
Ziel der Organisationsentwicklung sei die Etablierung von wirkungsvollen Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit bei vollständigem Schutz der Kunstfreiheit, hieß es in einer Mitteilung.
Verhaltenskodex für Gesellschaft und Künstlerische Leitung
Der Abschlussbericht empfiehlt unter anderem je einen Verhaltenskodex für die Gesellschaft und die Künstlerische Leitung. Im Kodex der Gesellschaft solle festgelegt sein, dass sie "sich eindeutig gegen Antisemitismus, Rassismus und sonstige Formen der Diskriminierung positioniert und ihre Einwirkungsmöglichkeiten unter Wahrung der Kunstfreiheit auch nutzen wird, um dieses Ziel zu erreichen". Der Kodex der Künstlerischen Leitung solle "Passagen enthalten, die darstellen, wie gewährleistet wird, dass die von der Künstlerischen Leitung kuratierte Ausstellung die Menschenwürde nicht verletzt".
Wissenschaftlicher Beirat mit Stimmrecht im Aufsichtsrat
Darüber hinaus rät die Unternehmensberatung, einen wissenschaftlichen Beirat einzuführen. Er soll demnach aus sechs oder neun Personen aus dem künstlerisch-kuratorischen Bereich bestehen, die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat beraten und stimmberechtigt im Aufsichtsrat vertreten sein. Den Vorsitzenden des Gremiums solle der Bund bestimmen. Er selbst solle in dem Gremium stimmberechtigt beteiligt werden, aber kein Gesellschafter werden. Entsprechende Forderungen waren im Zuge des Antisemitismus-Eklats im vergangenen Jahr aufgekommen. Empfohlen wird auch, die Aufgaben von Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung zu klären sowie ein "neues und eindeutiges Organigramm der gGmbH" zu entwickeln.
Der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Hoffmann, äußerte sich zufrieden mit den Ergebnissen. "Wer den Bericht studiert, wird feststellen, dass er gleichermaßen wirkungsvolle Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit implementieren möchte, wie er sicherstellen möchte, dass dabei die Kunstfreiheit unbedingt und uneingeschränkt geschützt bleibt", sagte Hoffmann.
Antisemitismusvorwürfe bereits in der Vorbereitungsphase der documenta
Die documenta 15 im vergangenen Jahr wurde seit der Vorbereitungsphase von Antisemitismusvorwürfen überschattet. Kurz nach Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni war das Banner "People's Justice" des indonesischen Künstlerkollektivs "Taring Padi" wegen antisemitischer Motive abgehängt worden. Weitere israelfeindliche Werke und Filme wurden als antisemitisch kritisiert. Die Generaldirektorin der Kunstschau, Schormann, wurde abberufen.
Erste Rücktritte im Zuge der Vorbereitungen für Kunstausstellung 2027
Mitte November war die gesamte Findungskommission für die nächste documenta 16 im Jahr 2027 zurückgetreten. Vorangegangen waren der Rückzug der israelischen Künstlerin Ettinger aus dem Gremium. Sie begründete dies mit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel. Auch das indische Kommissionsmitglieds Hoskoté, der 2019 ein antisemitisches Statement unterzeichnet hatte, gab seinen Rücktritt bekannt.
Diese Nachricht wurde am 15.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.