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Musik in der Schule

Viele von ihnen hätten nie ein Instrument gelernt. Die Schüler an der Grundschule in der Vöde in Bochum können jetzt Gitarren zupfen, Querflöte spielen, Geige oder Kontrabass. Schon seit 2003 machen sie beim Projekt "Jedem Kind ein Instrument" mit. Einmal pro Woche gibt es nach der Schule, direkt im Anschluss an die fünfte Schulstunde eine Stunde Unterricht in ihrem selbst gewählten Lieblingsinstrument. Musikschullehrer bringen ihnen Noten, Technik und den richtigen Rhythmus bei.

Von Hilde Braun |
    " Ich wollte schon immer Querflöte spielen weil das mein großer Traum war."

    Jaquelines silberne Querflöte glänzt frisch geputzt. Sicher bläst die 10-Jährige mit den braunen halblangen Haaren und dem bunten Ringel-T-Shirt in das Instrument. Zusammen mit drei Mitschülerinnen bildet sie einen Kreis im Klassenraum der Grundschule, vor ihnen aufgebaut stehen Notenständer. Musikschullehrerin Sigrid Schumacher steht daneben, schnippt mit den Fingern den Takt:

    " Noch einmal dann haben wir's "

    Annika und Nina mit den vielen Sommersprossen im Gesicht stehen Jaqueline und ihrer Freundin Kim gegenüber. Sie haben noch etwas Schwierigkeiten die richtigen Töne zu treffen. Heute werden Oktaven geübt. Zu jedem Grundton müssen die Mädchen hohe Töne bilden.

    " Können wir uns einigen, dass wir alle nur E spielen? Aha "

    " Also der Unterricht ist manchmal etwas schwer, aber sonst eigentlich einfach."

    Sigrid Schumacher ist mit Begeisterung bei der Sache, lobt die Mädchen immer wieder, wird nicht böse, wenn sich jemand verspielt. Sie weiß, dass den Mädchen der Musikunterricht nach dem stillsitzen in der Schule gut tut:

    " Das Musikmachen spricht eben immer noch ganz andere Sinne an, man kann sich eben auch ein bisschen dabei bewegen, die Musik empfinden und das gibt dann einfach dieser Konzentration noch mal so einen Schub, auch in dieser 6. Stunde, wenn man schon ein bisschen müde ist."

    Die Kinder haben auch einmal die Woche regulären Musikunterricht. Rita Brockschmid hat Schulmusik studiert. Sie gibt die Stunden und weiß, dass es in manchen Schulen anders aussieht.

    " Das ist das Problem auch an vielen Grundschulen, das eben keine Musikfachleute da sind, die Lehrer, die ansonsten Musikunterricht unterteilen unterrichten das natürlich fachfremd und dann muss man natürlich auch dazu sagen wird der Musikunterricht auch mal nicht erteilt wenn andere Dinge dringender sind."

    Sie unterstützt das Projekt: "Jedem Kind ein Instrument" organisatorisch, investiert freie Zeit und Fachwissen. Oft bleibt sie noch nach ihrem eigentlichen Unterrichtsschluss in der Schule, schaut beim Instrumentenunterricht zu.

    " Die Kinder die ich so beobachte, jetzt im Gitarren- oder im Geigenunterricht, da denke ich schon, dass die Sozialverhalten enorm trainieren, die spielen ja auch im Ensemble, und da lernen die: wenn jetzt die Flöten solange üben, müssen die anderen solange warten, die können da nicht einfach losklimpern, die müssen sich darauf einstellen. "

    Sina und Fabian üben einen Raum weiter Gitarre mit ihrem Lehrer Thomas Scharkowski

    " Ich zeig Euch wie es geht, wir setzen den Daumen auf die vierte Seite, andersrum, genau, und dann nehmen wir den Zeigefinger der linken Hand und setzen ihn auf die zweite Seite im ersten Bund ganz genau ... So ja super, das ist der erste Akkord, den wir brauchen bei dem Lied. "

    Die beiden Drittklässler sind heute nur zu zweit, sitzen mit den etwas kleineren Kindergitarren ihrem Lehrer gegenüber, den rechten Fuß auf einer Stütze leicht erhöht:

    " Ich will Rockstar werden, deshalb hab' ich mir die Gitarre ausgesucht, weil man damit so schöne Töne machen kann."

    Sina übt einmal pro Woche zuhause, auch wenn es manchmal hart ist:

    " Mir tut der Mittelfinger hier so ein bisschen weh, wenn man da so rein geht, dann drückt das so rein, ansonsten klappt es gut."

    Die Unterrichtsstunden gehen für ihn immer viel zu schnell vorbei. Auch für Gitarrenlehrer Thomas Scharkowski vergeht die Zeit wie im Flug:

    " So Hausaufgabe: einfach noch mal wiederholen und dann machen wir zur Belohnung nächste Stunde was Neues. "

    Auch die Mädchen, im Raum gegenüber packen ihre Instrumente wieder ein. Über die Hälfte aller Schüler an der Grundschule nehmen an dem Projekt teil. Jaqueline hätte ohne das Angebot jedenfalls nicht gelernt, Querflöte zu spielen.

    " Erst haben Mama und Papa gesagt, dass ist zu teuer, doch dann habe ich sie überredet. Das wurde ja hier in der Schule angeboten, da habe ich einfach mal meinen Eltern erzählt, dass das auch angeboten wird und das war einfach auch billiger, dann haben sie es erlaubt. "