Karin Fischer: "Ein Jahr Michael Schindhelm ist ein Jahr 'Schlafes Bruder'", spottete ein Kollege kürzlich. Der Generaldirektor der Berliner Opernstiftung hatte die Breitseite selbst provoziert - er war zuvor vom "Berliner Tagesspiegel" zum Tag des Schlafes befragt worden. Doch in der Tat ist zu fragen: Was ist passiert in diesem einen Jahr in Sachen Opernstiftung? Wir erinnern uns: Die Stiftung war im Jahr 2003 gegründet worden, vor allem um die drei Opernhäuser - die Deutsche Oper, die Staatsoper Unter den Linden und die Komische Oper - zu erhalten. Das war das erklärte politische Ziel bei gleichzeitigem Stellenabbau, besseren Spielplanabsprachen und Schaffung von Synergieeffekten, zum Beispiel über die Zusammenlegung von Werkstätten oder Personalverwaltung. Das Sparkonzept sieht vor, die Zuschüsse von 112 Millionen Euro in diesem Jahr auf 99 Millionen Euro im Jahr 2009 zurückzufahren. Heute informierten der Berliner Kultursenator Thomas Flierl und Michael Schindhelm die Öffentlichkeit in einer Bilanzpressekonferenz. Und wir erfahren erstaunt, dass die Reformen zwar noch nicht umgesetzt sind, jetzt aber zunächst mal das Reformkonzept geändert werden müsse. Da entsteht Erklärungsbedarf. Michael Schindhelm hat in einem vor dieser Sendung aufgezeichneten Gespräch die Dinge klargestellt.
Michael Schindhelm: Also ich muss Ihnen natürlich strikt widersprechen, wenn Sie sagen, es seien die Reformen nicht umgesetzt worden. Sondern ich habe heute relativ plausibel darstellen können, dass wir allein in dem Jahr, das ich jetzt im Amt bin, drei Wirtschaftspläne haben durchbringen können für die Jahre 2005/6 und 7 und in diesem Zeitraum 7,6 Millionen Euro einsparen werden. Das ist eine ganze Menge Geld. Gleichzeitig werden die Leistungen der Häuser nicht reduziert. Wir haben im Jahr 2005 beispielsweise mit 2,7 Millionen Überschuss abgeschlossen. Insofern finde ich es nicht ganz zutreffend, von einer "verschlafenen Zeit" zu sprechen. Hinzukommt, dass wir in diesem Zeitraum ganz maßgebliche Strukturveränderungen haben vollziehen können: Wir haben heute nur noch eine Personalabteilung, eine Abteilung für Finanzen; wir sind dabei, die Werkstätten zu konzentrieren. Das bringt sehr viel Synergien. Aber, man muss gleichzeitig, in der Tat, sagen: Nach 2007 wird es eng.
Fischer: Kultursenator Thomas Flierl hat - jedenfalls heute - eine Revision des Reformkonzepts bis zum September angekündigt und er hat Sie damit beauftragt. Wie soll die denn aussehen?
Schindhelm: Also ich bin jetzt ein Jahr im Amt und habe es für meine Pflicht gehalten, in den letzten Monaten eine Tiefenanalyse zu machen darüber, was eigentlich seit dem Jahr 2003 - bevor die Häuser in die Stiftung überführt worden sind - an wirtschaftlicher Entwicklung passiert ist, und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass die Häuser eigentlich in einer doch erheblich schlechteren wirtschaftlichen Situation bereits gewesen sind vor der Gründung der Stiftung, als man angenommen hat. Das Opernstrukturkonzept, das in großer Eile im Jahr 2003 formuliert worden ist und den Fahrplan bilden sollte für die Entwicklung in den nächsten Jahren, ist deswegen von zum Teil etwas kritischen Voraussetzungen ausgegangen. Und es ...
Fischer: Was bedeutet das?
Schindhelm: ... geht darum, dass ich in den nächsten Monaten vor allen Dingen klären muss, inwiefern die Einsparungen, die man sich verspricht, in Höhe von 9,6 Millionen realistisch sind und man gleichzeitig die künstlerischen Betriebe als unabhängige künstlerische Einheiten erhalten will und inwiefern die Erwartungen von 7,2 Millionen höheren Umsätzen tatsächlich realistisch sind. Sollte das nicht der Fall sein, dann wird das Opernstrukturkonzept in der bisher bestehenden Form insofern zu revidieren sein, dass man überprüfen muss, wie man eben andere Einsparungen realisieren kann und zu weiteren Einnahmesteigerungen kommen kann. Oder eben auch, inwiefern die Absenkungen zu hoch gewesen sind oder in einer zu kurzen Frist erreicht werden sollen und man dementsprechend der Politik auch sagen muss, was geht und was nicht geht.
Fischer: Die höheren Umsätze in der Tat sind nicht zu erwarten, denn die Opernhäuser - außer der Staatsoper Unter den Linden - melden alarmierende Auslastungszahlen. 2005 lagen die für die Deutsche Oper etwa bei 57 Prozent, die der Komischen Oper bei 53 Prozent. Bei Ihnen ist es jetzt gerade so mitgeschwungen: Auch das war eigentlich ein Auftrag an die Häuser, die Zahlen durch Gewinnung zum Beispiel eines neuen Publikums oder wie auch immer, attraktivere Spielpläne, abgesprochenere Spielpläne zu steigern, stattdessen sinken sie. Was ist da passiert?
Schindhelm: Es ist nicht richtig, dass die Zuschauerzahlen sinken, sondern die Zuschauerzahlen sind nicht in dem Maße gewachsen, wie man es erwartet hat. Aber wir hatten mit 726.000 Zuschauern höhere Zuschauerzahlen als beispielsweise im Jahre 2003 und auch im Jahre 2004. Die Zuschauerzahlen wachsen nur nicht in dem Maße, wie man es sich versprochen hat. In der Tat kann man fragen, warum. Das sind sicherlich komplexe Probleme, die einerseits zu tun haben damit, dass zum Beispiel die Deutsche Oper ja vor einem Kurswechsel steht. Die dortige Intendantin Kirsten Harms ist jetzt seit anderthalb Jahr zwar bereits im Amt, muss ja aber ein Programm exekutieren, das ihr letztendlich gescheiterter Vorgänger eingefädelt hat, und sie wird erst in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres wirklich mit ihrem eigenen Programm aufwarten können. Und man muss sagen, die Komische Oper hat sicherlich auch darunter zu leiden gehabt, dass sie selbst einen sicherlich notwendigen künstlerischen Turnaround vollzogen hat, der zunächst einmal zu einem Schwund von Zuschauern geführt hat, den - das muss man aber auch sagen - die Komische Oper allmählich auffängt. Ich bin gerade davon überzeugt, dass die Komische Oper auch im Jahre 2006 allmählich die Früchte dieses künstlerischen Turnarounds auch ernten wird.
Michael Schindhelm: Also ich muss Ihnen natürlich strikt widersprechen, wenn Sie sagen, es seien die Reformen nicht umgesetzt worden. Sondern ich habe heute relativ plausibel darstellen können, dass wir allein in dem Jahr, das ich jetzt im Amt bin, drei Wirtschaftspläne haben durchbringen können für die Jahre 2005/6 und 7 und in diesem Zeitraum 7,6 Millionen Euro einsparen werden. Das ist eine ganze Menge Geld. Gleichzeitig werden die Leistungen der Häuser nicht reduziert. Wir haben im Jahr 2005 beispielsweise mit 2,7 Millionen Überschuss abgeschlossen. Insofern finde ich es nicht ganz zutreffend, von einer "verschlafenen Zeit" zu sprechen. Hinzukommt, dass wir in diesem Zeitraum ganz maßgebliche Strukturveränderungen haben vollziehen können: Wir haben heute nur noch eine Personalabteilung, eine Abteilung für Finanzen; wir sind dabei, die Werkstätten zu konzentrieren. Das bringt sehr viel Synergien. Aber, man muss gleichzeitig, in der Tat, sagen: Nach 2007 wird es eng.
Fischer: Kultursenator Thomas Flierl hat - jedenfalls heute - eine Revision des Reformkonzepts bis zum September angekündigt und er hat Sie damit beauftragt. Wie soll die denn aussehen?
Schindhelm: Also ich bin jetzt ein Jahr im Amt und habe es für meine Pflicht gehalten, in den letzten Monaten eine Tiefenanalyse zu machen darüber, was eigentlich seit dem Jahr 2003 - bevor die Häuser in die Stiftung überführt worden sind - an wirtschaftlicher Entwicklung passiert ist, und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass die Häuser eigentlich in einer doch erheblich schlechteren wirtschaftlichen Situation bereits gewesen sind vor der Gründung der Stiftung, als man angenommen hat. Das Opernstrukturkonzept, das in großer Eile im Jahr 2003 formuliert worden ist und den Fahrplan bilden sollte für die Entwicklung in den nächsten Jahren, ist deswegen von zum Teil etwas kritischen Voraussetzungen ausgegangen. Und es ...
Fischer: Was bedeutet das?
Schindhelm: ... geht darum, dass ich in den nächsten Monaten vor allen Dingen klären muss, inwiefern die Einsparungen, die man sich verspricht, in Höhe von 9,6 Millionen realistisch sind und man gleichzeitig die künstlerischen Betriebe als unabhängige künstlerische Einheiten erhalten will und inwiefern die Erwartungen von 7,2 Millionen höheren Umsätzen tatsächlich realistisch sind. Sollte das nicht der Fall sein, dann wird das Opernstrukturkonzept in der bisher bestehenden Form insofern zu revidieren sein, dass man überprüfen muss, wie man eben andere Einsparungen realisieren kann und zu weiteren Einnahmesteigerungen kommen kann. Oder eben auch, inwiefern die Absenkungen zu hoch gewesen sind oder in einer zu kurzen Frist erreicht werden sollen und man dementsprechend der Politik auch sagen muss, was geht und was nicht geht.
Fischer: Die höheren Umsätze in der Tat sind nicht zu erwarten, denn die Opernhäuser - außer der Staatsoper Unter den Linden - melden alarmierende Auslastungszahlen. 2005 lagen die für die Deutsche Oper etwa bei 57 Prozent, die der Komischen Oper bei 53 Prozent. Bei Ihnen ist es jetzt gerade so mitgeschwungen: Auch das war eigentlich ein Auftrag an die Häuser, die Zahlen durch Gewinnung zum Beispiel eines neuen Publikums oder wie auch immer, attraktivere Spielpläne, abgesprochenere Spielpläne zu steigern, stattdessen sinken sie. Was ist da passiert?
Schindhelm: Es ist nicht richtig, dass die Zuschauerzahlen sinken, sondern die Zuschauerzahlen sind nicht in dem Maße gewachsen, wie man es erwartet hat. Aber wir hatten mit 726.000 Zuschauern höhere Zuschauerzahlen als beispielsweise im Jahre 2003 und auch im Jahre 2004. Die Zuschauerzahlen wachsen nur nicht in dem Maße, wie man es sich versprochen hat. In der Tat kann man fragen, warum. Das sind sicherlich komplexe Probleme, die einerseits zu tun haben damit, dass zum Beispiel die Deutsche Oper ja vor einem Kurswechsel steht. Die dortige Intendantin Kirsten Harms ist jetzt seit anderthalb Jahr zwar bereits im Amt, muss ja aber ein Programm exekutieren, das ihr letztendlich gescheiterter Vorgänger eingefädelt hat, und sie wird erst in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres wirklich mit ihrem eigenen Programm aufwarten können. Und man muss sagen, die Komische Oper hat sicherlich auch darunter zu leiden gehabt, dass sie selbst einen sicherlich notwendigen künstlerischen Turnaround vollzogen hat, der zunächst einmal zu einem Schwund von Zuschauern geführt hat, den - das muss man aber auch sagen - die Komische Oper allmählich auffängt. Ich bin gerade davon überzeugt, dass die Komische Oper auch im Jahre 2006 allmählich die Früchte dieses künstlerischen Turnarounds auch ernten wird.