Bundestag
Nach Angriff in Mannheim: Opposition fordert schnelle Abschiebungen - Merz: "Zeit des Warnens ist vorbei"

Nach der Regierungserklärung von Bundeskanzler Scholz zu schnelleren Abschiebungen von Straftätern nach Afghanistan haben Politiker der Opposition ein schnelles Handeln gefordert. Scholz selbst sprach sich ebenfalls dafür aus, innerhalb der Koalition herrscht jedoch Skepsis.

    Berlin: Friedrich Merz, CDU Bundesvorsitzender und CDU/CSU Fraktionsvorsitzender im Bundestag, spricht im Plenum des Bundestags nach der Regierungserklärung zur aktuellen Sicherheitslage.
    CDU-Vorsitzender Merz spricht im Bundestag. (Sabina Crisan/dpa)
    Unionsfraktionschef Merz appellierte an die Bundesregierung, Kriminelle zügig abzuschieben. Die Zeit des Warnens und des Verurteilens, des Abwiegelns und der Ankündigungen, sei jetzt vorbei, so Merz. Die Menschen warteten auf eine klare, unmissverständliche Antwort der Politik. CSU-Landesgruppenchef Dobrindt warf Bundeskanzler Scholz vor, Abschiebungen mit den Grünen in der Ampel-Regierung nicht durchsetzen zu können.

    Skepsis bei den Grünen - AfD gibt Regierung Mitschuld an Mannheimer Angriff

    Grünen-Fraktionschefin Haßelmann sagte in der Debatte zur Regierungserklärung, dass Menschen, die schwere Straftaten begehen, nach Verbüßung der Strafe abgeschoben werden müssten. Sie fügte aber hinzu, dass für alle Herkunftsländer kontinuierlich geprüft werden müsse, ob die Sicherheitslage Abschiebungen zulasse. Die FDP stellte sich hinter Scholz' Vorstoß. Wer in Deutschland islamistisch motivierte Straftaten begehe, bedürfe offenkundig keines Schutzes vor islamistischen Regimen, sagte Fraktionschef Dürr.
    Die Fraktionsvorsitzende der AfD, Weidel, gab der Regierung eine Mitschuld an dem Angriff. Sie sagte, der Täter von Mannheim hätte gar nicht in Deutschland sein dürfen.
    Zuvor hatte Bundeskanzler Scholz in seiner Regierungserklärung zur Sicherheitslage den Messerangriff in Mannheim als "Terror-Akt" bezeichnet. Das tödliche Messer-Attentat auf einen jungen Polizisten sei Ausdruck eines radikalen Islamismus und damit einer menschenfeindlichen Ideologie, sagte Scholz vor den Abgeordneten. Das Innenministerium bereite die Abschiebung Schwerstkriminieller vor und sei bereits mit Nachbarländern Afghanistans im Gespräch.

    Expertin: Einigung bei der Abschiebung wird nicht einfach

    Die Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele von der Hertie School in Berlin sagte, eine Einigung auf die Abschiebung von Straftätern nach Afghanistan werde innerhalb der Koalition nicht einfach. Scholz habe aber die Marschrichtung vorgeben, sagte Römmele im Deutschlandfunk. Mit Blick auf die Klarheit und Entschlossenheit, mit der Scholz in der Regierungserklärung formuliert habe, gehe es ihrer Meinung nach nur noch um das Wie und nicht um das Ob.

    Weitere Informationen

    Regierungserklärung von Scholz - Der politischeDruck ist sehr hoch
    Diese Nachricht wurde am 06.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.