Auf Adlersflügeln in die Heimat, um Ohrid und Struga wiederzu-sehen – wünschte sich 1857 im kalten Moskau der makedonische Poet Konstantin Miladinov. T’ga za jug (Sehnsucht nach dem Sü-den) hieß sein Gedicht, mit dessen Rezitation alljährlich die Struški večeri na poezijata beginnen, die Struga-Abende der Poesie.
Heute enden sie zum 43. Mal und laut Plan sollten sie beson-ders schön werden: Im März hatten die
Gastgeber den 61-jährigen portugiesischen Poeten Vasco Graça Moura, der auch Abgeordneter im Europäischen Parlament ist, zum diesjährigen Träger des Zlaten venec (Goldenen Kranzes) erkoren.
Schon 2003 waren die Poesie-Abende von der UNESCO zum Weltkultur-Ereignis erklärt worden, was Struga, die schöne und literarisch berühmte Kleinstadt im Süden der Republik Makedonien, mit dem neugestifteten Preis Poeten-Brücke würdigte. Den bekam der Literaturstudent Angelo Suárez von den Philipinen, aber weder er noch sonst wer der 40 aus aller Welt angereisten Poe-ten haben Struga heuer gesehen. Eftim Kletnikov, Dichter und Leiter der Poesie-Abende von Struga, erklärt, warum.
So ist die Lage: Wir respektieren den Willen der Bürger, wie er vom Krisenstab zur Erhaltung Strugas ausgedrückt wird. Die Abende müssen stattfinden, und nach ihrer Beendigung werden wir sofort mit allen Instanzen der Stadt verhandeln, um die Abende dorthin zurückzubringen, wohin sie gehören.
Im August 2001 wurde in Ohrid, 15 Kilometer östlich Strugas, ein Vertrag über die Rechte ethnischer Minderheiten in Makedo-nien geschlossen. Jetzt implementiert Makedonien den Vertrag durch die Bildung neuer und größerer Bezirke im Inneren, wovon regional vor allem die 430.000 Albaner profitieren, die in Struga bereits 40 Bevölkerungs-Prozente stellen. Ihnen ist das zu wenig, den Makedonen zu viel, und so wurde Struga Mitte Au-gust zum Schauplatz ethnischer Unruhen:
In Struga formierte sich ein Krisenstab, der tägliche Struga-Abende des Widerstands ausrichtete und den Boykott der Struga-Abende der Poesie betrieb. Die Poesie-Abende – längst ein weltbekanntes Festival, das verblüffend oft spätere Nobelpreisträger mit seinem Goldenen Kranz dekoriert hatte – wichen in die Hauptadt Skopje aus.
Albanische Intellektuelle beschworen vergeblich die Regierung, so etwas nicht zuzulassen, Kultusminister Blagoj Stefanovski rügte einen Traditionsbruch durch unüberlegte Beschlüsse, und Zoran Ančevski, Cheforganisator der Poesie-Abende, war ratlos:
Die Skopjer-Steinbrücke kann natürlich nicht die Poeten-Brücke von Struga ersetzen. Die Poesie-Abende fanden 42 Jahre lang in Struga statt, und die dortige Brücke hat ihren Namen von den Poeten bekommen, ihretwegen wurde auch das alte Kulturhaus umgebaut und in Haus der Poesie umbenannt. Aber was können wir nach den jüngsten Ereignissen machen?
Nichts konnte man machen, und so fiel am 28.08 in Skopje die Poeten-Lesung Mostovi (Brücken), 42 Jahre lang das begeistern-de Highlight von Struga, ziemlich beschämend und traurig aus. Struga-Laureat Graça Moura sprach in seiner Dankesrede von der Melancholie, die portugiesische und makedonische Mentali-tät gemeinsam aufweisen.
Die Makedonen redeten lieber vom ciskus živ, vom Wanderzirkus, in den sich die Poesie-Abende 2004 als Poetenkarawane zwischen Skopje und Ohrid verwandelt hatten. Wobei die UNESCO-Stadt ei-nige Angst vor strengen UNESCO-Repräsentanten verbarg. Aber die gaben sich milde: Im nächsten Jahr sehen wir uns in Struga wieder, sagte UNESCO-Sprecherin Rose Russel. Und das Sentiment der Poeten, mit Preisträger Graça Moura an der Spitze, formu-lierte der Spanier Justo Jorge Padrón, Struga-Laureat 1990 und Ehrenbürger der Stadt: Wir spüren Sehnsucht nach Struga – es ist uns ans Herz gewachsen.
Heute enden sie zum 43. Mal und laut Plan sollten sie beson-ders schön werden: Im März hatten die
Gastgeber den 61-jährigen portugiesischen Poeten Vasco Graça Moura, der auch Abgeordneter im Europäischen Parlament ist, zum diesjährigen Träger des Zlaten venec (Goldenen Kranzes) erkoren.
Schon 2003 waren die Poesie-Abende von der UNESCO zum Weltkultur-Ereignis erklärt worden, was Struga, die schöne und literarisch berühmte Kleinstadt im Süden der Republik Makedonien, mit dem neugestifteten Preis Poeten-Brücke würdigte. Den bekam der Literaturstudent Angelo Suárez von den Philipinen, aber weder er noch sonst wer der 40 aus aller Welt angereisten Poe-ten haben Struga heuer gesehen. Eftim Kletnikov, Dichter und Leiter der Poesie-Abende von Struga, erklärt, warum.
So ist die Lage: Wir respektieren den Willen der Bürger, wie er vom Krisenstab zur Erhaltung Strugas ausgedrückt wird. Die Abende müssen stattfinden, und nach ihrer Beendigung werden wir sofort mit allen Instanzen der Stadt verhandeln, um die Abende dorthin zurückzubringen, wohin sie gehören.
Im August 2001 wurde in Ohrid, 15 Kilometer östlich Strugas, ein Vertrag über die Rechte ethnischer Minderheiten in Makedo-nien geschlossen. Jetzt implementiert Makedonien den Vertrag durch die Bildung neuer und größerer Bezirke im Inneren, wovon regional vor allem die 430.000 Albaner profitieren, die in Struga bereits 40 Bevölkerungs-Prozente stellen. Ihnen ist das zu wenig, den Makedonen zu viel, und so wurde Struga Mitte Au-gust zum Schauplatz ethnischer Unruhen:
In Struga formierte sich ein Krisenstab, der tägliche Struga-Abende des Widerstands ausrichtete und den Boykott der Struga-Abende der Poesie betrieb. Die Poesie-Abende – längst ein weltbekanntes Festival, das verblüffend oft spätere Nobelpreisträger mit seinem Goldenen Kranz dekoriert hatte – wichen in die Hauptadt Skopje aus.
Albanische Intellektuelle beschworen vergeblich die Regierung, so etwas nicht zuzulassen, Kultusminister Blagoj Stefanovski rügte einen Traditionsbruch durch unüberlegte Beschlüsse, und Zoran Ančevski, Cheforganisator der Poesie-Abende, war ratlos:
Die Skopjer-Steinbrücke kann natürlich nicht die Poeten-Brücke von Struga ersetzen. Die Poesie-Abende fanden 42 Jahre lang in Struga statt, und die dortige Brücke hat ihren Namen von den Poeten bekommen, ihretwegen wurde auch das alte Kulturhaus umgebaut und in Haus der Poesie umbenannt. Aber was können wir nach den jüngsten Ereignissen machen?
Nichts konnte man machen, und so fiel am 28.08 in Skopje die Poeten-Lesung Mostovi (Brücken), 42 Jahre lang das begeistern-de Highlight von Struga, ziemlich beschämend und traurig aus. Struga-Laureat Graça Moura sprach in seiner Dankesrede von der Melancholie, die portugiesische und makedonische Mentali-tät gemeinsam aufweisen.
Die Makedonen redeten lieber vom ciskus živ, vom Wanderzirkus, in den sich die Poesie-Abende 2004 als Poetenkarawane zwischen Skopje und Ohrid verwandelt hatten. Wobei die UNESCO-Stadt ei-nige Angst vor strengen UNESCO-Repräsentanten verbarg. Aber die gaben sich milde: Im nächsten Jahr sehen wir uns in Struga wieder, sagte UNESCO-Sprecherin Rose Russel. Und das Sentiment der Poeten, mit Preisträger Graça Moura an der Spitze, formu-lierte der Spanier Justo Jorge Padrón, Struga-Laureat 1990 und Ehrenbürger der Stadt: Wir spüren Sehnsucht nach Struga – es ist uns ans Herz gewachsen.