Donnerstag, 18. April 2024

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Musik im Kraftwerk
Licht und Klang aus dem Norden

Beim Kammermusikfest "Spannungen" im Eifelstädtchen Heimbach erklang die Uraufführung von Erkki-Sven Tüürs "Lichttürme". Bachs Doppelkonzert ungewöhnlich interpretiert von Geige und Saxophon und Dvořáks frühes Streichquartett gab es obendrein.

Am Mikrofon: Oliver Cech | 07.01.2018
    Christian Tetzlaff, Lars Vogt und Tanja Tetzlaff gratulieren Erkki-Sven Tüür auf der Heimbacher Kraftwerkbühne zur Uraufführung seiner "Lichttürme"
    Erkki-Sven Tüür (rechts) gehört zu Estlands führenden Komponisten (cschmitz)
    Licht und Klang haben vieles gemeinsam. Beide Phänomene sind ungreifbar, beide sind wellenförmig, und beide wirken unmittelbar und intensiv auf die Psyche. Der estnische Komponist Erkki-Sven Tüür, 2017 "composer in residence" beim Festival Spannungen, führt seine Zuhörer durch Zwischenwelten, in denen Träume und Visionen den Verstand umfangen. "Lichttürme" hat er seine Auftragskomposition genannt, die in Heimbach zur Uraufführung kam. Ebenso wie im Schwesterwerk "Fata Morgana" sind die Grenzen zwischen Licht und Schatten, Farben und Klangfarben hier fließend. Es handelt sich um eine spirituelle Musik, die aus der Weite der lichterfüllten nordischen Sommer schöpft - und dabei überraschend zugänglich ist, mit minimalistischen Anleihen und Einflüssen aus dem Jazz.
    Eine weitere Überraschung dieses Abends: Dass man Bachs Konzertmusik auf einem Saxophon interpretieren kann. Asya Fateyeva ist dieses Kunststück gelungen.
    Ein Experiment ist schließlich auch Antonín Dvořáks frühes Streichquartett in e-Moll, das der Komponist selbst eigentlich in der Schublade verschwinden lassen wollte. Aus heutiger Sicht war Dvořák aber seiner Zeit weit voraus: Keine gepflegte Konversation verlangt er dem Streichquartett ab, sondern orchestrale Klangfülle und eine kühne Harmonik, die deutlich von Wagner inspiriert ist.
    Erkki-Sven Tüür
    "Fata Morgana" und "Lichttürme" für Violine, Violoncello und Klavier
    Johann Sebastian Bach
    Doppelkonzert für Saxophon, Violine und Streichorchester c-Moll BWV 1060R
    Antonín Dvořák
    Streichquartett Nr. 4 e-moll o. op.B.
    Christian Tetzlaff, Antje Weithaas und Anna Resniak, Violine
    Racel Roberts, Viola

    Tanja Tetzlaff, Gustav Rivinius und Maximilian Hornung, Violoncello
    Asya Fateyeva, Saxophon
    Lars Vogt, Kiveli Dörken und Herbert Schuch, Klavier
    Festival Strings Heimbach
    Aufnahme vom 23.6.16 aus dem Wasserkraftwerk Heimbach