"Der wahrscheinlich erstaunlichste Ort, an dem ich jemals war, ist eine Insel namens Rapa - circa 1500 Kilometer südlich von Tahiti. Der einzige Weg zu dieser Insel ist ein Boot, das alle zwei Monate von Tahiti abfährt. Bis nach Rapa dauert es von dort aus drei Tage."
In den vergangenen zwei Jahren hat der Evolutionsbiologe David Hembry aus Berkeley nahezu alle französisch-polynesischen Inseln bereist. Immer auf der Suche nach einer Pflanze der Gattung Glochidion. Im Englischen wurde ihr der Name Leafflower Tree gegeben.
"Die Blüten dieser Pflanze sind nicht sonderlich attraktiv für Insekten: winzig - ungefähr zwei Millimeter lang, grün und sie sprießen direkt am Blattstängel - daher auch der Name. Sie besitzen weder Blütenblätter noch Nektar. Man sieht die Blüten kaum."
Doch auch kleine, für die meisten Insekten uninteressant erscheinende Blüten werden bestäubt. Vor acht Jahren entdeckten japanische Forscher eine enge Symbiose zwischen dem Leafflower Tree und Epicephala-Motten. Die Falter verteilen die Pollen der Bäume in den Tropen von Australien, Afrika und Asien. Dafür bekommen sie von den Pflanzen eine Art Kindertagesstätte gestellt.
"Sie treten einen Teil ihrer Samen an die Motte als Brut- und Futterkasten für ihre Eier ab. Es ist eine sehr enge Symbiose, denn die Lebenszyklen von Motte und Baum hängen voneinander ab."
Auf dem kontinentalen Festland hat sich im Laufe der Evolution jede Epicephala-Mottenart auf eine bestimmte Art der Glochidion-Pflanze spezialisiert. Als man verschiedene Arten des Leafflower Trees auch auf den abgelegenen französisch-polynesischen Inseln mitten im Ozean entdeckte, stellte sich die Frage, ob sich auch dort die Symbiose entwickelt hatte.
"Auf allen diesen Inseln standen Leafflower Trees. Wir wussten aber nicht, ob es dort auch die zugehörigen Motten gibt. Wir Evolutionsbiologen standen vor einem Paradox. Denn wenn eine Spezies auf einer abgelegenen Insel strandet, dann dürfte sie ohne den Symbiosepartner, von dem sie abhängig ist, nicht überleben."
Zwei mögliche Szenarien sah Hembry dafür, wie sich die Leafflower Trees auf den Inseln etabliert haben: Entweder hat die Pflanze andere Insektenarten zum Bestäuben gefunden oder ihre Motte kam zu einem späteren Zeitpunkt nach. Ein gleichzeitiges Ankommen hingegen hätte dem Symbiose-Gespann wenig gebracht.
"Wenn ein Samen der Pflanze auf einer Insel landet, dauert es Jahre, bis daraus ein Baum wird. Und wenn gleichzeitig eine Mottenlarve in einem Samen ankommen würde, wäre sie in einem Monat ausgewachsen und bräuchte den Baum zum Eierablegen. Wenn, dann mussten sie zeitversetzt auf die Insel gekommen sein."
Monatelang hat der Biologe Samen des Leafflower Trees gesammelt, um darin nach Epicephala-Mottenlarven zu suchen - und er fand sie auch. Doch um eine intakte Symbiose tatsächlich nachweisen zu können, mussten die nachtaktiven Falter in flagranti bei der Bestäubung ertappt werden.
"Auf einer der Inseln haben wir direkt neben einem Leafflower Tree das Zelt aufgeschlagen. In der ersten Nacht haben wir gar nichts gesehen. In der Nacht darauf eine Motte, die von der Pflanze losflog. Doch in der dritten Nacht konnten wir einen Falter dabei beobachten, wie er die Blüte zum einen bestäubte und zum anderen auch seine Eier dort ablegte. Das war ein sehr aufregender Moment für uns."
Solche Momente hatten Hembry und sein japanischer Kollege noch häufiger während ihrer Reise. In nahezu ganz Polynesien fanden sie Motte und Baum in Symbiose vereint vor. Allerdings in einer Art evolutionären Vorstufe: Eine Mottenart bedient dort meist mehrere Leafflower-Tree-Arten.
"Das ist ein äußerst seltener Fall, in dem eine Symbiose gebrochen wurde und sich selbst wieder aufgebaut hat. Wir glauben, das ist eine seltene Gelegenheit, Evolution in Aktion zu sehen."
In den vergangenen zwei Jahren hat der Evolutionsbiologe David Hembry aus Berkeley nahezu alle französisch-polynesischen Inseln bereist. Immer auf der Suche nach einer Pflanze der Gattung Glochidion. Im Englischen wurde ihr der Name Leafflower Tree gegeben.
"Die Blüten dieser Pflanze sind nicht sonderlich attraktiv für Insekten: winzig - ungefähr zwei Millimeter lang, grün und sie sprießen direkt am Blattstängel - daher auch der Name. Sie besitzen weder Blütenblätter noch Nektar. Man sieht die Blüten kaum."
Doch auch kleine, für die meisten Insekten uninteressant erscheinende Blüten werden bestäubt. Vor acht Jahren entdeckten japanische Forscher eine enge Symbiose zwischen dem Leafflower Tree und Epicephala-Motten. Die Falter verteilen die Pollen der Bäume in den Tropen von Australien, Afrika und Asien. Dafür bekommen sie von den Pflanzen eine Art Kindertagesstätte gestellt.
"Sie treten einen Teil ihrer Samen an die Motte als Brut- und Futterkasten für ihre Eier ab. Es ist eine sehr enge Symbiose, denn die Lebenszyklen von Motte und Baum hängen voneinander ab."
Auf dem kontinentalen Festland hat sich im Laufe der Evolution jede Epicephala-Mottenart auf eine bestimmte Art der Glochidion-Pflanze spezialisiert. Als man verschiedene Arten des Leafflower Trees auch auf den abgelegenen französisch-polynesischen Inseln mitten im Ozean entdeckte, stellte sich die Frage, ob sich auch dort die Symbiose entwickelt hatte.
"Auf allen diesen Inseln standen Leafflower Trees. Wir wussten aber nicht, ob es dort auch die zugehörigen Motten gibt. Wir Evolutionsbiologen standen vor einem Paradox. Denn wenn eine Spezies auf einer abgelegenen Insel strandet, dann dürfte sie ohne den Symbiosepartner, von dem sie abhängig ist, nicht überleben."
Zwei mögliche Szenarien sah Hembry dafür, wie sich die Leafflower Trees auf den Inseln etabliert haben: Entweder hat die Pflanze andere Insektenarten zum Bestäuben gefunden oder ihre Motte kam zu einem späteren Zeitpunkt nach. Ein gleichzeitiges Ankommen hingegen hätte dem Symbiose-Gespann wenig gebracht.
"Wenn ein Samen der Pflanze auf einer Insel landet, dauert es Jahre, bis daraus ein Baum wird. Und wenn gleichzeitig eine Mottenlarve in einem Samen ankommen würde, wäre sie in einem Monat ausgewachsen und bräuchte den Baum zum Eierablegen. Wenn, dann mussten sie zeitversetzt auf die Insel gekommen sein."
Monatelang hat der Biologe Samen des Leafflower Trees gesammelt, um darin nach Epicephala-Mottenlarven zu suchen - und er fand sie auch. Doch um eine intakte Symbiose tatsächlich nachweisen zu können, mussten die nachtaktiven Falter in flagranti bei der Bestäubung ertappt werden.
"Auf einer der Inseln haben wir direkt neben einem Leafflower Tree das Zelt aufgeschlagen. In der ersten Nacht haben wir gar nichts gesehen. In der Nacht darauf eine Motte, die von der Pflanze losflog. Doch in der dritten Nacht konnten wir einen Falter dabei beobachten, wie er die Blüte zum einen bestäubte und zum anderen auch seine Eier dort ablegte. Das war ein sehr aufregender Moment für uns."
Solche Momente hatten Hembry und sein japanischer Kollege noch häufiger während ihrer Reise. In nahezu ganz Polynesien fanden sie Motte und Baum in Symbiose vereint vor. Allerdings in einer Art evolutionären Vorstufe: Eine Mottenart bedient dort meist mehrere Leafflower-Tree-Arten.
"Das ist ein äußerst seltener Fall, in dem eine Symbiose gebrochen wurde und sich selbst wieder aufgebaut hat. Wir glauben, das ist eine seltene Gelegenheit, Evolution in Aktion zu sehen."