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Musik fürs iPad

Bastus Trump ist Musiker, Sound Designer und Klangkünstler. Nach Studien in Nürnberg und Berlin hat er jetzt ein Musikinstrument entwickelt, das seinesgleichen sucht. Alles, was man dazu braucht, ist ein iPad.

Von Thomas Senne |
    So klingt es: das Orphion. Eine Weltneuheit made in Germany. Ein völlig neues Musikinstrument, das der Schwabacher Bastus Trump erfunden hat.

    "Grundsätzlich besteht das Orphion aus verschiedenen virtuellen Pads, die konkret dann einfach aussehen wie kleine blaue Kreise. Die sind tonal gestimmt, d.h. denen ist eine bestimmte Tonhöhe
    zugeordnet. Und je nachdem wie ich mit dem Finger diese Pads berühre und mit ihnen interagiere, kann ich den Klang beeinflussen, modellieren und eben unterschiedliche Tonhöhen spielen"."

    ""Hier sehen Sie mein iPad und wenn ich die App starte, dann sehen Sie hier jetzt gleich die etwas komplexere Anordnung mit den Pads, die in verschiedenen Intervall-Strukturen angeordnet sind. Also man hat hier in einer Achse Halbtöne und in der horizontalen Achse große Terzen
    und so ergeben sich dann hier in verschiedenen Achsen z.B. Quarten und Quinten ..."."

    ... aber auch zusammenhängende Melodien, die durch Berühren der bunten Kreise auf dem Touchscreen des iPad mit den Fingern erzeugt werden können.

    ""Den Prototyp hab ich in einer Sprache, die heißt Max MSP, entwickelt. Das ist eine grafische Programmieroberfläche, die eigentlich vor allem in der Neuen Musik verbreitet ist, bei Komponisten. Hab damit erst mal das Sound-Design und die eigentliche Klangforschung gemacht und die Ergebnisse dann daraus übertragen für die Programmierung für das iPad , wofür ich’s letztlich noch mal komplett neu entwickeln musste"."

    Von Haus aus ist Bastus Trump Jazzsaxophonist. Er besuchte zunächst die Nürnberger Musikhochschule, bevor er dann nach Berlin wechselte, um an der Universität der Künste "Soundstudies" zu studieren. Denn er war nicht nur musikalisch begabt, sondern interessierte sich als Software-Tüftler schon früh für den Bereich Technik und Computer. Vor allem der
    Touchscreen hatte es ihm angetan.

    ""Die Initialzündung war tatsächlich technischer Art. Dass ich mir überlegt hab: In so einem Touchscreen, da muss ja noch mehr drinstecken als so die Apps, die es bisher gibt, die eigentlich versuchen, bestehende Instrumente Eins zu Eins zu kopieren, was eben oft nicht gut funktioniert. Und das war so die Initialzündung für mich, zu sagen: Ich will hier versuchen, was Besseres auf die Beine zu stellen"."

    Nach intensiver Vorarbeit konnte Trump schließlich die Firma Apple für sein Projekt begeistern.

    ""Man bekommt von Apple 'ne Entwicklungsumgebung, in der man erst mal kostenlos ausprobieren kann, ob die eigene Idee so überhaupt funktioniert. Wenn man es dann wirklich auf dem Gerät testen will, dann braucht man einen Entwickler-Account, den man bezahlen muss. Und dann bekommt man quasi die Lizenz, eine Software auf das eigene iPad zu laden und kann dann alle Varianten ausprobieren und dann der Programmierung filen"."

    Heute lehrt der 28-Jährige an der Musikhochschule Nürnberg. Für ihn immer noch faszinierend: die große Spannweite seines Instrumentes.

    ""Das Orphion ist vom Klang her eigentlich nicht so richtig einzuordnen in einer bestimmten Instrumentenkategorie, so wie wir das kennen. Am ehesten aber im Bereich von Saiteninstrumenten, aber je nach Anschlag und Spielweise klingt es auch eher wie eine Trommel. Also es ist irgendwo dazwischen"."

    Ein wenig erinnert der Klang des Orphions an japanische Koto-Musik. Durch Transponieren am Touchscreen ist der Sound aber auch anders einstellbar und klingt manchmal wie ein E-Bass.

    Und das alles zu einem Spottpreis – vorausgesetzt man besitzt ein iPad.

    ""Man kann das runterladen für vier Euro im App-Store in der Kategorie Musik ..."

    .. wie dies bisher schon über 5000 Interessenten getan haben. Tendenz steigend. Eine große Zukunft, so scheint es, für ein neues Instrument, das in der E- und U-Musik professionell ebenso eingesetzt werden kann wie in der Freizeit und Pädagogik.