"Allein! Weh, ganz allein. Der Vater fort, hinabgescheucht in seine kalten Klüfte."
Elektra allein zu Haus. Das singt sie, weil sie es vor allem innerlich ist, allein, nachdem ihr Vater Agamemnon von seiner eigenen Frau und ihrem Liebhaber im Bad mit der Axt erschlagen wurde. Evelyn Herlitzius singt und spielt die Einsamkeit und die Rachsucht der Elektra düster, hysterisch, selbstquälerisch, wie diese bizarrste Frauengestalt der Oper des 20. Jahrhunderts gespielt und gesungen werden muss. Obwohl ihr Vibrato oft allzu heftig in den Ton greift und ihrer Stimme die violette Tönung des hochdramatischen Soprans fehlt.
Elektra allein zu Haus - das ist sie aber in dieser Inszenierung nicht wirklich. Während sie vor ein paar Stofftüchern auf einem Kanapee vor sich hinbrütet, wird sie im Hinterhof eines wuchtigen Gebäudes von Soldatinnen mit Maschinengewehren bewacht und beäugt, als säße sie in einem Gefängnis. Wenn ihre Mutter Klytämnestra zu ihr in den Hof steigt, wird sie von Krankenschwestern begleitet, dass man denkt, die Geschichte spielt in einer Irrenanstalt, weil sich ja auch alle ziemlich wahnsinnig aufführen. Und wenn Elektra die Ermordung ihres Vaters Agamemnon rekapituliert, läuft ein alter Soldat im Hintergrund herum, dass man das Gefühl hat, Agamemnon persönlich geistere durch die Bühne.
Aber er ist es nicht, wie sich später zeigt; Elektra befindet sich auch weder in einer Irrenanstalt, noch in einem Gefängnis, sondern in einem Hof neben dem Palast, was ebenfalls später deutlich wird. So lockt diese Inszenierung von Guy Joosten immer wieder auf falsche Fährten. Aber eigentlich hat Joosten gar keine Fährte, keinen eigenen Regiegedanken, sondern setzt nur die Regieanweisungen von Hofmannsthals Libretto in etwas modernerem Ambiente um. Die Szene wird leider nicht zum psychischen Inbild dieses freudianischen Musiktheaters, in dem doch alles von Tiefenpsyche nur so wabert.
"Es gibt Bräuche. Es muss für alles richt'ge Bräuche geben. Darum bin ich so behängt mit Steinen, denn es wohnt in jedem ganz sicher eine Kraft."
Doris Soffel als Elektras Mutter Klytämnestra dehnt, zieht, zerrt, ja zerknetet mit ihrem prächtigen Mezzosopran den Gesang, dass alle Falschheit und alle Ängste aus den Klängen herausschwitzen. Das wirkt ziemlich expressiv, droht aber in die Karikatur überzuschwappen, wenn man Doris Soffel mit Klunkern behängt in weißem Gewand die Stufen wie eine Diva hinabsteigen sieht.
Mimisch hyperventiliert sie. Und das treibt der Rolle die archaische Gewalt aus. Manchmal ist diese Klytämnestra nur noch eine hysterische Alte und eingebildete Kranke, also eine Witzfigur. Dabei visiert diese Inszenierung nicht im geringsten die Karikatur an. Das macht das Schlussbild deutlich, wenn Elektras Bruder Orest die Rache vollzogen, Klytämnestra und ihren Geliebten, Ägisth, erschlagen hat und Orest selbst im weißen Palast hoch über dem finstern Hof zwischen blutigen Leichenbergen thront, die tote Elektra im Arm. Hass, Gewalt, Mord werden diese Familie weiter bestimmen. Mit der Rache kommt kein Frieden.
Die Energie der Komposition kann sich unter dem Dirigat von Lothar Koenigs frei entfalten. Die Klanggebilde krachen nicht in sich zusammen, sondern bleiben in ihrer Architektur sichtbar. Auch zu den weichen Formen findet das fabelhafte Orchester leicht zurück. Vor allem zusammen mit der ebenfalls fabelhaften Eva-Maria Westbroek. Sie singt die Rolle von Elektras Schwester Chrysothemis, die nichts von Rache wissen will, die Kinder gebären und leben möchte - in Frieden.
"Kinder will ich haben, bevor mein Leib verwelkt, und wär's ein Bauer, dem sie mich geben, Kinder will ich ihm gebären und mit meinem Leib sie wärmen in kalten Nächten, wenn der Sturm die Hütte zusammenschüttelt."
Elektra allein zu Haus. Das singt sie, weil sie es vor allem innerlich ist, allein, nachdem ihr Vater Agamemnon von seiner eigenen Frau und ihrem Liebhaber im Bad mit der Axt erschlagen wurde. Evelyn Herlitzius singt und spielt die Einsamkeit und die Rachsucht der Elektra düster, hysterisch, selbstquälerisch, wie diese bizarrste Frauengestalt der Oper des 20. Jahrhunderts gespielt und gesungen werden muss. Obwohl ihr Vibrato oft allzu heftig in den Ton greift und ihrer Stimme die violette Tönung des hochdramatischen Soprans fehlt.
Elektra allein zu Haus - das ist sie aber in dieser Inszenierung nicht wirklich. Während sie vor ein paar Stofftüchern auf einem Kanapee vor sich hinbrütet, wird sie im Hinterhof eines wuchtigen Gebäudes von Soldatinnen mit Maschinengewehren bewacht und beäugt, als säße sie in einem Gefängnis. Wenn ihre Mutter Klytämnestra zu ihr in den Hof steigt, wird sie von Krankenschwestern begleitet, dass man denkt, die Geschichte spielt in einer Irrenanstalt, weil sich ja auch alle ziemlich wahnsinnig aufführen. Und wenn Elektra die Ermordung ihres Vaters Agamemnon rekapituliert, läuft ein alter Soldat im Hintergrund herum, dass man das Gefühl hat, Agamemnon persönlich geistere durch die Bühne.
Aber er ist es nicht, wie sich später zeigt; Elektra befindet sich auch weder in einer Irrenanstalt, noch in einem Gefängnis, sondern in einem Hof neben dem Palast, was ebenfalls später deutlich wird. So lockt diese Inszenierung von Guy Joosten immer wieder auf falsche Fährten. Aber eigentlich hat Joosten gar keine Fährte, keinen eigenen Regiegedanken, sondern setzt nur die Regieanweisungen von Hofmannsthals Libretto in etwas modernerem Ambiente um. Die Szene wird leider nicht zum psychischen Inbild dieses freudianischen Musiktheaters, in dem doch alles von Tiefenpsyche nur so wabert.
"Es gibt Bräuche. Es muss für alles richt'ge Bräuche geben. Darum bin ich so behängt mit Steinen, denn es wohnt in jedem ganz sicher eine Kraft."
Doris Soffel als Elektras Mutter Klytämnestra dehnt, zieht, zerrt, ja zerknetet mit ihrem prächtigen Mezzosopran den Gesang, dass alle Falschheit und alle Ängste aus den Klängen herausschwitzen. Das wirkt ziemlich expressiv, droht aber in die Karikatur überzuschwappen, wenn man Doris Soffel mit Klunkern behängt in weißem Gewand die Stufen wie eine Diva hinabsteigen sieht.
Mimisch hyperventiliert sie. Und das treibt der Rolle die archaische Gewalt aus. Manchmal ist diese Klytämnestra nur noch eine hysterische Alte und eingebildete Kranke, also eine Witzfigur. Dabei visiert diese Inszenierung nicht im geringsten die Karikatur an. Das macht das Schlussbild deutlich, wenn Elektras Bruder Orest die Rache vollzogen, Klytämnestra und ihren Geliebten, Ägisth, erschlagen hat und Orest selbst im weißen Palast hoch über dem finstern Hof zwischen blutigen Leichenbergen thront, die tote Elektra im Arm. Hass, Gewalt, Mord werden diese Familie weiter bestimmen. Mit der Rache kommt kein Frieden.
Die Energie der Komposition kann sich unter dem Dirigat von Lothar Koenigs frei entfalten. Die Klanggebilde krachen nicht in sich zusammen, sondern bleiben in ihrer Architektur sichtbar. Auch zu den weichen Formen findet das fabelhafte Orchester leicht zurück. Vor allem zusammen mit der ebenfalls fabelhaften Eva-Maria Westbroek. Sie singt die Rolle von Elektras Schwester Chrysothemis, die nichts von Rache wissen will, die Kinder gebären und leben möchte - in Frieden.
"Kinder will ich haben, bevor mein Leib verwelkt, und wär's ein Bauer, dem sie mich geben, Kinder will ich ihm gebären und mit meinem Leib sie wärmen in kalten Nächten, wenn der Sturm die Hütte zusammenschüttelt."