Archiv


MusiKi Bonn

Die letzten Minuten verwenden wir für Ihre Hörerbriefe, meine Damen und Herren. Wir haben Sie ja in den vergangenen Sendungen aufgerufen, uns von Ihrer ganz persönlichen Initiative - allein oder im Verein - zu berichten, von Ihrem Bemühen, "anderer Leute Kinder" auf deren Bildungsweg zu helfen.

Von Armin Himmelrath |
    So hat uns zum Beispiel Achim Conrath aus Hamm am Rhein geschrieben. Er beteiligt sich seit zwei Jahren an einem Projekt "Hausaufgabenhilfe", das der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt ins Leben gerufen hat. Zweimal in der Woche trifft er sich mit bis zu 10 Kindern, und obwohl die, wie er meint, nicht unbedingt mit wehenden Fahnen kämen, so hätte er doch einen guten Kontakt zu den jungen Leuten, denn, schreibt er, "ich habe nicht vergessen, wie ich selbst im Alter von 8 bis 16 Jahren war". Das haben auch die Mitglieder des Fördervereins "Musiki" in Bonn nicht vergessen. Sie wissen ganz genau, dass kein Kind freiwillig in die Oper geht, wenn es nicht von seinen Eltern herangeführt wird.

    Das ist eine Kinder- und Erwachsenenoper: "Die drei Rätsel" heißt sie. Es geht da um einen Jungen, der spielt die Hauptrolle – ich glaub, das ist vor ein paar hundert Jahren – der halt, wie ihn seine Mutter nennt, ein Drückeberger ist, und nur gerne saufen geht, die ganzen Mädels um sich rum hat, die alle total auf ihn stehen und was weiß ich.

    Der Lasso liest in der Zeitung, dass er eine Prinzessin heiraten könnte, wenn er ihr drei Rätsel stellen kann, die sie nicht lösen kann. Sobald sie aber eins von diesen drei Rätseln lösen kann, wird ihm der Kopf abgehackt.

    Wenn sich heute Nachmittag in der Schauspiel-Halle in Bonn-Beuel der Vorhang hebt, dann erlebt das Publikum eine ganz besondere Opernpremiere. Denn auf der Bühne und im Orchestergraben wirken über 100 Kinder und Jugendliche mit. Eine von ihnen ist die 13jährige Stella, die im Chor singt.

    Ich mach das jetzt glaub ich schon seit fünf Jahren oder länger, hab das irgendwann mal in der Zeitung gelesen, dass da im Moment ganz wenig los wäre, und dann bin ich hingegangen, gab’s ein Vorsingen, und dann bin ich halt so zum Chor gekommen und seitdem mach ich halt schon öfter bei so was mit.

    Zwei mal pro Woche finden normalerweise die Proben der jungen Opernfans statt. In den letzten Tagen vor der heutigen Premiere war das allerdings ein bisschen anders: Jede freie Minute wurde da zum Üben genutzt. Mit besonderer Freude beobachtet Angelika Meyerratken das Engagement der Kinder. Sie ist die Vorsitzende des Fördervereins Musikalisches Kindertheater, MusiKi, der den Kinderchor und die Kinderopern unter dem Motto "Kinder für Kinder" am Theater Bonn durch seine Arbeit unterstützen will.

    Der Verein hat sich damals vor zwei Jahren gegründet, eben weil natürlich auch Bonn sparen muss, und da hatten wir eben Angst, dass das Projekt Kinder für Kinder dann liquidiert wird, weil alles kostet ja Geld. Und daraus resultierte dann, dass wir Eltern – das ist also `ne Elterninitiative eigentlich gewesen – wir dann sagten: Ok, dann gründen wir `nen Förderverein. Jede Schule, alle haben `nen Förderverein, also wollen wir mal gucken, wie das läuft.

    Und Angelika Meyerratken und ihre Mitstreiter machen genau das, was andere Fördervereine auch tun: Sie werben um Sponsoren, sammeln Spenden und betreuen auch mal einen Waffelstand, um das nötige Geld für eine neue Produktion, für Gesangsunterricht oder für andere Musikprojekte mit Kindern zusammen zu bekommen. Die Vereinsmitglieder, sagt die Vorsitzende, träumen davon, irgendwann die Kinderoper fest als vierte Sparte des Bonner Theaterbetriebs zu installieren.

    Wir nehmen also jede Form von Spenden an und haben natürlich auch dementsprechend Mitglieder aus der Bevölkerung. Natürlich auch die Eltern aus dem Kinderchor sind Mitglieder, und ja, so läppert sich das dann zusammen, und da können wir dann meinetwegen 3000 Euro ins Bühnenbild mal reinstecken, wenn es da im Argen ist, oder in die Kostüme, wie auch immer.

    Bei der aktuellen Produktion "Die drei Rätsel" hat MusiKi mit einer 3000-Euro-Spende das Bühnenbild ermöglicht. Helga Haase, Pressesprecherin der Bonner Oper.

    Wir sind schon sehr glücklich, weil es uns auch wichtig ist, ein junges Publikum heranzuführen ans Kindertheater, an die Oper, das sind ja unsere zukünftigen Zuschauer, die dann auch in die Oper gehen später mal mit 20 und mit 30, und man muss wirklich auch bei Kindern anfangen. Und hier wird ja Freude geweckt bei diesen Produktionen. Da machen Kinder mit, es stehen Kinder auf der Bühne, und deshalb sind wir wirklich dem Verein sehr dankbar, dass die das unterstützen, weil das unser zukünftiges Publikum ist und die lernen das mit Freude kennen und ansonsten ist ja ein erster Opernbesuch oft problematisch.

    Denn Don Giovanni oder Carmen entfalten ihren Charme nicht unbedingt, wenn eine 12- oder 13jährige zum ersten Mal ins Opernhaus geht. Besser geeignet sind da schon Aufführungen wie der Kleine Schornsteinfeger von Benjamin Britten. Oder eben die drei Rätsel, die heute um 16 Uhr Premiere feiern.

    Kommt heute Nachmittag einfach alle nach Bonn und lasst euch überraschen – wird bestimmt ganz toll!

    Armin Himmelrath stellte den"Förderverein Musikalisches Kindertheater" MusiKi e.V. Bonn vor.
    Und was tun Sie "Für anderer Leute Kinder?"
    Schreiben Sie uns an Forum PISA, Deutschlandfunk, 50963 Köln oder per Mail: forumpisa@dradio.de.


    Nähere Informationen und Aufführungstermine zu "Die drei Rätsel" unter
    Theater Bonn

    Informationen zum gemeinnützigen "Förderverein Musikalisches Kindertheater" MusiKi e.V. gibt es bei

    Angelika Meyerratken
    Tel. 0228 – 225 735
    Fax: 0228 – 689 7535
    (Der Verein hat bisher keine Homepage)