Freitag, 29. März 2024

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Musizieren
"Beim Üben sind wir glücklich"

Üben stelle das innere Gleichgewicht her und mache glücklich, sagte die Pianistin Ana-Marija Markovina im Dlf. Sie rät dazu, mehr zu musizieren - aus reiner Freude, ohne Karriereabsichten. Daran wachse die Persönlichkeit des Menschen. In ihrem Buch "Glücks-Spiel" schreibt sie darüber.

Ana-Marija Markovina im Gespräch mit Raoul Mörchen | 04.11.2019
    Die Hände von zwei jungen Mädchen auf den schwarz-weißen Klaviertasten.
    Die innere Haltung entscheidet – auch beim Üben, beispielsweise am Klavier (imago / Westend61)
    Es gebe verschiedene Formen der Glücksgewinnung in unserer Gesellschaft, sagte die Pianistin und Autorin Ana-Marija Markovina im Deutschlandfunk: Einerseits das leicht erreichbare Glück, den Rausch, andererseits bestimmte Wege zur Sinnfindung wie etwa in asiatischen Philosophien beispielsweise beim Zen-Weg.
    Üben als Erkenntnisgewinn
    "Im Grunde streben wir alle nach einem guten Leben, wollen alle im Gleichgewicht sein und mit dem, was täglich auf uns einprasselt, zurechtkommen", sagte die Musikerin.
    Die Pianistin Ana-Marija Markovina im Porträt.
    Klavierüben sei auch eine Autonomieerfahrung, sagt Ana-Marija Markovina (Harald Hoffmann)
    "Ich habe sehr früh festgestellt, dass meine Form mit dem Leben zurechtzukommen das Üben ist. Üben ist für mich eine Art Erkenntnisgewinn."
    Gleichgewicht und hoher Bewusstseinszustand
    Das Üben versetze den Menschen in eine interessante Spannung, weder Unter- noch Überforderung, und in diesem Zustand sei der Mensch glücklich. Ein inneres Gleichgewicht stelle sich ein, sowie ein ganz hoher Bewusstseinszustand - diesen Glückszustand erfahre man vielleicht nicht während des Übens, aber danach.
    Viel hänge jedoch von der Art des Unterrichts ab. Doch sei schon die Haltung entscheidend: "Sie entscheiden: 'Wie möchte ich üben?' Damit haben Sie schon einen Teil der Glückserfahrung, nämlich die Autonomie."
    Denn die Erfahrung von Autonomie sei in unserer Gesellschaft sehr selten geworden. Auch im Berufsleben des Musikers sei diese Autonomie eingeschränkt. Musiker müssten sich auch in die "Diktatur des Marktes" begeben - das aber sei dem Glück nicht unbedingt zuträglich.
    Musik einfach zur Freude
    "Ich kann nur dafür plädieren, dass man Musik ausübt, ohne sie zum Beruf zu machen, denn dann verliert sich sehr viel von den positiven Aspekten", riet die Pianistin.
    Früher habe man Klavier gespielt für die private Freude. Man habe damit weder nach Geld, noch nach einer Karriere, noch nach Likes auf Facebook gestrebt: "Man hat einfach musiziert, weil es glücklich macht."
    In diesen alten Werten sehe sie sehr zukunfts- und vielversprechende Möglichkeiten des persönlichen Wachstums.
    Ana-Marija Markovinas Ratschlag: "Leute tut etwas, ohne etwas davon zu haben, ihr wachst daran. Man soll nicht alles tun, mit dem Zweck etwas gesellschaftlich oder finanziell zu erreichen."
    Ana-Marija Markovina
    "Glücks-Spiel"
    Staccato Verlag, Düsseldorf. 304 Seiten, Euro 29,00.