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Nach Navid Afkari
Weiterer iranischer Sportler vor der Hinrichtung

Im Iran wird am Wochenende möglicherweise ein weiterer Sportler hingerichtet. Das berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur ISNA. Wieder trifft es einen Ringer.

Von Karin Senz | 12.01.2021
Iranische Flagge weht vor blauem Himmel
Der heute 29-jährige Mehdi Ali Hosseini soll vor vier bis fünf Jahren in eine größere Schlägerei verwickelt gewesen sein und dabei einen jungen Mann getötet haben. Details dazu, beispielsweise, wie es zu der Auseinandersetzung kam und wer das Opfer war, sind nicht bekannt. Auch wo er im Gefängnis sitzt und das Todesurteil vollstreckt werden soll, wurde nicht veröffentlicht. Nach Medienberichten sollte er schon am vergangenen Sonntagmorgen hingerichtet werden.
Aber anscheinend versuchen Politikern, Sportlern und Vertraute zwischen Hosseinis Familie und der des Opfers zu vermitteln.
Familie des Opfers kann Hinrichtung abwenden
So hat es sein Bruder der Nachrichtenagentur ISNA in einem Interview geschildert. Laut dem Urteil kann die Familie des Opfers die Hinrichtung abwenden, wenn sie dem Täter vergibt.
Tut sie das nicht, soll der junge Sportler am nächsten Sonntag sterben. Mehrere bekannte iranische Menschenrechtler und Sportler und auch das Internationale Olympische Komitee sollen sich laut Medienberichten für den 29-jährigen einsetzen.
Erinnerung an Navid Afkari
Vergangenen September hatte der Iran den Ringer Navid Afkari hingerichtet. Das sorgte für internationale Kritik. Beispielweise warfen Bundestagsabgeordnete Teheran vor, Menschenrechte massiv zu verletzten. Die USA verhängten Sanktionen gegen den Richter des Todesurteils. Das IOC soll ein Gnadengesuch eingereicht haben. Es lehnte es allerdings ab, den Iran von den Olympischen Spielen auszuschließen, mit Rücksicht auf die anderen Sportler des Landes.
Der 27 Jahre alte Afkari soll bei einer Demonstration im Sommer 2018 gegen die wirtschaftliche und politische Lage im Land einen Beamten erstochen haben. Im Fernsehen gestand er die Tat. Laut Menschenrechtsorganisationen sei er unter Folter dazu gezwungen worden. Im Fall von Mehdi Ali Hosseini ist über politische Hintergründe im Zusammenhang mit der Tat oder dem Urteil nichts bekannt.