Stift Heiligenkreuz erinnert es an eine Festung, es ist von hohen Mauern umgeben. 77 Mönche sollen hier leben. Hinter der Pforte, neben der ein Klosterladen Heiligenbilder und Klosterwein verkauft, öffnet sich ein schattiger, mit Bäumen bestandener Hof. Der Blick fällt auf die Stiftskirche, deren steinerne Fassade wie ein Monolith zwischen dem fein verputzten Nachbargebäuden wirkt. Uralt ist sie und verwittert. Vor rund 900 Jahren wurde der Bau der Kirche zum heiligen Kreuz begonnen.
Die Glocke ruft zum Mittagsgebet. Fünf Mal am Tag treffen sich die Mönche zum Beten in der Kirche, das erste Mal um fünf Uhr in der Frühe.
Im Innern der Kirche riecht es nach Weihrauch und altem Holz. Das Chorgestühl zwischen Besucherraum und Altar wird von flackerndem Kerzenlicht beleuchtet. Darin sitzen de Mönche in ihren weißen Gewändern und verneigen sich immer wieder in Richtung Altar und Kreuz. Jedes Gebet endet mit einem "Gloria Patri et filio", dem "Ehre sei dem Vater und dem Sohn". Dazu erheben sich die Mönche in ihrem prächtig verzierten Chorgestühl. Die Texte in lateinischer Sprache entstammen dem biblischen Buch der Psalmen. Sie preisen die Erhabenheit und Größe Gottes.
Im Halbdunkel des Kirchengewölbes fühlt man sich wie aus der Zeit gefallen. Heiligenkreuz ist eines der ältesten Klöster des Zisterzienserordens. Der Name ist dem Gründungsort entlehnt; das erste Kloster des Ordens stand im französischen Cistercium. Die Zisterzienser sind aus dem Benediktinerorden hervorgegangen, sie gelten als sehr fromm. "Ora et Labora", Beten und Arbeiten, das ist ihr Leitspruch.
Die Besucherbänke im hinteren Teil der Kirche sind bis auf den letzten Platz besetzt. Denn die Mönche von Heiligenkreuz sind berühmt geworden. Vor einigen Monaten erschien eine CD mit ihren gregorianischen Gesängen auf dem Markt - und wurde ein Bestseller.
Noch ein wenig Gesang, dann Kreuzblende in
Nach dem Gebet geht es ins Refektorium, den Speisesaal. Hier speisen die Gäste, die eine oder mehrere Nächte im Kloster verbringen. Die Mönche bleiben lieber unter sich; sie speisen in ihrem eigenen Refektorium. Nach dem Essen kommt Pater Karl Wallner zum Gespräch. Der 45-Jährige Mönch trägt einen Ziegenbart und hat ein lausbubenhaftes Lächeln. Er war es, der sich auf eine Ausschreibung für Kirchenmusik der Plattenfirma Universal beworben hat, ohne zu ahnen, welche Lawine er da lostreten würde:
" Die Homepage von Universal Music hat ausgeschaut wie die Homepage von einem walisischen Trachtenverein. Und ich dachte, das ist irgend so ein kleiner Club in England, der sucht jetzt einen Chor von Ordensleuten. Und erst im Laufe der Zeit haben wir gemerkt, was für eine mega, mega, giga, giga Firma Universal ist für Musikproduktion. "
Pater Karl: " Es hat niemand damit gerechnet, dass es so ein Erfolg wird. Wir sind dann sofort in England eingestiegen auf den Pop-Charts der verkauften Alben unter den Top Ten. Das war so eine Sensation, weil nur zwei österreichische Sänger bisher, nämlich Falco und DJ Ötzi, na gut - die sind dort eingestiegen auch. Und wir sind die dritten von Österreich, die jetzt unter den ersten Zehn von England waren. Und dann in Österreich war die sofort auf Platz 1 in den Popcharts der verkauften Alben auch. "
Der Erfolg kam nicht völlig überraschend. Die Mönche hatten zuvor Videos auf die Internet-Plattform YouTube gestellt, die den Choral der Mönche und den Klosterbesuch von Papst Benedikt dem 16. vor einem Jahr dokumentieren. Sie wurden zigtausendmal angeklickt. Wer aber glaubt, dass man demnächst in der Konzerthalle die "Singenden Mönche vom Wienerwald" erleben kann, der wird enttäuscht. Pater Karl:
" Wir haben viele Einladungen für Tourneen. Wir können nicht auf Bühnen klettern und zu Leuten singen. Das würde dem Wesen dieser Musik widersprechen: Es ist gesungenes Gebet. "
Zurück auf dem Klosterhof. Eine Reisegruppe aus den USA ist eingetroffen. Seit das Kloster für seinen Choral berühmt geworden ist, strömen immer mehr Besucher nach Heiligenkreuz. Viele junge Leute sind darunter, wie auch diese drei jungen Frauen, die den Gesang der Mönche hören wollen.
" Es hat uns schon beeindruckt. Im Radio haben wir des gehört, und deswegen wollten wir uns das anhören. Wir machen eine Geburtstagsausfahrt für unser Geburtstagskind, das hat morgen Geburtstag und des ist ein Highlight. "
Stift Heiligenkreuz gilt als modernes Kloster - auch deshalb, weil die Mönche sehr jung sind. Einer von ihnen ist Frater Johannes Paul, 22 Jahre alt. Der Frater, lateinisch für "Bruder", ist vor zwei Jahren Mönch geworden. Natürlich trägt auch er den "Habit", das weiße Mönchsgewand mit dem schwarzen Überwurf. In den letzten fünf Jahren, sagt er, seien über 20 junge Männer neu ins Kloster eingetreten. Versuch einer Erklärung:
" Letztlich ist es eine Berufung von Gott, das bleibt immer auch ein Geheimnis. Aber vielleicht einfach, dass die Menschen übersättigt sind außerhalb in der Welt. Alles ist zu einer Wegwerfkultur geworden, nichts ist mehr bleibend, nichts ist mehr fest. Alles ist immer schneller und immer dieses Immer-verfügbar-Sein. Alles ist verzweckt und wird verkauft. Da suchen die Menschen wieder nach Bleibendem, nach Wahrem und so ist sicher wieder eine neue Sehnsucht nach Gott entstanden. Auf der anderen Seite ist vielleicht auch die Kirche in ihrem Kern wieder fester geworden. "
Frater Johannes Paul öffnet die Tür und schreitet hinein in das Labyrinth des Klosters, in den düsteren Kreuzgang, der aus dem 12. Jahrhundert stammt und gotische und romanische Stilelemente verbindet. Die Wände sind mit hölzerner Täfelung verkleidet. Die Luft ist kühl. In der Mitte des quadratischen Hofes leuchtet der Klostergarten in sattem Grün.
An einer Stelle öffnet sich die Mauer zu einer Kapelle, in der ein mit Grünspan überwachsener Brunnen steht. Die übereinander liegenden Becken haben im Laufe der Jahrhunderte seltsame Formen angenommen.
" Dieses Wasser wird gespeist aus einer echten Quelle. Und im Mittelalter war das die einzige Wasserquelle für die Mönche. Zum Kochen und zum Waschen wurde das Wasser verwendet. Wie man sieht, ist das Wasser sehr kalkhaltig, deshalb hat sich diese Kalkablagerung ergeben und das ist jetzt ein Naturdenkmal. "
Auf der rechten Seite des Kreuzgangs öffnen sich immer neue Tore zu weiten, steinernen Hallen.
" Also hier ist der Kapitelsaal, das ist der Versammlungsraum der Mönche. Und etwas sehr Dramatisches findet hier einmal im Jahr statt, nämlich die Einkleidung von neuen Mönchen. Wenn junge Männer sich entscheiden ins Kloster einzutreten, dann werden sie in einem feierlichen Akt eingekleidet, das heißt sie erhalten dann den Habit, das Mönchsgewand, das wir als Zeichen unserer Hingabe an Gott und an die Kirche tragen. Das ist immer ein dramatischer Augenblick, weil es ein tiefer Einschnitt im Leben eines jungen Menschen ist. Oft geht es nicht ohne Tränen zu, seien es die Eltern oder manchmal auch die Ex-Freundinnen. "
Am Ende der Halle schimmert Licht durch eine der Türen. Für Besucher ist dies ein verbotener Trakt: Dahinter befindet sich der Konvent, der Wohnbereich der Mönche. Frater Johannes Paul geht durch die Sakristei in die Hauptkirche. Über dem Altar hängt ein goldfarbenes Kruzifix. Es leuchtet hell im Schein der Sonnenstrahlen, die durch die kunstvoll bemalten Kirchenfenster fallen. Davor stehen die Holzbänke des Chorgestühls, wo sich die Mönche bald wieder zum Gebet sammeln werden.
Neben der Stiftskirche steht die kleinere Kreuzkirche, Ziel von Wallfahrern und ein beliebter Ort für Hochzeiten. Das Kruzifix über dem Altar wurde während der Kreuzzüge in den Wienerwald gebracht. Es ist aus einem Stück Holz gefertigt, das angeblich vom Kreuz Jesu Christi stammt. Es ist die wichtigste Reliquie in Heiligenkreuz, und viele Gläubige kommen nur ihretwegen her.
Heiligenkreuz ist nur die erste Station auf dem Pilgerweg Via Sacra. Wer weiter möchte, geht von hier aus in einer Woche nach Mariazell, wo der Weg endet. Aber vorher lockt die Klostergaststätte - mit einem Schoppen Wein vom klostereigenen Gut.
Die Glocke ruft zum Mittagsgebet. Fünf Mal am Tag treffen sich die Mönche zum Beten in der Kirche, das erste Mal um fünf Uhr in der Frühe.
Im Innern der Kirche riecht es nach Weihrauch und altem Holz. Das Chorgestühl zwischen Besucherraum und Altar wird von flackerndem Kerzenlicht beleuchtet. Darin sitzen de Mönche in ihren weißen Gewändern und verneigen sich immer wieder in Richtung Altar und Kreuz. Jedes Gebet endet mit einem "Gloria Patri et filio", dem "Ehre sei dem Vater und dem Sohn". Dazu erheben sich die Mönche in ihrem prächtig verzierten Chorgestühl. Die Texte in lateinischer Sprache entstammen dem biblischen Buch der Psalmen. Sie preisen die Erhabenheit und Größe Gottes.
Im Halbdunkel des Kirchengewölbes fühlt man sich wie aus der Zeit gefallen. Heiligenkreuz ist eines der ältesten Klöster des Zisterzienserordens. Der Name ist dem Gründungsort entlehnt; das erste Kloster des Ordens stand im französischen Cistercium. Die Zisterzienser sind aus dem Benediktinerorden hervorgegangen, sie gelten als sehr fromm. "Ora et Labora", Beten und Arbeiten, das ist ihr Leitspruch.
Die Besucherbänke im hinteren Teil der Kirche sind bis auf den letzten Platz besetzt. Denn die Mönche von Heiligenkreuz sind berühmt geworden. Vor einigen Monaten erschien eine CD mit ihren gregorianischen Gesängen auf dem Markt - und wurde ein Bestseller.
Noch ein wenig Gesang, dann Kreuzblende in
Nach dem Gebet geht es ins Refektorium, den Speisesaal. Hier speisen die Gäste, die eine oder mehrere Nächte im Kloster verbringen. Die Mönche bleiben lieber unter sich; sie speisen in ihrem eigenen Refektorium. Nach dem Essen kommt Pater Karl Wallner zum Gespräch. Der 45-Jährige Mönch trägt einen Ziegenbart und hat ein lausbubenhaftes Lächeln. Er war es, der sich auf eine Ausschreibung für Kirchenmusik der Plattenfirma Universal beworben hat, ohne zu ahnen, welche Lawine er da lostreten würde:
" Die Homepage von Universal Music hat ausgeschaut wie die Homepage von einem walisischen Trachtenverein. Und ich dachte, das ist irgend so ein kleiner Club in England, der sucht jetzt einen Chor von Ordensleuten. Und erst im Laufe der Zeit haben wir gemerkt, was für eine mega, mega, giga, giga Firma Universal ist für Musikproduktion. "
Pater Karl: " Es hat niemand damit gerechnet, dass es so ein Erfolg wird. Wir sind dann sofort in England eingestiegen auf den Pop-Charts der verkauften Alben unter den Top Ten. Das war so eine Sensation, weil nur zwei österreichische Sänger bisher, nämlich Falco und DJ Ötzi, na gut - die sind dort eingestiegen auch. Und wir sind die dritten von Österreich, die jetzt unter den ersten Zehn von England waren. Und dann in Österreich war die sofort auf Platz 1 in den Popcharts der verkauften Alben auch. "
Der Erfolg kam nicht völlig überraschend. Die Mönche hatten zuvor Videos auf die Internet-Plattform YouTube gestellt, die den Choral der Mönche und den Klosterbesuch von Papst Benedikt dem 16. vor einem Jahr dokumentieren. Sie wurden zigtausendmal angeklickt. Wer aber glaubt, dass man demnächst in der Konzerthalle die "Singenden Mönche vom Wienerwald" erleben kann, der wird enttäuscht. Pater Karl:
" Wir haben viele Einladungen für Tourneen. Wir können nicht auf Bühnen klettern und zu Leuten singen. Das würde dem Wesen dieser Musik widersprechen: Es ist gesungenes Gebet. "
Zurück auf dem Klosterhof. Eine Reisegruppe aus den USA ist eingetroffen. Seit das Kloster für seinen Choral berühmt geworden ist, strömen immer mehr Besucher nach Heiligenkreuz. Viele junge Leute sind darunter, wie auch diese drei jungen Frauen, die den Gesang der Mönche hören wollen.
" Es hat uns schon beeindruckt. Im Radio haben wir des gehört, und deswegen wollten wir uns das anhören. Wir machen eine Geburtstagsausfahrt für unser Geburtstagskind, das hat morgen Geburtstag und des ist ein Highlight. "
Stift Heiligenkreuz gilt als modernes Kloster - auch deshalb, weil die Mönche sehr jung sind. Einer von ihnen ist Frater Johannes Paul, 22 Jahre alt. Der Frater, lateinisch für "Bruder", ist vor zwei Jahren Mönch geworden. Natürlich trägt auch er den "Habit", das weiße Mönchsgewand mit dem schwarzen Überwurf. In den letzten fünf Jahren, sagt er, seien über 20 junge Männer neu ins Kloster eingetreten. Versuch einer Erklärung:
" Letztlich ist es eine Berufung von Gott, das bleibt immer auch ein Geheimnis. Aber vielleicht einfach, dass die Menschen übersättigt sind außerhalb in der Welt. Alles ist zu einer Wegwerfkultur geworden, nichts ist mehr bleibend, nichts ist mehr fest. Alles ist immer schneller und immer dieses Immer-verfügbar-Sein. Alles ist verzweckt und wird verkauft. Da suchen die Menschen wieder nach Bleibendem, nach Wahrem und so ist sicher wieder eine neue Sehnsucht nach Gott entstanden. Auf der anderen Seite ist vielleicht auch die Kirche in ihrem Kern wieder fester geworden. "
Frater Johannes Paul öffnet die Tür und schreitet hinein in das Labyrinth des Klosters, in den düsteren Kreuzgang, der aus dem 12. Jahrhundert stammt und gotische und romanische Stilelemente verbindet. Die Wände sind mit hölzerner Täfelung verkleidet. Die Luft ist kühl. In der Mitte des quadratischen Hofes leuchtet der Klostergarten in sattem Grün.
An einer Stelle öffnet sich die Mauer zu einer Kapelle, in der ein mit Grünspan überwachsener Brunnen steht. Die übereinander liegenden Becken haben im Laufe der Jahrhunderte seltsame Formen angenommen.
" Dieses Wasser wird gespeist aus einer echten Quelle. Und im Mittelalter war das die einzige Wasserquelle für die Mönche. Zum Kochen und zum Waschen wurde das Wasser verwendet. Wie man sieht, ist das Wasser sehr kalkhaltig, deshalb hat sich diese Kalkablagerung ergeben und das ist jetzt ein Naturdenkmal. "
Auf der rechten Seite des Kreuzgangs öffnen sich immer neue Tore zu weiten, steinernen Hallen.
" Also hier ist der Kapitelsaal, das ist der Versammlungsraum der Mönche. Und etwas sehr Dramatisches findet hier einmal im Jahr statt, nämlich die Einkleidung von neuen Mönchen. Wenn junge Männer sich entscheiden ins Kloster einzutreten, dann werden sie in einem feierlichen Akt eingekleidet, das heißt sie erhalten dann den Habit, das Mönchsgewand, das wir als Zeichen unserer Hingabe an Gott und an die Kirche tragen. Das ist immer ein dramatischer Augenblick, weil es ein tiefer Einschnitt im Leben eines jungen Menschen ist. Oft geht es nicht ohne Tränen zu, seien es die Eltern oder manchmal auch die Ex-Freundinnen. "
Am Ende der Halle schimmert Licht durch eine der Türen. Für Besucher ist dies ein verbotener Trakt: Dahinter befindet sich der Konvent, der Wohnbereich der Mönche. Frater Johannes Paul geht durch die Sakristei in die Hauptkirche. Über dem Altar hängt ein goldfarbenes Kruzifix. Es leuchtet hell im Schein der Sonnenstrahlen, die durch die kunstvoll bemalten Kirchenfenster fallen. Davor stehen die Holzbänke des Chorgestühls, wo sich die Mönche bald wieder zum Gebet sammeln werden.
Neben der Stiftskirche steht die kleinere Kreuzkirche, Ziel von Wallfahrern und ein beliebter Ort für Hochzeiten. Das Kruzifix über dem Altar wurde während der Kreuzzüge in den Wienerwald gebracht. Es ist aus einem Stück Holz gefertigt, das angeblich vom Kreuz Jesu Christi stammt. Es ist die wichtigste Reliquie in Heiligenkreuz, und viele Gläubige kommen nur ihretwegen her.
Heiligenkreuz ist nur die erste Station auf dem Pilgerweg Via Sacra. Wer weiter möchte, geht von hier aus in einer Woche nach Mariazell, wo der Weg endet. Aber vorher lockt die Klostergaststätte - mit einem Schoppen Wein vom klostereigenen Gut.