Archiv


Mut zu Netzwerken

Im vergangenen Jahr hat das Wissenschaftsministerium in Nordrhein-Westfalen die kleinen Fächer unter die Lupe genommen, die Bilanz war recht zufrieden stellend. Die Studie betont die Wichtigkeit der kleinen Fächer, macht aber auch auf notwendige Reformschritte aufmerksam, etwa eine stärkere Kooperationen mit anderen Disziplinen.

Von Britta Mersch |
    Die Kölner Universität hat so viele kleine Fächer wie keine andere Hochschule in Nordrhein-Westfalen. 23 Angebote gibt es in Köln insgesamt, dazu zählen so ausgefallene Dinge wie Papyrologie, Indologie oder Systematische Musikwissenschaft. Ein Profil, das den Ruf der Universität durchaus stärkt, sagt Dietrich Boschung, Forschungsdekan der Philosophischen Fakultät der Uni Köln.

    "Die kleinen Fächer sind auch gut eingebunden in die Gesamtstruktur der Fakultät. Sie haben sich sehr gut eingebracht in die verschiedenen Lehr- und Forschungszentren, haben da ihre Themen eingebracht, haben auch gezeigt, dass sie gut zusammen arbeiten, untereinander, aber auch mit den großen Fächern, und dass viele Themen, viele Fragen nur in dieser Zusammenarbeit zwischen vielen Fächern gelöst werden können."

    Weil in kleinen Fächern oft ein breites Themenspektrum abbilden, gelingen Kooperationen mit anderen Fachbereichen gut. Die Philosophische Fakultät hat zum Beispiel mehrere interdisziplinäre Forschungszentren eingerichtet, in denen sich ganz unterschiedliche Institute bündeln. Es gibt etwa ein Zentrum für die Antiken Kulturen des Mittelmeerraumes, zu dem unter anderem die Ägyptologen, die Archäologen oder die Linguisten gehören.

    "Diese Zentren sind dazu da, um gemeinsame Kolloquien durchzuführen, gemeinsame Themen zu besprechen, die eben ein einzelnes Fach für sich nicht angehen kann, weil es Themen sind, die zwischen den Fächern liegen oder Fächer verbinden. Und das hat sehr gut funktioniert in den letzten Jahren."

    Mit solchen Netzwerken gelingt es den kleinen Fächern auch, sich für renommierte Forschungsprojekte aufzustellen. So hat die Kölner Uni in diesem Jahr den Zuschlag für zwei neue Sonderforschungsbereiche der Deutschen Forschungsgemeinschaft bekommen. An einem ist auch das Institut für Ur- und Frühgeschichte beteiligt. Thematisch geht es um die "Verbreitung des modernen Menschen", und die soll mit Methoden ganz unterschiedlicher Disziplinen untersucht werden. Ein Ansatz, der zeigt, was für ein Expertenwissen die kleinen Fächer mitbringen. Daniel Schyle vom Institut für Ur- und Frühgeschichte hat den Prozess begleitet:

    "So ein Sonderforschungsbereich, das ist ein sehr großes Unternehmen. Das erfordert eine lange Vorbereitung. Wir haben drei Jahre daran gearbeitet und ich will nur gleich mal sagen, dass das nicht ein Sonderforschungsbereich ist, der allein von den kleinen Fächern getragen wird, sondern das ist im Grunde ein Beispiel für die Vernetzung der Ur- und Frühgeschichte speziell, weil es im wesentlichen ein geowissenschaftlicher Forschungsbereich ist."

    Doch nicht nur in der Forschung, auch in der Lehre sind die kleinen Fächer auf Kooperationen angewiesen. Mit der Einführung der neuen Studiengänge Bachelor und Master haben viele Fachbereiche ihre Inhalte gebündelt und sich zusammengetan, so zum Beispiel die Afrikanistik und die Ägyptologie. Eine Reform, die auch davor schützt, dass kleine Fächer wegfallen. Dekan Dietrich Boschung:

    "Auf diese Weise ist sichergestellt, dass es nach wie vor Ausbildung in den kleinen Fächern gibt. Man kann sie zwar nicht im Bachelor- und in den Basis-Modulen als einzelnes Fach studieren, da sind sie eingebunden, aber dann auf der Ebene der Master-Ausbildung gibt es eine Ausdifferenzierung, wo dann später auch der entsprechende Abschluss steht. Also wir haben nach wie vor die Möglichkeit, entsprechende Wissenschaftler auf diesen Speziellen Gebieten auszubilden."

    Die Sorge, dass kleine Institute gestrichen werden können, gibt es an allen Hochschulen. Umso mehr freuen sich die Kölner Professoren über die Aufmerksamkeit des NRW-Wissenschaftsministeriums. Und sie hoffen, den Minister mit den Entwicklungen der vergangenen Monate von der Bedeutsamkeit der kleinen Fächer überzeugen zu können.