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Sonderausstellung im Mutter-Beethoven-Haus
Taufhäubchen für Beethoven

Das Mutter-Beethoven-Haus liegt unterhalb der Burg Ehrenbreitstein, heute ein Koblenzer Museum. Hier wurde Maria Magdalena geboren. Mit 19 Jahren verwitwet, ging sie schließlich nach Bonn. Das Haus zeigt wechselnde Sonderausstellungen, zur Zeit sind Beethovens Taufhäubchen zu sehen.

Von Henning Hübert |
    Ein Mann hält sacht einen Kinderkopf in seinen Händen.
    Nach der Geburt wurde schnell getauft: Beethoven soll am 17. Dezember 1770 in der Bonner Remigiuskirche vier Häubchen nacheinander getragen haben. (unsplush / Jill Souve)
    Im einstigen Wohnviertel der Bediensteten vom Kurtrierer Hof steht das Geburtshaus der Maria Magdalena Keverich in der Wambachstraße, rechtsrheinisch, schräg unter der Festung Ehrenbreitstein. Hier ist zurzeit die Ausstellung "Maria Magdalena Van Beethoven - Wahrheiten und Legenden" zu sehen.

    Erinnerungen prägen ihr Bild

    Obwohl kein Bild und auch keine handschriftliche Notiz von ihr erhalten blieb, weiß die Nachwelt viel über sie, so Ausstellungs-Kuratorin Silke Bettermann:
    "Sie wurde 1746 als Tochter des Oberhofkochs Johann Heinrich Keverich in Ehrenbreitstein geboren. Sie lebte in einer gehobenen gesellschaftlichen Schicht. Sie gehörte hier in Ehrenbreitstein zu den besseren Leuten. Sie ging vor allen Dingen mit den Hofangehörigen um. Dementsprechend heiratete sie mit 16 Jahren einen Kammerdiener des Kurfürsten von Trier, der hier residierte. Johann Georg Laym. Der brachte drei Kinder mit in die Ehe. Sie bekamen auch ganz schnell ein Kind. Und er starb ein Jahr später. Das heißt: Mit 19 Jahren war sie bereits verwitwet und hatte drei fremde Kinder und ein eigenes zu Grabe getragen.“  
    Flyer zur Ausstellung
    Drei Jahre nach dem Tod ihres ersten Sohnes Johann heiratete die Witwe Maria Magdalena Laym in Bonn ihren zweiten Ehemann, Hofsänger Johann van Beethoven. Möglicherweise vermittelte hier eine in Bonn lebende Cousine. Auch da begleitet sie der Tod weiter, der Erstgeborene aus dieser Ehe, Ludwig Maria, stirbt sechs Tage nach der Geburt. Erst der anderthalb Jahre später geborene Ludwig schafft es ins Leben.
    Rührend vor diesem Hintergrund die vielen Taufhäubchen in der Ausstellung. Das Mutter-Beethoven-Haus zeigt drei von vieren, die Ludwig jeweils auf dem Köpfchen getragen haben soll, als er getauft wurde.

    Aus der Schatztruhe der Familie Wegeler-von Breuning

    Eines davon stammt aus dem Besitz der Familie Wegeler-von Breuning, die mit Beethoven und seiner Familie sehr eng verbunden war. Franz Gerhard Wegeler war Beethovens Freund seit ihren gemeinsamen Bonner Jugendtagen. Ihm vertraute er 1801 in einem Brief seine Ertaubung an. Später arbeitet Wegeler für den preußischen Staat und lebte ab 1807 in Koblenz.
    Er war es auch, der als erster die Lebensdaten von Beethovens Mutter für eine Beethoven-Biographie recherchierte, die er mit dem Komponisten Ferdinand Ries schrieb und 1838 veröffentlichte. Zudem war er war im Besitz einer wertvollen Truhe voller Beethoven-Erinnerungsstücke, die in der Familie als eine Art Beethoven-Schrein verehrt wurde. Eines der ausgestellten Raufhäubchen stammt aus dieser Sammlung.

    Falsche Pfade

    Die Ausstellung zeigt gefälschte und idealisierte Porträts der Mutter Beethovens. Zudem wird mit einem großen Irrtum aufgeräumt: mit dem Kult um Maria Magdalenas Ehrengrab, das 1932 auf dem Bonner Alten Friedhof errichtet wurde.
    Silke Bettermann sagt: "Man kann sich gar nicht sicher sein, dass dort die Gebeine von Beethovens Mutter ruhen, die mit 40 Jahren starb. Dafür hätte man sie umbetten müssen, und dafür gibt es keinerlei Belege. Fest steht: Auf dem Teil des Friedhofs mit dem Ehrengrab wurde in ihrem Todesjahr 1787 noch gar nicht bestattet."