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Nach dem Aus für Bosch-Solar

Die Entscheidung des Bosch-Konzerns, seine Solarsparte zu schließen, war am Freitag eingeschlagen wie eine Bombe. Allein im Hauptwerk in Arnstadt stehen 1800 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Gemeinsam mit dem Thüringer Wirtschaftsminister suchen Konzern und Beschäftigte nun nach Alternativen.

Von Veit Malolepsy | 26.03.2013
    Die erste Botschaft gab es schon, da hatte die Pressekonferenz nach dem als Spitzengespräch angekündigten Treffen noch gar nicht begonnen. Der Bosch-Konzern hatte nur zwei Solar-Vorstände ohne Entscheidungsbefugnis nach Erfurt geschickt. Und so musste Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig das, was er der Konzernspitze zur Schließung der Solarsparte sagen wollte, über die Medien ausrichten:

    "Wir fordern den Geschäftsführer von Bosch auf, diese Entscheidung noch einmal zu überprüfen."

    Und was er von dieser Entscheidung hält, schickte er gleich hinterher:

    "Die Art und Weise, wie dies zustande gekommen ist, ist Bosch nicht würdig. Sie ist nicht verantwortbar. Im Übrigen halte ich dies auch für einen schweren Imageschaden von Bosch."

    Gleich eine ganze Liste von Forderungen erhoben Politik und Arbeitnehmervertreter: Wenn sich das Solarwerk nicht erhalten lasse, müssten bei einem Verkauf die tariflichen Standards für die Beschäftigten beibehalten werden. Auch die Verlegung einer anderen Produktsparte nach Arnstadt müsse Bosch erwägen oder allen Beschäftigten andere Tätigkeiten anbieten:

    "Wir erwarten, dass betriebsbedingte Kündigungen in jedem Falle ausgeschlossen werden, und dass es Angebote gibt, wenn das unvermeidbar ist an die Kolleginnen und Kollegen, dass sie Beschäftigung im Bosch-Konzern weiter haben werden."

    Hierbei könne auch eine Transfergesellschaft helfen - als letztes Mittel, so Minister Machnig und die Chefin der Erfurter Arbeitsagentur, Beatrice Ströhl:

    "Wir haben es mit Menschen zu tun, die ihre Flexibilität in den letzten Jahren schon einmal unter Beweis gestellt haben. Sie sind schichterfahren und in aller Regel motiviert."

    Die Gespräche über diese Forderungen seien durchaus konstruktiv gewesen, hieß es von den Beteiligten. Auch ein Sprecher des Konzern bestätigte das anschließend auf Nachfrage. Allerdings gebe es im Moment dazu nicht viel zu sagen - lediglich, dass sich übers Wochenende erste Kaufinteressenten für die Solarwerke gemeldet hätten.

    Auch an die Politik wandten sich die Teilnehmer des heutigen Treffens: Die Bundesregierung müsse die Solarförderung in Deutschland wieder auf eine solide Grundlage stellen und müsse außerdem die Klage der EU gegen Dumping-Importe aus China unterstützen.

    Für den Chef des Arnstädter Betriebsrates, Andy Poplawski, ist das zurzeit ein schwacher Trost. Er verwies darauf, dass Bosch noch im Herbst Pläne für die Zukunft der Solarwerke geschmiedet habe. Die Kehrtwende am Freitag habe die Mitarbeiter dann völlig überrascht:

    "Keiner hat mit so einer Entscheidung gerechnet. Dass man sich umstrukturieren muss, war klar. Aber gleich schließen – das ist ein Schock gewesen."

    Inzwischen habe sich die Stimmung allerdings gewandelt:

    "Kämpferisch. Alle wollen um ihren Arbeitsplatz kämpfen. Mit allen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen."

    Wenn nötig, ziehe man auch nach Stuttgart vor die Unternehmenszentrale, ergänzte ein IG-Metall-Sprecher.