Archiv


Nach der Fusion: Duisburg und Essen

Vor gut anderthalb Jahren hatten sich die Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und die Gesamthochschule Essen zur neuen Universität Duisburg-Essen zusammengeschlossen. Die Fusion war vom nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium gegen massive Widerstände vor Ort durchgesetzt worden. Das Wintersemester 2004/2005 steht bevor und die Fusion der Universität Duisburg Essen wird langsam auch für die Studenten spürbar: erstmals gibt es ab diesem Semester ein gemeinsames Vorlesungsverzeichnis und alle Studenten besitzen einen einheitlichen Studentenausweis. Diese praktischen Details sind konkret sichtbar. Weniger offensichtlich ist das, was auf der strukturellen Ebene passiert, Beate Kostka, Sprecherin der Universität:

Von Christina Schaffrath |
    Es geht also jetzt darum, nachdem die Fusion auch stattgefunden hat, zu überlegen, die Campusprofile zu entwickeln: Was soll am Campus Essen, was soll am Campus Duisburg auf Dauer eingerichtet werden? Diese Aufteilung der Fächer soll in zwei Stufen erfolgen. Wir diskutieren zur Zeit die zweite Stufe der Fusion,

    Der Campus Duisburg soll stärker die technischen, natur- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen beheimaten - Essen die Geisteswissenschaften, die Lehramtstudiengänge, Medizin und Lebenswissenschaften. Diese Aufteilung sollte eigentlich schon vor der formellen Fusion geklärt sein, de facto ist die Diskussion aber bis heute noch nicht beendet.

    Uneinig ist man sich zum Beispiel über die Wirtschaftswissenschaften. Essen sträubt sich hartnäckig gegen einen Umzug nach Duisburg. Mario Küpper, Wirtschaftsstudent in Essen, wäre direkt betroffen und will sich wehren

    Ich denke mal ab 15. Oktober geht es richtig los mit Demonstrationen, Streiks, etc. Die versuchen den Standpunkt zu erhalten. Demonstrationen werden an der Tagesordnung sein. Essen hat den größeren Standort und auch Standort von vielen Industriebetrieben, deswegen ist es sinnvoll, dass man die Wirtschaftswissenschaften in Essen behält, auch von der Kapazität.

    Von den Professoren, die der Fusion immer noch kritisch gegenüberstehen, will sich derzeit niemand äußern. Um so offener artikulieren die Studenten ihre Unzufriedenheit:

    Pendeln müssen wir nicht, aber zum Beispiel ist die Elektrotechnik völlig raus gefallen. aber System Engineering ohne Elektrotechnik ist schon ein bisschen lächerlich. das wurde durch eine andere Vorlesung ersetzt, die es halt hier am Campus gab.

    Die mit der Fusion angestrebten Synergieeffekte sind bisher nur vereinzelt zu spüren. Entsprechend weit ist es noch bis zur Bildung von Forschungsschwerpunkte, etwa in den Bereichen Nanotechnologie, Medizin oder Logistik.

    Und nicht nur auf dieser fachlichen Ebene ist noch viel Arbeit zu leisten, räumt Beate Kostka ein:

    Das große Ziel derer, die diese Fusion auch dann eben zu steuern haben dafür zu sorgen, dass sich für das eigene Studentenleben, für den Campusbetrieb aus Studentensicht nichts ändert. Es gibt eine Planung den Bereich der Information und Medien zu vernetzen, sprich dass eine ganze enge Zusammenarbeit entsteht im Bereich, der Rechenzentren, der Medienzentren, der Universitätsbibliotheken.

    Doch das ist bisher noch Zukunftsmusik. Noch arbeiten diese Einrichtungen in Essen und Duisburg parallel nebeneinander her. Doch trotz der schwierigen und unübersichtlichen Aufgaben bleiben die Verantwortlichen optimistisch. Und sie haben wohl auch keine andere Wahl: Bei dieser ersten Hochschulfusion Deutschlands sind sie zum Erfolg verdammt.