Wie und wie lange wirken sich Erlebnisse in der Kindheit auf das Erwachsenenleben aus? Dieser Frage ging Gabriella Conti zusammen mit Kollegen von der Universität Chicago nach.
"Wir wollten die Langzeiteffekte bei Rhesusaffen studieren und haben dazu per Zufall einige Tiere nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Unser Ziel war es zu untersuchen, ob Krankheiten oder Verhaltensweisen, die durch die Isolation entstanden, reversibel sind."
Die Versuchstiere waren 231 Affen, die alle zwischen 2002 und 2007 geboren waren. Die Tiere wurden in drei Gruppen eingeteilt. In Gruppe eins verblieben die Neugeborenen bei ihrer Mutter. Tiere der anderen beiden Gruppen wurden spätestens am 37. Tag nach der Geburt von der Mutter getrennt. Affen aus Gruppe zwei kamen nach fünf Wochen Isolation in eine Gruppe mit Gleichaltrigen, Rhesusaffen der dritten Gruppe mussten die meiste Zeit alleine mit einem einfachen Mutter-Ersatz verbringen - einer mit Stoff ummantelten Wärmeflasche, die von der Käfigdecke hing.
"Dabei sahen wir, dass die Tiere, die ohne Mutter aufwuchsen, erheblich gestresst waren. Diese isolierten Tiere wiesen hohe Konzentrationen von Stresshormonen in den Blutproben auf."
Spätestens im Alter von einem Jahr gingen die Tiere dauerhaft in ihre Gruppe zurück. Affen, die bei ihrer Mutter verblieben waren, entwickelten sich normal, den Tieren der anderen Gruppen hingegen war dies während der Studie nicht vergönnt. Die Forscher untersuchten die Rhesusaffen weiter um zu schauen, ob und wie sich die Tiere von den Experimenten erholten.
"Die wichtigste Erkenntnis dieser Untersuchung ist, dass alle von uns beobachteten Störungen lange anhielten und auch noch lange nach dem Ende der Experimente zu beobachten waren. Die isolierten Tiere waren nicht nur insgesamt häufiger krank, sondern einzelne Tiere aus der isolierten Gruppe erkrankten auch öfters."
Affen, die ohne ihre Mutter aufwuchsen, waren auch häufiger verhaltensgestört. Ebenso wurden Weibchen, die in der Gruppe ohne Mutter lebten, häufiger verletzt und litten zum Teil lange an schwerem Haarausfall – eindeutige Zeichen einer chronischen Stressbelastung. Demnach führt eine frühe Trennung von der Mutter später zu erheblichen Gesundheitsproblemen. Erstaunlicher sei aber ein anderes Ergebnis, so Gabriella Conti: die Tiere erholten sich nicht. Gesundheitliche Probleme und Verhaltensstörungen konnten nicht durch eine normale soziale Umgebung ausgeglichen werden. Rhesusaffen haben eine Lebenserwartung von 25 Jahren. Daher sind Daten über die komplette Lebenszeit der untersuchten Tiere noch nicht verfügbar. Jedoch waren die ältesten Affen bei Ende der Datenaufnahme 2010 schon acht Jahre alt und damit junge Erwachsene.
"Es kann auch sein, dass es Langzeiteffekte durch chronischen Stress gibt, die wir heute noch gar nicht sehen, weil die Affen noch relativ jung sind. Ebenso ist es möglich, dass wir einen falschen Ansatz verfolgen, wenn wir diese Affen wieder in ihr natürliches Umfeld, sprich die soziale Gemeinschaft, bringen. Diese Tiere haben sich in der Isolation an das Alleinsein gewöhnt – psychisch und physisch – und sind vielleicht nicht mehr in der Lage, sich an ein normales soziales Umfeld anzupassen, weil es eben genau nicht ihr natürliches Umfeld ist."
Die Kinderstube ist damit als eine Art Stempel für das spätere Leben zu sehen, so Gabriella Conti. Fehlt die mütterliche Fürsorge, brennen sich negative Erlebnisse oder gar Traumata zumindest bei Rhesusaffen irreversibel ein.
"Wir wollten die Langzeiteffekte bei Rhesusaffen studieren und haben dazu per Zufall einige Tiere nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Unser Ziel war es zu untersuchen, ob Krankheiten oder Verhaltensweisen, die durch die Isolation entstanden, reversibel sind."
Die Versuchstiere waren 231 Affen, die alle zwischen 2002 und 2007 geboren waren. Die Tiere wurden in drei Gruppen eingeteilt. In Gruppe eins verblieben die Neugeborenen bei ihrer Mutter. Tiere der anderen beiden Gruppen wurden spätestens am 37. Tag nach der Geburt von der Mutter getrennt. Affen aus Gruppe zwei kamen nach fünf Wochen Isolation in eine Gruppe mit Gleichaltrigen, Rhesusaffen der dritten Gruppe mussten die meiste Zeit alleine mit einem einfachen Mutter-Ersatz verbringen - einer mit Stoff ummantelten Wärmeflasche, die von der Käfigdecke hing.
"Dabei sahen wir, dass die Tiere, die ohne Mutter aufwuchsen, erheblich gestresst waren. Diese isolierten Tiere wiesen hohe Konzentrationen von Stresshormonen in den Blutproben auf."
Spätestens im Alter von einem Jahr gingen die Tiere dauerhaft in ihre Gruppe zurück. Affen, die bei ihrer Mutter verblieben waren, entwickelten sich normal, den Tieren der anderen Gruppen hingegen war dies während der Studie nicht vergönnt. Die Forscher untersuchten die Rhesusaffen weiter um zu schauen, ob und wie sich die Tiere von den Experimenten erholten.
"Die wichtigste Erkenntnis dieser Untersuchung ist, dass alle von uns beobachteten Störungen lange anhielten und auch noch lange nach dem Ende der Experimente zu beobachten waren. Die isolierten Tiere waren nicht nur insgesamt häufiger krank, sondern einzelne Tiere aus der isolierten Gruppe erkrankten auch öfters."
Affen, die ohne ihre Mutter aufwuchsen, waren auch häufiger verhaltensgestört. Ebenso wurden Weibchen, die in der Gruppe ohne Mutter lebten, häufiger verletzt und litten zum Teil lange an schwerem Haarausfall – eindeutige Zeichen einer chronischen Stressbelastung. Demnach führt eine frühe Trennung von der Mutter später zu erheblichen Gesundheitsproblemen. Erstaunlicher sei aber ein anderes Ergebnis, so Gabriella Conti: die Tiere erholten sich nicht. Gesundheitliche Probleme und Verhaltensstörungen konnten nicht durch eine normale soziale Umgebung ausgeglichen werden. Rhesusaffen haben eine Lebenserwartung von 25 Jahren. Daher sind Daten über die komplette Lebenszeit der untersuchten Tiere noch nicht verfügbar. Jedoch waren die ältesten Affen bei Ende der Datenaufnahme 2010 schon acht Jahre alt und damit junge Erwachsene.
"Es kann auch sein, dass es Langzeiteffekte durch chronischen Stress gibt, die wir heute noch gar nicht sehen, weil die Affen noch relativ jung sind. Ebenso ist es möglich, dass wir einen falschen Ansatz verfolgen, wenn wir diese Affen wieder in ihr natürliches Umfeld, sprich die soziale Gemeinschaft, bringen. Diese Tiere haben sich in der Isolation an das Alleinsein gewöhnt – psychisch und physisch – und sind vielleicht nicht mehr in der Lage, sich an ein normales soziales Umfeld anzupassen, weil es eben genau nicht ihr natürliches Umfeld ist."
Die Kinderstube ist damit als eine Art Stempel für das spätere Leben zu sehen, so Gabriella Conti. Fehlt die mütterliche Fürsorge, brennen sich negative Erlebnisse oder gar Traumata zumindest bei Rhesusaffen irreversibel ein.