch auf Facebook gepostet wird. Das heißt, jeder der Freunde kann sehen, was ich gerade höre und das könnte manchen Menschen vielleicht nicht ganz so genehm sein. Zudem gibt es ja doch ein paar Nutzungseinschränkungen bei den Streaming-Diensten, vor allen Dingen bei diesen Offline-Titeln. Die kann ich jetzt nicht einfach auf meinem Rechner speichern und dann an meine Freundin oder einen Freund weitergeben. Und ich kann diese Offline-Titel auch nur solange nutzen, während das Abo läuft. Ich kann sie mir jetzt nicht auf CD brennen, ich kann sie nicht für etwas anderes benutzen, wie ein Musik-Video, sondern sie sind wirklich nur zum Anhören da und dann werden sie auch wieder gelöscht, wenn ich das Abo beende. Zudem sind die Lizenz-Fragen noch immer nicht abschließend geklärt: Also wer darf welche Musik wie aussenden und was haben die Urheber davon? Die Gema hat in der Woche mitgeteilt, das es mit Spotify noch keine Einigung gibt, aber man arbeitet daran.

    Kloiber: Jan Rähm über On-Demand-Streaming. Vielen Dank.