Die Hohendahl-Gruppe mit Sitz in Essen ist ein Mittelständler mit 200 Angestellten, die auf Niederlassungen in Nordrhein-Westfalen und Sachsen verteilt sind. Das Unternehmen produziert Wellkartons für die Verpackung und Pappkameraden für die Werbung. In der Zentrale werden Industriekaufleute für die Verwaltung ausgebildet. Seit einigen Jahren kommen im Frühjahr - nach dem Ende des Wintersemesters - mehr und mehr Bewerbungen von Studienabbrechern, die sich auf die Ausbildungsplätze bewerben. Paul Krumm, zuständig für Personalwesen und Ausbildung, dachte sich: warum nicht. Er hat sie eingeladen, ein paar eingestellt und gute Erfahrungen gemacht.
"Es hört sich vielleicht süffisant an, aber wir finden, dass diese Bewerber mit ein bisschen mehr Lebenserfahrung zu uns kommen. Die haben durch das Studium einige Sachen schon gelernt, die bei Abiturienten noch nicht vorhanden sein können. Wenn jemand zum Beispiel ein BWL-Studium abgebrochen hat, dass die dann Kenntnisse vom Rechnungswesen, also kaufmännische Grundlagen, Kalkulation und gute EDV-Kenntnisse haben."
Die Azubis, die mit Mitte 20 in den Betrieb kommen, stehen nicht nur besser auf eigenen Füßen, als die, die frisch von der Schule kommen und vielleicht noch bei den Eltern wohnen. Sie sind - so Paul Krumm - auch wesentlich motivierter. Schließlich wissen sie, dass ihnen langsam aber sicher die Zeit wegläuft. Das Plus an persönlicher Reife und im Studium erworbenen Fähigkeiten bedeutet aber nicht, dass den Abbrechern Bonbons gewährt werden. Ihre Ausbildung dauert genauso lange und ist genauso gut oder schlecht bezahlt, wie die der Schulabgänger.
Die Itellium, ein IT-Systemdienstleister, ebenfalls mit Sitz in Essen, hat gleichfalls gute Erfahrungen mit Studienabbrechern, die im zweiten Anlauf eine Ausbildung machen wollen. Ausbildungsleiterin Kathrin Wolnik sagt, worauf sie bei diesen Bewerbern achtet.
"Wir sehen es gerne, wenn sie ein Studium begonnen haben, was ein bisschen Affinität zum IT-Beruf hat. Also Mathematik, vielleicht Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik. Ich sag mal als Beispiel: Kunsthistoriker wäre sicherlich ein bisschen schwieriger für uns."
Beim Alter der Bewerber sind beide Unternehmen durchaus tolerant. Es kann schließlich sein, sagt Kathrin Wolnik, dass jemand lange bei der Bundeswehr war, dann eine Ausbildung gemacht hat und schließlich noch ein Studium obendrauf setzen wollte. So jemand kann durchaus schon 30, aber immer noch interessant sein. Okay ist es, wenn jemand sein Studium abbricht, weil er sich bei der Auswahl des Fachs verhoben hat. Bummelstudenten haben wenig Chancen.
"Wir gucken immer gerne nach Leistungsscheinen, ob jemand auch wirklich studiert hat oder schlechtestenfalls nur Pizza-Taxi gefahren ist in der Zeit. Also das wäre uns schon wichtig, dass wir auch sehen, der hat sich bemüht, der war da halt dran und aus irgendwelchen Gründen hat er sich jetzt entschlossen, das abzubrechen."
Die Firma Itellium ist im Jahr 2000 durch den Zusammenschluss mehrerer Unternehmen entstanden. Während in dieser Zeit aber die Branchenkollegen mit ihren Start-Ups Arbeitsmärkte regelrecht leer fegten und Nachwuchskräfte noch während des Studiums rekrutierten, hat man bei Itellium auch in dieser Zeit bei den Bewerbern auf Abschlüsse geschaut, erzählt Personalleiter Olaf Scholz.
"Wir haben immer drauf Wert gelegt, Leute einzustellen, die Berufserfahrung haben. Einfach aus dem Grund, dass wir gerade in den Projekten, die wir haben, sehr viele Prozesskenntnisse benötigen. Studienabbrecher sind da nie ein Thema für uns gewesen."
Als Azubis sind die Abbrecher willkommen, ohne Ausbildung mit ihnen einen Arbeitsvertrag abzuschließen können sich Unternehmen nicht vorstellen. Axel Weidehoff von der Essener Arbeitsagentur bestätigt, dass diese Haltung allgemein gültig ist. Dabei - so sagt er - gibt es durchaus Instrumente, wie fähige Abbrecher und Arbeitgeber zueinander finden können.
"Wenn man ein vernünftiges Auswahlverfahren macht, wenn man zum Beispiel mit dem Instrument Probearbeiten arbeitet, was ich sowohl Arbeitgebern als auch Auszubildenden empfehle, kann man sich eigentlich sehr gut kennen lernen und dann auch das Risiko bei der Einstellung minimieren"
Ein Studienabbrecher hat eine ungewöhnliche Biografie, so Axel Weidehoff. Dass dies häufig als Makel angesehen wird, stehe auf einem anderen Blatt. Aber ungewöhnliche Biografien sollten zu einer Suche nach einer kreativen Form der Kontaktaufnahme mit möglichen Arbeitnehmern führen. Die gängige schriftliche Bewerbung sei da nicht der richtige Weg. Das direkte Gespräch sei eine gute Möglichkeit krumme Lebensläufe gerade zu rücken. Das läuft über Netzwerke und die, so sagt der Mann von der Arbeitsagentur, machen immerhin schon zwei Drittel der zustande kommenden Arbeitsverhältnisse aus.
"Es hört sich vielleicht süffisant an, aber wir finden, dass diese Bewerber mit ein bisschen mehr Lebenserfahrung zu uns kommen. Die haben durch das Studium einige Sachen schon gelernt, die bei Abiturienten noch nicht vorhanden sein können. Wenn jemand zum Beispiel ein BWL-Studium abgebrochen hat, dass die dann Kenntnisse vom Rechnungswesen, also kaufmännische Grundlagen, Kalkulation und gute EDV-Kenntnisse haben."
Die Azubis, die mit Mitte 20 in den Betrieb kommen, stehen nicht nur besser auf eigenen Füßen, als die, die frisch von der Schule kommen und vielleicht noch bei den Eltern wohnen. Sie sind - so Paul Krumm - auch wesentlich motivierter. Schließlich wissen sie, dass ihnen langsam aber sicher die Zeit wegläuft. Das Plus an persönlicher Reife und im Studium erworbenen Fähigkeiten bedeutet aber nicht, dass den Abbrechern Bonbons gewährt werden. Ihre Ausbildung dauert genauso lange und ist genauso gut oder schlecht bezahlt, wie die der Schulabgänger.
Die Itellium, ein IT-Systemdienstleister, ebenfalls mit Sitz in Essen, hat gleichfalls gute Erfahrungen mit Studienabbrechern, die im zweiten Anlauf eine Ausbildung machen wollen. Ausbildungsleiterin Kathrin Wolnik sagt, worauf sie bei diesen Bewerbern achtet.
"Wir sehen es gerne, wenn sie ein Studium begonnen haben, was ein bisschen Affinität zum IT-Beruf hat. Also Mathematik, vielleicht Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik. Ich sag mal als Beispiel: Kunsthistoriker wäre sicherlich ein bisschen schwieriger für uns."
Beim Alter der Bewerber sind beide Unternehmen durchaus tolerant. Es kann schließlich sein, sagt Kathrin Wolnik, dass jemand lange bei der Bundeswehr war, dann eine Ausbildung gemacht hat und schließlich noch ein Studium obendrauf setzen wollte. So jemand kann durchaus schon 30, aber immer noch interessant sein. Okay ist es, wenn jemand sein Studium abbricht, weil er sich bei der Auswahl des Fachs verhoben hat. Bummelstudenten haben wenig Chancen.
"Wir gucken immer gerne nach Leistungsscheinen, ob jemand auch wirklich studiert hat oder schlechtestenfalls nur Pizza-Taxi gefahren ist in der Zeit. Also das wäre uns schon wichtig, dass wir auch sehen, der hat sich bemüht, der war da halt dran und aus irgendwelchen Gründen hat er sich jetzt entschlossen, das abzubrechen."
Die Firma Itellium ist im Jahr 2000 durch den Zusammenschluss mehrerer Unternehmen entstanden. Während in dieser Zeit aber die Branchenkollegen mit ihren Start-Ups Arbeitsmärkte regelrecht leer fegten und Nachwuchskräfte noch während des Studiums rekrutierten, hat man bei Itellium auch in dieser Zeit bei den Bewerbern auf Abschlüsse geschaut, erzählt Personalleiter Olaf Scholz.
"Wir haben immer drauf Wert gelegt, Leute einzustellen, die Berufserfahrung haben. Einfach aus dem Grund, dass wir gerade in den Projekten, die wir haben, sehr viele Prozesskenntnisse benötigen. Studienabbrecher sind da nie ein Thema für uns gewesen."
Als Azubis sind die Abbrecher willkommen, ohne Ausbildung mit ihnen einen Arbeitsvertrag abzuschließen können sich Unternehmen nicht vorstellen. Axel Weidehoff von der Essener Arbeitsagentur bestätigt, dass diese Haltung allgemein gültig ist. Dabei - so sagt er - gibt es durchaus Instrumente, wie fähige Abbrecher und Arbeitgeber zueinander finden können.
"Wenn man ein vernünftiges Auswahlverfahren macht, wenn man zum Beispiel mit dem Instrument Probearbeiten arbeitet, was ich sowohl Arbeitgebern als auch Auszubildenden empfehle, kann man sich eigentlich sehr gut kennen lernen und dann auch das Risiko bei der Einstellung minimieren"
Ein Studienabbrecher hat eine ungewöhnliche Biografie, so Axel Weidehoff. Dass dies häufig als Makel angesehen wird, stehe auf einem anderen Blatt. Aber ungewöhnliche Biografien sollten zu einer Suche nach einer kreativen Form der Kontaktaufnahme mit möglichen Arbeitnehmern führen. Die gängige schriftliche Bewerbung sei da nicht der richtige Weg. Das direkte Gespräch sei eine gute Möglichkeit krumme Lebensläufe gerade zu rücken. Das läuft über Netzwerke und die, so sagt der Mann von der Arbeitsagentur, machen immerhin schon zwei Drittel der zustande kommenden Arbeitsverhältnisse aus.