
Laut dem regierungsnahen Online-Medium "Mandiner" schrieb Orban, die Veranstaltung spiegele nicht den Willen des ungarischen Volkes wider, sondern den Druck von außen aus Brüssel.
Strafen für Teilnehmende befürchtet
An der Pride-Parade nahmen nach Schätzungen der Veranstalter 180.000 bis 200.000 Menschen teil. Sicher sei, dass es die größte Pride-Veranstaltung in 30 Jahren des Bestehens gewesen sei. Die Polizei sprach laut der "Budapester Zeitung" von mehreren Zehntausend. Auch mehr als 70 Europaabgeordnete sowie die EU-Kommissarin für Gleichstellung, Lahbib, liefen mit.
Die Polizei löste die Parade nicht auf, filmte aber die Teilnehmenden laut dem parteilosen Oppositionspolitiker Hadhazy mit zahlreichen Kamerawagen. Laut der Nachrichtenagentur AFP waren auch Überwachungskameras an Laternenmasten installiert. Mit einer Gesetzesänderung war erst kürzlich die Nutzung von Software zur Gesichtserkennung legalisiert worden.
Verbot unter Verweis auf "Kinderschutz"
Regierungschef Orban hatte den Teilnehmenden im Vorfeld mit "rechtliche Konsequenzen" gedroht. Sie können mit Geldstrafen von bis zu 500 Euro belegt werden. Den Organisatoren droht bis zu einem Jahr Gefängnis. Als Hauptverantwortlicher gilt in diesem Jahr der Budapester Oberbürgermeister Karacsony. Der Politiker der Grünen Partei Ungarns hatte sich entschlossen, die Parade als kommunale Feier der Freiheit durchzuführen. Karacsony argumentiert, für eine solche städtische Veranstaltung sei keine offizielle Genehmigung nötig.
Die Polizei hatte die diesjährige Pride eigentlich verboten. Grundlage war ein Gesetz, welches das ungarische Parlament im März verabschiedet hatte. Dieses Gesetz ermöglicht es, unter dem Vorwand des "Kinderschutzes" Versammlungen zu verbieten, bei denen nicht-heterosexuelle Lebensweisen sichtbar gemacht werden.
Reintke: "Ein Desaster für Viktor Orban"
Mehr als 30 Staaten wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie die EU-Kommission hatten Ungarn aufgefordert, die Parade zuzulassen.
Die Grünen-Politikerin und Co-Fraktionschefin im Europaparlament, Reintke, betonte nach der Parade nochmals, nicht die Pride sei illegal, sondern das Verbot. "Dieser Tag war ein großer Erfolg für die Freiheit und die Liebe in Europa. Und ein Desaster für Viktor Orban", heißt es in einer Erklärung. Bereits im Vorfeld des Umzugs hatte Reintke das Verbot im Deutschlandfunk als "klaren Bruch mit europäischen Grundwerten" bezeichnet.
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Diese Nachricht wurde am 29.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.