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Nach den Anschlägen in den USA:

Die gestrigen Terroranschläge in den USA sind das einzige Thema, das uns an diesem Tag beschäftigt. Noch haben die ersten Ermittlungen erst begonnen, noch wird der Tathergang rekonstruiert, noch wissen wir wenig bis gar nichts über die Opfer. Es wird noch Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis diese Anschläge wirklich aufgearbeitet sind. Auch über Täter und Urheber weiß man sehr wenig. Die Diskussionen nicht nur in den USA drehen sich aber um Osama bin Laden, den islamischen Fundamentalisten, der in Afghanistan lebt und dort als Finanzier, als Ideengeber, als Ausbilder für den internationalen Terrorismus tätig sein soll. Auch wir, meine Damen und Herren, wissen natürlich nicht, ob und wie weit bin Laden in die Geschehnisse des gestrigen Tages verstrickt ist. Wir wollen dennoch in dieser Sendung den Mann Osama bin Laden, sein Wirken und seine Strategie darstellen, nicht als Vorverurteilung, sondern als Information über einen Mann, der in der Terrorszene dieser Welt eine entscheidende Rolle spielt.

Rolf Tophoven | 12.09.2001
    Die gestrigen Terroranschläge in den USA sind das einzige Thema, das uns an diesem Tag beschäftigt. Noch haben die ersten Ermittlungen erst begonnen, noch wird der Tathergang rekonstruiert, noch wissen wir wenig bis gar nichts über die Opfer. Es wird noch Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis diese Anschläge wirklich aufgearbeitet sind. Auch über Täter und Urheber weiß man sehr wenig. Die Diskussionen nicht nur in den USA drehen sich aber um Osama bin Laden, den islamischen Fundamentalisten, der in Afghanistan lebt und dort als Finanzier, als Ideengeber, als Ausbilder für den internationalen Terrorismus tätig sein soll. Auch wir, meine Damen und Herren, wissen natürlich nicht, ob und wie weit bin Laden in die Geschehnisse des gestrigen Tages verstrickt ist. Wir wollen dennoch in dieser Sendung den Mann Osama bin Laden, sein Wirken und seine Strategie darstellen, nicht als Vorverurteilung, sondern als Information über einen Mann, der in der Terrorszene dieser Welt eine entscheidende Rolle spielt.

    Zu 90 Prozent, so heißt es in Agenturmeldungen dieses Tages, gehen die US-amerikanischen Ermittler davon aus, dass die Anschlagserie des gestrigen Tages auf Osama bin Laden zurückgeht. Er wird immer wieder als Drahtzieher bezeichnet. Die pakistanische Zeitung "Ausaf" zitiert bin Ladens Sondervertreter, wie es da heißt, mit den Worten, er sehe in der Terrorwelle eine legitime Reaktion auf die Politik der USA, aber er habe jegliche Verantwortung für die Anschläge zurückgewiesen.

    Wer die Struktur der Organisation bin Ladens kennt, kann den Widerspruch, der in diesen Äußerungen liegt, leicht auflösen. Seitdem bin Laden auf den Bildschirmen der Geheimdienste ist, hat er die direkte Führung von Terrorkommandos aufgegeben. Die Terroristen werden in seinen Lagern ausgebildet, dann aber in alle Teile der Welt entlassen. Dort haben sie dann den Auftrag, dezentrale Kommandos zu bilden, die sich ihre Ziele selbsttätig aussuchen und die Aktionen dann dezentral durchführen. So wird jeder direkte Hinweis auf bin Laden vermieden.

    Zur Begründung solcher Anschläge sagte bin Laden in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im Mai 1998: Zitator:

    "Es ist schwer, mein Handeln zu begreifen, wenn man nicht den Islam versteht. Gott befiehlt uns den Heiligen Kampf, den Dschihad, um sein Wort über die Worte der Ungläubigen zu stellen. Wir glauben, dass dies ein Dienst an Gott ist."

    Osama bin Laden ist heute 45 Jahre alt, saudischer Herkunft und Multimillionär. Er lebt in einem Versteck in der zerklüfteten Bergregion Afghanistans südwestlich der Stadt Kandahar und unter dem Schutz der dort herrschenden radikal-islamischen Taliban-Milizen. Osama bin Laden ist eines von 53 Kindern des saudischen Baumagnaten Mohammad Awad bin Laden. Seine Mutter, eine Palästinenserin, eine von zehn Frauen seines Vaters, brachte Osama 1955 in Jeddah zur Welt. Der bin Laden-Clan verdiente mit Regierungsaufträgen ein Riesenvermögen. Geschätzte fünf Milliarden US-Dollar sollen auf den Konten liegen. Osama selbst soll Zugriff auf 300 Millionen Dollar haben. Wichtige Bauaufträge waren die höchsten Heiligtümer des Islam, die beiden Moscheen in Mekka und Medina.

    In jungen Jahren tummelte sich der heute tief gläubige Osama bin Laden an den Plätzen der arabischen High Society in Beirut. Nightclubs und Bars waren bevorzugte Aufenthaltsplätze des angehenden Millionärs. Der Bürgerkrieg im Libanon stoppte 1975 abrupt das süße Leben. Bin Laden studierte dann an der renommierten Universität von Riad und schloss mit einem Diplom als Bauingenieur ab. Außerdem erwarb er Kenntnisse in der Wirtschaftslehre und im Management. Bereits in jener Zeit sah er sich als erfolgreicher Geschäftsmann. Aber sein eigentlicher Karriereaufstieg begann nicht im Business-Sektor, sein Produkt ist der Krieg.

    Der Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan 1979 wurde für ihn zu einem Schlüsselerlebnis. Osama bin Laden sprach erstmals vom Heiligen Krieg gegen die "Ungläubigen". Das sind für ihn die Soldaten der einstigen Sowjet-Armee. Zusammen mit hunderten ihm treu ergebenen Gefolgsleuten zog er in den Freiheitskampf der afghanischen Mujaheddin. Von Beginn an pumpte er große Mengen Geld und Material in das Land am Hindukusch. Seine Baumaschinen durchpflügten das Land. Bin Laden verbesserte die Infrastruktur, baute Straßen, Tunnels, Unterkünfte und Munitionsdepots für die afghanische Guerilla.

    Vor allem legte er ein ehrgeiziges Rekrutierungsprogramm in der gesamten arabischen Welt auf. Tausende junger Muslime strömten zu den Fahnen eines Heiligen Krieges gegen die Sowjets. Bin Laden bezahlte ihre Anreise und richtete Trainingslager ein. Experten für den Guerillakampf wurden in der ganzen Welt angeheuert, unter ihnen Spezialisten für Sabotage und verdeckte Operationen. Bereits nach einem Jahr unterhielt bin Laden in seinen Privatcamps mehr als tausend Freiwillige.

    In jener Zeit trafen sich amerikanische Interessen mit jenen des saudischen Millionärs. Ziel der USA war es, die damals mit ihr um die Vorherrschaft konkurrierende Großmacht UdSSR aus Afghanistan zu vertreiben und die Sowjetarmee in deren afghanisches "Vietnam" zu treiben. Der US-Geheimdienst, CIA, sponserte damals die Mujaheddin mit einer jährlichen Finanzspritze von 500 Millionen Dollar. Weiteres Geld floss aus Saudi-Arabien. CIA und pakistanischer Geheimdienst drillten die Freiheitskämpfer im Guerillakrieg. Bin Ladens Gruppe war damals eine von sieben Hauptgruppen unter den verschiedenen Mujaheddin-Fraktionen.

    Strittig bleibt bis heute, ob der Saudi mit der CIA paktierte. Beide Seiten dementieren das. Fest steht jedoch: die afghanische Guerilla erhielt üppiges Militär-Know-how und hoch-modernes US-Kriegsgerät, darunter die schultergestützte Boden-Luftrakete "Stinger", die mit einem hitzesuchenden Gefechtskopf ausgestattet ist. Der Einsatz dieser effektiven Waffe gegen sowjetische Helikopter führte die Wende des Krieges herbei. Das Kriegsglück schlug sich auf die Seite der Mujaheddin.

    Nach dem Sieg über die Sowjet-Armee kehrten die meisten Afghanistan-Kämpfer wieder in ihre arabischen Heimatländer zurück, wo sie sich extremistischen Bewegungen anschlossen, um ihr Know-how nun in den Dienst eines "Heiligen Krieges" gegen die prowestlichen Regierungen in den jeweiligen Ländern zu stellen. Seit der Rückkehr der sogenannten "Afghanen" eskalierte beispielsweise der Terror am Nil und in Algerien.

    Aber nicht alle ehemaligen Mujaheddin zog es in ihre muslimische Heimat zurück. Tausende verharrten zunächst im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet als gut und professionell aus-gebildete Kader, hoch motiviert, mit dem Glanz des Sieges in einem "Heiligen Kriegs" über die ungläubigen Sowjets umgeben und islamisch-fundamentalistisch inspiriert. Diese sog. "Afghanen" bildeten einen gefährlichen terroristischen Bodensatz, ein jederzeit abrufbares Potential des Terrors. Sie wurden zu einem Rekrutierungsreservoir für islamistische Terrorgruppen weltweit - eine Söldnertruppe im Namen Allahs.

    Aus diesen Kadern rekrutierte Osama bin Laden die Kommandos für seinen späteren Terror gegen die USA und die westliche Welt. Die ehemaligen "Afghanen" bildeten das Rückgrat der Terrortruppen des Saudi.

    Noch ein weiterer glücklicher Umstand kam der islamistischen Energie bin Ladens nach Kriegsende zugute. Er beerbte zum einen andere afghanische "War Lords", zum anderen erbte er ein riesiges Waffenarsenal vorwiegend aus US-Beständen. Fachleute gehen davon aus, dass der Topterrorist dabei auch ca. 20 "Stinger"-Raketen übernommen hatte. Dies ist gravierend, weil für den hitzesuchenden Gefechtskopf dieser Rakete z.B. Verkehrsmaschinen im Landeanflug ein leichtes Ziel sind.

    Mittlerweile waren die Mujaheddin, erst recht jene unter bin Ladens Kommando, für die USA, einst Verbündete und Sponsoren, längst zum Erzfeind geworden. Schon unmittelbar vor dem Abzug der Sowjetarmee aus Afghanistan hatte Osama bin Laden 1988 eine eigene private Terrorarmee aufgebaut - die "al-Qaidah" (Militärbasis). Die Mitglieder dieses Netzwerks sind ihrem Führer blind ergeben und - so bin Laden in mehreren Interviews - können jederzeit in Saudi-Arabien, in Ägypten, im Jemen, in Äthiopien, Somalia, in Pakistan und Afghanistan wie an anderen Orten operativ eingesetzt werden. Ziel der "al-Qaidah" ist der Sturz jener arabischen Regierungen, die mit dem Westen paktieren und nach bin Ladens Ansicht als korrupt und von westlichen Einflüssen durchsetzt gelten.

    Stattdessen strebt der Glaubenskämpfer Regierungsformen an, die auf der "Scharia", dem islamischen Gesetz, basieren. Inzwischen ist die "al-Qaidah"-Organisation multinational aufgebläht. Sie besitzt weltweite Präsenz. Die führenden Köpfe anderer islamistischer Terrorgruppen, wie der ägyptischen Gamaa-al-Islamiya beispielsweise oder des Jihad al-Islami, des Islamischen Heiligen Krieg, zählen dazu. "al-Qaidah" sucht die globale Radikalisierung bestehender islamischer Gruppen und strebt dort, wo diese noch nicht bestehen, die Schaffung solcher Kommandos an.

    Mittlerweile werden und wurden muslimische Kämpfer u.a. in Bosnien, Somalia, Jemen und zuletzt auch im Kosovo von bin Ladens Privatarmee unterstützt. Mitglieder islamistischer Gruppierungen von den Philippinen, aus Algerien und Eritrea durchlaufen in den Lagern bin Ladens Trainingskurse.

    Nach dem Abzug der letzten Sowjetarmee aus Afghanistan 1989 kehrte Osama bin Laden zunächst in sein Heimatland Saudi-Arabien zurück. Seine Hetze gegen das saudische Königshaus und dessen Politik gegenüber den USA führten 1994 zur Ausweisung und Aberkennung der Staatsbürgerschaft. Doch der Abtrünnige fand schnell neue Freunde. Mit seiner Familie, vielen Anhängern und noch mehr Geld etablierte er sich in Khartum, der Hauptstadt des Sudan. Zügig baute sich der clevere Geschäftsmann dort ein neues Wirtschaftsimperium auf. Er förderte auch hier die Infrastruktur des Landes, besaß eine Baufirma, eine Bank und ein Import-Export-Konsortium. Gemeinsam mit der Nationalen Islamischen Front unter Führung des starken Mannes Hassan Turabi baute bin Ladens Firma den neuen Flughafen in Port Sudan sowie die 1200 Kilometer lange Autobahn von Khartum zum neuen Airport. Bedeutendste Investition im Sudan waren jedoch drei Ausbildungslager im Norden des Landes, in denen Islamisten aus Ägypten, Algerien, Tunesien und palästinensische Fedayin gedrillt wurden. Aus Pakistan holte bin Laden allein 480 afghanische Veteranen in den Sudan, als diesen in dem asiatischen Land die Ausweisung drohte.

    Auf Druck der USA und als Geste gegenüber Washington riet die sudanesische Regierung bin Laden, das Land zu verlassen. Im Mai 1996 kehrte er nach Afghanistan zurück. Hinter sich ließ er ein Netzwerk von "Afghanen" sowie mehrere profitable Firmen, die noch heute logistische Hilfe für die Terrororganisation ihres Sponsors leisten. Das brisanteste Relikt aus der bin-Laden-Ära im Sudan schien zunächst die pharmazeutische Fabrik "al Shifa" in Khartum. Bin Laden gilt als Hauptinvestor. Irakische Techniker sollen beim Aufbau der Fabrik geholfen haben. Die CIA und der israelische Mossad behaupteten, die Firma habe wichtige chemische Vorstufen bzw. Ausgangssubstanzen entwickelt für die Produktion des Nervengases VX. VX-Gas ist eine ideale Waffe für Terrorangriffe, relativ leicht zu transportieren und mittels herkömmlicher, konventioneller Detektoren extrem schwierig zu orten. Hier allerdings irrten Mossad und CIA: Der Betreiber der Firma konnte zweifelsfrei nachweisen, dass er nie Giftgas produziert hatte.

    Nicht zuletzt diese Erkenntnisse führen nach den Anschlägen in Kenia und Tansania 1998 auf die dortigen US-Vertretungen dazu, dass die USA neben dem Luftschlag gegen bin Ladens Basen in Afghanistan fast zeitgleich die "al-Shifa"-Fabrik in Khartum durch amerikanische Cruise Missiles zerstörten. Bin Laden selbst verriet seine Absicht, in den Besitz chemischer Waffen zu kommen, in einem TIME Interview:

    "Es ist eine religiöse Pflicht für Muslime, solche Waffen zur Verteidigung zu beschaffen. Wenn ich solche Waffen bestelle, erfülle ich eine heilige Pflicht. Es wäre für jeden Muslim eine Sünde, nicht auch jene Waffen zu haben, denn dadurch werden die Ungläubigen von einem Angriff auf Muslime abgehalten".

    Nach Afghanistan zurückgekehrt begann Osama bin Laden seinen islamistischen Terrorkreuzzug gegen den Westen, vor allem gegen die westliche Führungsmacht USA. Eingegraben in ein schwer bewachtes Bunker- und Höhlensystem, unter dem Schutz der Tali-ban-Milizen, setzte er sein extensives internationales Terrornetz wirksam in Szene. Moderne Kommunikationssysteme, Fax, Satellitentelefone und Internet verbanden ihn mit seinen Kadern und Zellen überall in der arabischen Welt, in Europa, in den USA und in Kanada.

    Im August 1996 rief er die Muslime offen zum Krieg gegen die Vereinigten Staaten auf. Im November desselben Jahres pries er die Anschläge gegen US-Militärbasen in den saudiarabischen Städten Riad und Dharan in den Jahren 1995 und 1996 mit insgesamt 24 Toten und kündigte weitere Anschläge an. Beide Attentate trugen die Handschrift der "al-Qaidah". 1998 sagte bin Laden dazu im Spiegel-Interview:

    "Wir haben unsere Fatwas ausgesprochen und das Volk aufgerufen, den Feind aus dem Heiligen Land zu vertreiben - einige haben uns erhört. Wir beten zu Gott, dass er sie zu Märtyrern erhebt. Sie haben etwas von der Schande weggewaschen, die die saudische Regierung über uns gebracht hat, indem sie mit den Amerikanern im Land Allahs kollaboriert."

    Im Februar 1998 verkündete bin Laden die Gründung einer Dachorganisation der "Internationalen Islamischen Front für den Kampf gegen Juden und Ungläubige". Dem charismatischen Führer gelang es, in dieser Front unterschiedliche islamistische Gruppen zu vereinen. Dazu gehören unter anderem die beiden ägyptischen fundamentalistischen Organisationen Gamaa al-Islamiya und Jihad al-Islami, die indische Harakat al-Ansar und die philippinische Abu Sayyaf-Formation. In der Grundsatzerklärung der neuen Terrorfront artikulierte Osama bin Laden seine Absicht, Amerikaner und ihre Verbündeten überall auf der Welt anzugreifen und zu töten. In einem Interview mit der US-Fernsehgesellschaft ABC machte er deutlich, dass er keinen Unterschied zwischen militärischem oder zivilem Personal machte:

    "Jede Aktion erfordert eine ähnliche Reaktion. Wir müssen solche Bestrafungen vornehmen, um Eure Übel von Moslems, muslimischen Kindern und Frauen fernzuhalten. Die amerikanische Geschichte unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Militärs, und auch nicht zwischen Frauen und Kindern. Sie sind diejenigen, die die Bomben gegen Nagasaki eingesetzt haben. Können diese Bomben zwischen Kindern und Soldaten unterscheiden? Amerika hat keine Religion, die es davor bewahrt, alle Menschen zu töten."

    Die Methoden haben sich mittlerweile verändert. Das Netz der arabischen Mujaheddin funktioniert nun in den Kleingruppen, die eingangs erwähnt wurden. Verbindend ist, dass sie in Afghanistan ausgebildet, Brüder im islamischen Geiste und Gegner der, wie sie es sehen, korrupten westlichen Welt sind. Sie bilden nach der Ausbildung in den Lagern bin Ladens Zellen in allen Teilen der Welt.

    Nach den Anschlägen in auf die US-Einrichtungen in Nairobi und Daressalam 1998 geriet bin Laden unter die Beobachtung der Geheimdienste. Das hatte zweierlei zur Folge: Zum einen wurden die Kommandos dezentralisiert, zum anderen wurde die Kommunikation, die bisher über Satellitentelefone erfolgte, auf ein Mindestmaß reduziert. In aller Regel schickt und empfängt bin Laden heute - wie im Mittelalter - Boten und Emissäre. So wird er weniger entdeckt und seine Verstrickung in Anschläge wird weniger leicht nachweisbar. Denn den Besucherverkehr in den Bergen Afghanistans kann man wesentlich schwerer überwachen als Satellitentelefone.

    Die Kommandos umfassen vier, sechs oder acht Menschen. Sie planen eigenständig, können sie aber zu größeren Aktionen zusammenschließen. Das wäre gestern geschehen, wenn diese Anschläge auf bin Laden zurückgehen sollten. Dass es solche Kommandos auch in Europa gibt, wurde am 25.Dezember 2000 deutlich, als in Frankfurt vier Algerier festgenommen wurden, die das Bundeskriminalamt gemeinsam mit der GSG 9 ergriffen hat. Dort wurden Sprengstoff, Waffen und ein Video vom Straßburger Münster gefunden. Es wurden dort Verbindungen zu einer weiteren Zelle in Mailand und - durch einen ebenfalls aufgegriffenen Kurier - nach London festgestellt. Wo sich noch schlummernde Kommandos aufhalten, ist naturgemäß unklar.

    Die Liste der Anschläge, in die bin Laden verstrickt sein soll, ist recht beachtlich. Neben den schon erwähnten Bombenanschlägen aus die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998, bei denen 224 Menschen starben, soll er als Finanzier und Drahtzieher bei dem Anschlag auf das World Trade Center in New York 1993 und bei einem Angriff auf US-Truppen in Mogadischu ebenfalls 1993, bei dem 18 Soldaten starben, beteiligt gewesen sein. Weiter wird ihm eine Beteiligung am Attentat auf den ägyptischen Präsidenten Mubarak 1995, an Anschlägen auf US-Truppen 1995 und 1996 in Saudi-Arabien, bei denen 24 US-Soldaten starben, und bei dem Massaker auf Touristen im ägyptischen Luxor 1997, das 58 Menschenleben forderte, vorgeworfen.

    Link: Extra-Seite des DeutschlandRadios über ''Mögliche Drahtzieher der Anschläge''

    Link: Schwerpunkt DeutschlandRadio zur Anschlagserie in den USA

    Link: Osama Bin Laden