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Nach Absturz in Äthiopien
Flugzeughersteller Boeing unter Druck

Nach dem Flugzeugabsturz in Äthiopien mit 157 Toten gibt es Zweifel an der Sicherheit der Maschinen vom Typ Boeing 737 Max 8. Mehrere Länder – darunter China und Indonesien – lassen den modernen Flugzeugtyp des US-Herstellers vorerst nicht mehr fliegen.

Von Sebastian Schreiber | 11.03.2019
Rettungskräfte arbeiten an der Absturzstelle des Fluges 302 der Ethiopian Airlines in der Nähe von Bishoftu, südlich von Addis Abeba.
Noch ist die Ursache für die Abstürze zweier baugleicher Boeing-Maschinen in Äthiopien und Indonesien nicht gefunden (dpa-Bildfunk / AP / Mulugeta Ayene)
Zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten ist eine Boeing 737 Max 8 abgestürzt. Direkt nach dem Start - bei besten Wetterbedingungen. Die Zweifel an der Sicherheit sind groß. Der Flugzeughersteller Boeing mit Sitz in Chicago teilte mit, es gebe nach dem jetzigen Stand keinerlei Grundlage, den Betreibern des Flugzeugs neue Anweisungen zu geben.
Im November, zwei Wochen nach dem ersten Absturz der 737 Max 8 in Indonesien, sagte Boeing-Chef Dennis Muilenburg dem Sender Fox Business:
"Die Quintessenz ist - die Boeing 737 Max ist sicher. Für uns bei Boeing ist Sicherheit ein Grundwert - das war immer so. Diese Maschine wurde über tausende Stunden getestet, bewertet und zertifiziert."
Erneute Diskussion um Sicherheit
Im vergangenen Oktober war in Indonesien eine Boeing 737 Max 8 der Fluglinie Lion Air abgestürzt - 189 Menschen kamen ums Leben. Nun also wieder ein Absturz einer Boeing - wieder die 737 Max 8. Es ist ein modernes, effizientes Flugzeug. Für Boeing ein Bestseller. 350 Maschinen hat der Hersteller ausgeliefert, mehr als 5.000 sind bestellt.
Dazu sagte die ehemalige Generalinspekteurin des US-Verkehrsministeriums, Mary Schiavo, dem Sender CNN:
"Bei einem neuen Flugzeug ist es normal, dass es kleinere Probleme gibt. Aber - zwei Abstürze, zwei Unglücke sollte es nicht geben. Die Sicherheit sollte sich verbessern und nicht verschlechtern. Das ist besorgniserregend."
Nachschulung von Piloten
Im Mittelpunkt der Diskussion um die Sicherheit der Boeing 737 Max 8 steht ein neues System, das den Winkel, mit dem die Maschine steigt oder sinkt, kontrollieren soll. Die Piloten seien bereits nachgeschult worden, sagte der Luftfahrtjournalist David Soucie dem Sender CNN, möglicherweise bereite die Software den Piloten aber weiter Probleme:
"Wenn das System nicht richtig funktioniert, kann es sein, dass das Flugzeug die Nase runterdrückt und der Pilot dagegen ankämpft. Er stellt vielleicht den Autopilot aus und versteht nicht, dass es ein weiteres System ist, das abgestellt werden muss."
Suche nach der Absturzursache
Unklar ist, ob beide Boeing-Maschinen aus dem gleichen Grund abgestürzt sind. Experten werten nun die Flugschreiber der in Äthiopien abgestürzten Maschine aus. Auch im Fall des in Indonesien abgestützten Flugzeugs ermitteln die Behörden noch. Während etwa China und Indonesien entschieden, die Boeing 737 Max 8 vorerst nicht fliegen zu lassen, sind die Maschinen in den USA und anderen Ländern weiter im Einsatz. Der Luftfahrtjournalist und Pilot Miles O'Brien forderte Boeing im Gespräch auf, alle Maschinen des Typs vorerst am Boden zu lassen:
"Ein modernes Flugzeug wie dieses sollte einfach nicht vom klaren, blauen Himmel fallen. Das ist innerhalb von wenigen Monaten auf eine verblüffend ähnliche Art und Weise passiert. Ich denke, Boeing muss jetzt beweisen, dass das ein sicheres Flugzeug ist."
Boeings Aktie rutschte am Morgen kräftig ab - der Flugzeughersteller verzeichnete zum Handelsstart Verluste im zweistelligen Prozentbereich.