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Nach der "Nazi-Parade"
Schulleiter in Taiwan tritt zurück

Nach der "Nazi-Parade" an einer Schule in Taiwan hat der Rektor seinen Rücktritt eingereicht. Der Umzug hat auch international Entrüstung ausgelöst. Die Hintergründe sind noch nicht völlig geklärt.

27.12.2016
    "Ich werde die Verantwortung übernehmen und zurücktreten." Das erklärte Cheng Hsiao Ming, Rektor der "Kuang Fu High School" in Hsinchu im Norden Taiwans. Zugleich bat er um Entschuldigung "bei den Opfern und der Öffentlichkeit" dafür, dass er den Umzug vom vergangenen Freitag genehmigt habe. Das Bildungsministerium in Taiwan entschuldigte sich ebenfalls und forderte die Schule auf, das Geschichtsbewusstsein zu stärken.
    Bilder und Videos kursieren im Netz
    In der vergangenen Woche hatte es zum 62. Geburtstag der Schule einen Umzug gegeben, der dann im Internet als "Nazi-Parade" bekannt wurde. Im Netz kursieren Videos und Bilder. Man sieht Schüler mit Kostümen, die an Nazi-Uniformen erinnern. Sie halten Hakenkreuzflaggen in den Händen. In einem Papp-Panzer steht ein Lehrer und zeigt den Hitlergruß. Videos belegen, dass über Lautsprecher zu hören ist: "Da kommt Hitler. Schüler, grüßt ihn! Sonst zerquetscht Euch der Panzer oder ihr kommt in die Gaskammer."
    Internationale Reaktionen einhellig
    Das Deutsche Institut in Taipeh, die diplomatische Vertretung der Bundesrepublik in Taiwan, reagierte unter anderem auf seiner Facebook-Seite.
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Das Deutsche Institut in Taipeh reagiert auf die Nazi-Parade. (Facebook-Screenshot)
    "Mit Erschrecken" habe das Institut das Zurschaustellen von Nazisymbolen und -uniformen zur Kenntnis genommen, hieß es auf der Facebook-Seite der Vertretung. "Es ist bedauerlich, dass den Schülern offenbar nicht bewusst war, dass diese Nazi-Zeichen Menschenverachtung und Unterdrückung symbolisieren."
    Ähnlich fielen die Reaktionen des israelischen Wirtschafts- und Kulturzentrums in Taipeh aus. Deutschland und viele andere Länder unterhalten mit Rücksicht auf die Volkrsrepublik China keine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan. Die Interessen werden durch Einrichtungen wie das Deutsche Institut Taipei wahrgenommen.
    Hintergründe noch unklar
    Wie es zu der Nazi-Parade an der Schule kommen konnte, ist noch unklar. Die Nachrichtenagentur AFP erläutert allgemein, dass Geschichte und Symbolik der NS-Zeit in den Kulturen Südostasiens eine andauernde Rolle spielen. So werde die Figur Adolf Hitlers für Werbung genutzt. In Taipeh habe es in den 1990er Jahren kurzzeitig ein Lokal namens "Nazi-Bar" gegeben.
    (mb/fwa)