Dienstag, 16. April 2024

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Musikers Handwerkszeug
Das Pedalboard

Es ist ein Brett mit Pedalen und wird von Gitaristen mit dem Fuß bedient: das Pedalboard. Darauf montiert sind Effektgeräte, die den Sound verändern. Auch Progressive Rock-Papst Steven Wilson hat eins - mit vielen Pedalen, aber im Vergleich zu anderen Musikern doch recht klein, wie er sagt.

Von Tim Schauen | 03.09.2017
    Ein schwarzes Brett, auf dem Gitarreneffektpedale montiert und miteinander verkabelt sind.
    Ein typisches Effektpedalboard mit Stimmgerät, WahWah, Booster und zwei Verzerrern. (Deutschlandradio/Tim Schauen)
    Musikers Handwerkszeug. Die Soundmaschinen. Folge drei: das Gitarren-Effekt-Pedalboard. Oder: das Pedalboard.
    Der Gitarrenton kommt aus den Fingern. Alte Musikerweisheit, die vor allem für Bluesgitarristen gilt: Gitarre, Kabel, Verstärker. Bäm! So ging es lange, so geht es noch heute. Aber: Auch das Musik-Show-Business ist am Ende des Tages: Business. Es geht um's Verkaufen. Und da auch unter vielen Musikern ein Virus namens G. A. S. grassiert. Gear Acquisition Syndrome. Der Zwang, ständig neues Equipment zu kaufen, anstatt einfach - Verzeihung - verdammt noch mal zu spielen. Deshalb hält die Musikindustrie allerhand Schnippeskram bereit, den Gitarristen auf ihr Pedalboard schnallen können.
    Die Fakten
    Eigentlich ist ein Pedalboard bloß ein Brett mit Pedalen darauf. Es liegt auf dem Boden vor dem Gitarristen, der - weil er ja keine Hand frei hat - mit dem Fuß beim Spielen das oder meist: die Pedale ein- oder ausschalten kann. Eigentlich. Die Mutter aller Pedale ist der Verzerrer. Er macht aus der auch mal lieblich klingenden Elektrogitarre ein Hardrock-Monster. Auf dem Brett auf dem Boden liegen mehr oder weniger viele - meist viele - kleine bunte Kisten: Die Pedale, die miteinander verkabelt sind und den Gitarrensound verändern: Verzerrer, Hall, Echo, Chorus, Flanger, Kompressor, Limiter, Booster, Laustärke.
    Auch Steven Wilson hat ein Board
    Auch Progressive Rock-Papst Steven Wilson hat so ein Board. Natürlich hat er eins. Barfuß steht er auf der Bühne der Alten Oper in Frankfurt und sagt:
    "Wir sehen hier mein Gitarren-Effekt-Pedalboard, das ich während meiner Solo-Shows benutze. Die Leute sehen das und denken immer: Boah, sind das aber viele Pedal. Aber wenn man die Boards anderer Gitarristen sieht, dann merkt man schnell: Meins ist im Vergleich doch recht klein. Ich nutze nur Pedale, keine Digitalbox, die alles macht. Die meisten Pedale sind Modulationseffekte, Vezerrer und Echo-Effekte. Ich habe Hall und Echo, die allerdings digital sind, sodass ich verschiedene Hallanteile, verschiedene Echos abrufen kann. Also ich habe einen Octaver, den ich für einige Heavy-Sounds benötige, damit spiele ich eine Oktave tiefer, um wirklich lowend zuzufügen. Klingt sehr kräftig.
    Dann einige Modulationseffekte: Vibrato, Tremolo und ein Rotary, das an die alten Leslie-Boxen erinnert, die die Leute von Platten aus den 60ern kennen, von Beatles-Platten und so was. Und Deep Purple's Jon Lord mit seiner Hammond-Orgel natürlich! Durch ein Leslie klingt alles Klasse, auch eine Gitarre klingt durch ein Leslie. Das sind also die Modulations-Effekte: Vibrato, Tremolo und der Leslie. Dann habe ich eine ganze Reihe Verzerrer, aber eigentlich nutze ich die natürliche Verzerrung aus dem Verstärker am liebsten. Dann habe ich einen Kompressor ... "
    Es gibt große, kleine, leise, laute, bunte, preiswerte, teure und sehr teure Effektpedale.
    Schon ab 29 Euro geht der Spass los, der manchmal auch zur Verirrung im Pedalwald führt. Denn: Eigentlich kommt der Ton ja aus den Fingern.