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Nach Adam Ries

Am Wochenende trafen sich Zahlenkünstler aus aller Welt in zur ersten Weltmeisterschaft im Kopfrechnen. Der Ort ist gut gewählt: Rechenmeister Adam Ries lebte in Annaberg-Buchholz und verhalf der Stadt zu Ruhm und Ansehen. Wie seine Nachfolger im Computerzeitalter das Kopfrechnen beherrschen – darüber gab der aktuelle Wettbewerb Auskunft.

Von Sven Näbrich |
    Weil die Multiplikation ja seine Spezialität ist, hat er gehofft, dass er da vielleicht den ersten Platz macht. Jetzt ist er der Zweite geworden, aber da ist er auch nicht bös' drum.

    Der algerische Mathematikstudent Said Mohammed Seghir hat die gute Platzierung immerhin in der Königsdisziplin errungen. Doch Multiplikation klingt einfach, fast harmlos, denn Mohammed Seghir und die anderen 16 Rechenkünstler leisten Außergewöhnliches. 663 mal 218 mal 341 ist nur ein Beispiel aus insgesamt sechs Disziplinen, in denen die Teilnehmer achtstellige Zahlen multiplizieren müssen oder aus einer sechsstelligen Zahl die Quadratwurzel ziehen. Das alles geschieht im Kopf, ohne jedes Hilfsmittel. Jüngster Teilnehmer ist der erst 17Jährige Franzose Valentin Barraud.

    Since I was young I know, that I am good in mental calculation. But I don't use it a lot. Two months ago, I see, that a world cup of mental calculation is organized. So I tried to realize to participate.
    "Seit meiner Kindheit weiß ich, dass ich gut im Kopfrechnen bin. Aber ich nutze das nicht weiter. Vor zwei Monaten habe ich gehört, dass es eine Weltmeisterschaft im Kopfrechnen geben soll. Da habe ich gleich versucht, daran teilzunehmen.

    Die meisten Zahlenkünstler müssen für ihre imposanten Rechenleistungen lange trainieren. Mathematiker Ralf Laue - Schiedsrichter bei der WM - über Lernprozesse beim Kopfrechnen:

    Ich denke, dass es beim Kopfrechnen vergleichbar vielleicht ist mit einem sehr guten Klavierspieler, der am Anfang immer noch nachdenken muss, welche Taste muss ich den jetzt anschlagen, und irgendwann nach jahrelanger Übung passiert es dann automatisch und er weiß gar nicht mehr, warum er denn so schön spielt. Genau Dasselbe ist auch für das Kopfrechnen richtig. Veranlagung mag wichtig sein, aber ich denke, die Übung ist das vor allem Entscheidende.

    Nach drei Stunden angestrengter Kopfarbeit ist es endlich soweit. Der Juryvorsitzende verkündet den Namen des ersten Weltmeisters im Kopfrechnen:

    ... and first place is to… Robert Fountain !

    Robert Fountain aus Großbritannien kann seinen Sieg gar nicht fassen. Der Physiker gibt sich bescheiden und macht zunächst das Glück für seinen Sieg verantwortlich:

    It's fantastic. I'm still in shock.. (lacht) but it was luck, I think, in the end it was luck.

    Said Mohammed Seghir und Valentin Barraud gehören zu den zahlreichen Gratulanten. Der Algerier wurde Gesamtfünfter, der junge Franzose Fünfzehnter. Und während die beiden schon wieder ihre Sachen packen, gibt Weltmeister Fountain erste Interviews und zieht ein Resümee:

    I went to a lot of competitions before in England, and this one is the most difficult, and also, this is the first time, that so many people from around the world came to one place to perform. So it's very special and I hope, it continous. I hope there is another competion next year, so I certainly come again.
    "Ich war vorher bei vielen Wettkämpfen in England, und dieser hier ist der schwierigste. Es ist auch das erste Mal, dass sich so viele Leute aus aller Welt an einem Ort treffen, um sich miteinander zu messen. Es ist etwas ganz Besonderes und ich hoffe, dass es nächstes Jahr wieder einen Wettkampf geben wird und ich wiederkommen kann.

    Bester Deutscher wurde Rüdiger Gamm auf Platz acht. Die anderen deutschen Teilnehmer hatten offenbar einen schlechten Tag erwischt und landeten nur im hinteren Drittel des Feldes. – Ein Schelm, wer da gleich an PISA denkt.