Uli Blumenthal: Seit fast vier Monaten ist die amerikanische Raumsonde Phoenix auf dem Mars in einen Winterschlaf verfallen, aus dem sie wahrscheinlich nicht mehr erwachen wird. Mit der Auswertung der am Mars-Nordpol gewonnenen Daten haben die Forscher jedoch noch zu tun. Nun hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa Fotos veröffentlicht, die eine Flüssigkeit auf der Oberfläche des Mars zeigen. Wasser etwa? Guido Meyer in den USA - was ist auf den Aufnahmen genau zu sehen?
Guido Meyer: Es gibt einige Fotos des Landebeins der Raumsonde Phoenix. Sie hat quasi nach unten geguckt, hat nach der Landung ihr eigenes Gestell aufgenommen, in zeitlichen Abständen, und auf einem dieser Beine sind Tropfen zu sehen oder zumindest Formationen, die aussehen wie Wassertropfen. Man kann sehen, dass über einen gewissen Zeitraum diese Tropfen zu verschmelzen scheinen. Das ist so wie zwei Tropfen auf der Erde, die ganz dicht zusammen liegen und aus denen irgendwann eins wird. Deswegen glauben momentan die Forscher, dass Phoenix in der Tat flüssiges Wasser in Form von Tropfen auf seinen Landebeinen fotografiert hat.
Blumenthal: Also wenn wir davon ausgehen, dass es zumindest eine Flüssigkeit sein könnte: Es hieß immer, auf dem Mars kann es kein Wasser geben. Warum jetzt auf einmal die Kehrtwende, jedenfalls in der Interpretation dieser Bilder?
Meyer: Ja, man wusste von Wasserdampf in der Atmosphäre, man weiß, dass es gefrorenes Wassereis an den Polen des Mars gibt, und die meisten glauben eben, dass es früher flüssiges Wasser in Form von Flüssen oder Seen auf dem Mars gegeben hat. Wie Sie gesagt haben, das ist neu, das ist eine Kehrtwende. Eigentlich kann das nicht sein, weil die Temperaturen am Tag, in der Gegend des Mars-Nordpols, wo Phoenix eben gestanden hat - oder heute noch steht - auch tagsüber nie wärmer als -20 Grad, nachts war es noch kälter. Also flüssiges Wasser kann es dort eigentlich nicht geben, es sei denn, die Perchlorate kommen ins Spiel. Man hat ja im letzten Jahr Perchlorate, also ein Form von Salz in diesem Tundra-ähnlichen Boden am Mars entdeckt, und diese Perchlorate haben die Eigenschaft, dass sie den Gefrierpunkt von Wasser herabsetzen können, und zwar bis auf -70 Grad Celsius so ungefähr. Das würde reichen, um Wasser an der Oberfläche oder zumindest kurz darunter flüssig zu halten. Der Haken bei diesen Perchloraten ist halt, dass sie giftig sind, das heißt, das Wasser wäre so salzig, dass das Salz Lebensformen, also Zellen, das Wasser entziehen würde. Also Leben hätte es ziemlich schwer in dieser Umgebung. Aber nichts ist unmöglich: Es gibt Pilzformen auf der Erde, die lieben geradezu salziges Wasser, und dieses Wasser am Mars-Nordpol ist nur ungefähr ein Zehntel salziger als das, was wir auf der Erde kennen, wo diese Pilze halt überleben können. Also ausgeschlossen ist Leben dort nicht.
Blumenthal: Wie erklären die Wissenschaftler in den USA sich denn diese Fotos und wie sieht eine mögliche Erklärung aus?
Meyer: Da gibt es momentan drei konkurrierende Denkmodelle. Die einen sagen, dieses Wasser kommt gar nicht aus dem Marsboden, das ist einfach Wasserdampf aus der Marsatmosphäre, der auf den Landebeinen der Sonde kondensiert ist. Ein anderes Modell sagt, dass die Bremstriebwerke von Phoenix, die ja während des Landeanflugs nach unten gerichtet sind, um die Sonde abzubremsen während des Landens, dass die halt die oberste Schicht des Marsbodens - da reicht quasi ein Millimeter - weggeblasen haben und geschmolzen haben und dass deswegen das Wassereis unter der Oberfläche ebenfalls geschmolzen ist und das so entstandene flüssige Wasser schlicht auf die Landebeine von Phoenix gespritzt ist. Und das dritte mögliche Denkmodel sagt, dass dieses Wasser immer schon flüssig war, nur halt freigelegt worden ist eben durch das Landen von der Raumsonde Phoenix.
Blumenthal: Die Marssonde Phoenix ist ja nicht mehr aktiv. Wie kann man das vermeintliche Wasser demnach weiter nachweisen oder wie kann man einen weiteren Beweis erbringen, um welche Flüssigkeit oder ob es sich überhaupt um eine Flüssigkeit dort handelt?
Meyer: Es sind ja weitere Marsmissionen geplant. Die Europäer wollen mit ExoMars zum Roten Planeten. Die Amerikaner, die Nasa will 2001 ihr Mars Science Laboratory starten. Ein bisschen schade ist, dass die beiden Missionen wiederum in Äquatornähe fliegen werden, wo es schon so viele Sonden und Rover und Stationen gab. Man müsste eigentlich wieder zum Nordpol fliegen, dort wo Phoenix gestanden hat, und jetzt in Winterstarre verfallen ist, denn das Vorhandensein von flüssigem Wasser gibt ganz neue Möglichkeiten um eben gezielt nach Leben auf dem Mars zu suchen, in Form von primitiven Bakterien. Die bisherige Suche war ja konzentriert auf ehemaliges, fossiles Leben in früheren Gewässern. Aber heute noch flüssiges Wasser auf dem Mars - das gäbe ganz neue Perspektiven.
Guido Meyer: Es gibt einige Fotos des Landebeins der Raumsonde Phoenix. Sie hat quasi nach unten geguckt, hat nach der Landung ihr eigenes Gestell aufgenommen, in zeitlichen Abständen, und auf einem dieser Beine sind Tropfen zu sehen oder zumindest Formationen, die aussehen wie Wassertropfen. Man kann sehen, dass über einen gewissen Zeitraum diese Tropfen zu verschmelzen scheinen. Das ist so wie zwei Tropfen auf der Erde, die ganz dicht zusammen liegen und aus denen irgendwann eins wird. Deswegen glauben momentan die Forscher, dass Phoenix in der Tat flüssiges Wasser in Form von Tropfen auf seinen Landebeinen fotografiert hat.
Blumenthal: Also wenn wir davon ausgehen, dass es zumindest eine Flüssigkeit sein könnte: Es hieß immer, auf dem Mars kann es kein Wasser geben. Warum jetzt auf einmal die Kehrtwende, jedenfalls in der Interpretation dieser Bilder?
Meyer: Ja, man wusste von Wasserdampf in der Atmosphäre, man weiß, dass es gefrorenes Wassereis an den Polen des Mars gibt, und die meisten glauben eben, dass es früher flüssiges Wasser in Form von Flüssen oder Seen auf dem Mars gegeben hat. Wie Sie gesagt haben, das ist neu, das ist eine Kehrtwende. Eigentlich kann das nicht sein, weil die Temperaturen am Tag, in der Gegend des Mars-Nordpols, wo Phoenix eben gestanden hat - oder heute noch steht - auch tagsüber nie wärmer als -20 Grad, nachts war es noch kälter. Also flüssiges Wasser kann es dort eigentlich nicht geben, es sei denn, die Perchlorate kommen ins Spiel. Man hat ja im letzten Jahr Perchlorate, also ein Form von Salz in diesem Tundra-ähnlichen Boden am Mars entdeckt, und diese Perchlorate haben die Eigenschaft, dass sie den Gefrierpunkt von Wasser herabsetzen können, und zwar bis auf -70 Grad Celsius so ungefähr. Das würde reichen, um Wasser an der Oberfläche oder zumindest kurz darunter flüssig zu halten. Der Haken bei diesen Perchloraten ist halt, dass sie giftig sind, das heißt, das Wasser wäre so salzig, dass das Salz Lebensformen, also Zellen, das Wasser entziehen würde. Also Leben hätte es ziemlich schwer in dieser Umgebung. Aber nichts ist unmöglich: Es gibt Pilzformen auf der Erde, die lieben geradezu salziges Wasser, und dieses Wasser am Mars-Nordpol ist nur ungefähr ein Zehntel salziger als das, was wir auf der Erde kennen, wo diese Pilze halt überleben können. Also ausgeschlossen ist Leben dort nicht.
Blumenthal: Wie erklären die Wissenschaftler in den USA sich denn diese Fotos und wie sieht eine mögliche Erklärung aus?
Meyer: Da gibt es momentan drei konkurrierende Denkmodelle. Die einen sagen, dieses Wasser kommt gar nicht aus dem Marsboden, das ist einfach Wasserdampf aus der Marsatmosphäre, der auf den Landebeinen der Sonde kondensiert ist. Ein anderes Modell sagt, dass die Bremstriebwerke von Phoenix, die ja während des Landeanflugs nach unten gerichtet sind, um die Sonde abzubremsen während des Landens, dass die halt die oberste Schicht des Marsbodens - da reicht quasi ein Millimeter - weggeblasen haben und geschmolzen haben und dass deswegen das Wassereis unter der Oberfläche ebenfalls geschmolzen ist und das so entstandene flüssige Wasser schlicht auf die Landebeine von Phoenix gespritzt ist. Und das dritte mögliche Denkmodel sagt, dass dieses Wasser immer schon flüssig war, nur halt freigelegt worden ist eben durch das Landen von der Raumsonde Phoenix.
Blumenthal: Die Marssonde Phoenix ist ja nicht mehr aktiv. Wie kann man das vermeintliche Wasser demnach weiter nachweisen oder wie kann man einen weiteren Beweis erbringen, um welche Flüssigkeit oder ob es sich überhaupt um eine Flüssigkeit dort handelt?
Meyer: Es sind ja weitere Marsmissionen geplant. Die Europäer wollen mit ExoMars zum Roten Planeten. Die Amerikaner, die Nasa will 2001 ihr Mars Science Laboratory starten. Ein bisschen schade ist, dass die beiden Missionen wiederum in Äquatornähe fliegen werden, wo es schon so viele Sonden und Rover und Stationen gab. Man müsste eigentlich wieder zum Nordpol fliegen, dort wo Phoenix gestanden hat, und jetzt in Winterstarre verfallen ist, denn das Vorhandensein von flüssigem Wasser gibt ganz neue Möglichkeiten um eben gezielt nach Leben auf dem Mars zu suchen, in Form von primitiven Bakterien. Die bisherige Suche war ja konzentriert auf ehemaliges, fossiles Leben in früheren Gewässern. Aber heute noch flüssiges Wasser auf dem Mars - das gäbe ganz neue Perspektiven.