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Nach Selbstmord-Serie bei Foxconn
Arbeitsbedingungen nicht grundlegend verbessert

Vor sieben Jahren erschütterte eine Selbstmord-Serie die chinesische Firma Foxconn. Der Zulieferer von Apple, Sony, Samsung und Microsoft gehört heute zu den professionelleren Firmen in China - doch die Arbeitsbedingungen haben sich laut NGOs nur geringfügig verbessert.

Von Steffen Wurzel | 19.07.2017
    Die Zentrale der Firma Foxconn in New Taipei City, Taiwan (01.04.2016)
    Die Zentrale der Firma Foxconn in New Taipei City, Taiwan. (EPA)
    Eine Foxconn-Pressekonferenz Ende Mai 2010 im südchinesischen Shenzhen zum Höhepunkt des Skandals um den taiwanischen Foxconn-Konzern. Angesichts von zehn Toten entschuldigt sich Firmenchef Terry Gou: "In meinem Namen und im Namen meiner Firma möchte ich in aller Form um Verzeihung bitten. Wir haben versagt. Wir haben jenen nicht geholfen, die psychischen Probleme bei uns hatten, weil sie sich nicht wohlfühlten."
    Alle zehn Suizid-Fälle passierten innerhalb der Foxconn-Werke in China. Alle Opfer waren unter 30, sie sprangen von den Dächern der Fabriken oder der angeschlossenen Wohnheime. Die Suizid-Serie setzte den Zulieferer von Apple, Sony, Samsung und Microsoft massiv unter Druck. Kunden in aller Welt drängten auf Verbesserungen für die Arbeiter, ebenso der chinesische Staat. Und die Bedingungen wurden tatsächlich verbessert: Löhne wurden erhöht, psychologische Berater eingestellt und Sicherheitsbedingungen angepasst. So hängen heute Netze an den Foxconn-Gebäuden, um Suizide zu verhindern.
    600 Euro Verdienst im Monat
    Gut Sieben Jahre später. Die Stadt Kunshan, nördlich von Shanghai. Auch hier steht ein riesiges Foxconn-Werk. Journalisten werden nicht aufs Gelände gelassen. Vor einem der Tore sitzt Zhang Pengxia. Sie arbeitet hier. Harte Arbeit sei das nicht, sagt die 26-Jährige. Heute zum Beispiel habe sie einen Tag frei.
    "Pro Woche hat man zwei Tage frei. Samstags mache ich manchmal Überstunden, aber das kann ich selbst entscheiden. Die Arbeitszeit ist von acht bis fünf Uhr. Ob man danach noch weiterarbeitet, bleibt jedem selbst überlassen. Je nachdem, ob man mehr verdienen will oder nicht." Ausgebeutet oder besonders unter Druck sieht Zhang Pengxia nicht aus, im Gegenteil: Sie wirkt zufrieden und fröhlich. Rund 600 Euro verdiene sie hier im Monat, davon gingen 20 Euro ab fürs Wohnheimzimmer, dass sie sich mit sieben Kolleginnen teile.
    Mehr Arbeiterrechte in China
    Keegan Elmer von der Hongkonger Organisation "China Labour Bulletin"[*] allerdings ist skeptisch. Die NGO setzt sich von Hongkong aus für mehr Arbeiterrechte in China ein. Elmer: "Ein Problem bleiben zum Beispiel die sich ständig wiederholenden Arbeitsschritte. Jeden Tag müssen nach dem gleichen Muster hunderte, tausende Teile zusammengesetzt werden. Das Grundlegende hat sich also nicht geändert. Die Arbeiter können sich auch immer noch nicht organisieren und können auch nicht versuchen, gemeinsan die Bedingungen zu verbessern."
    Foxconn gehört heute zu den professionelleren und angeseheneren Firmen in China. Die Arbeitsbedingungen haben sich verbessert. Das liegt aber nur zum Teil am internationalen Druck durch Endkunden und NGOs, sondern hauptsächlich wohl am generellen technischen Fortschritt. Mehr und mehr werden auch in China Roboter eingesetzt. Dieser Trend wird zunehmen. Klar ist: Aus westlicher Sicht sind die Arbeitsbedingungen bei Foxconn und vergleichbaren Firmen immer noch schlecht. Die wirklichen Schweinereien passieren aber heute kaum noch in China, sondern eher in den benachbarten Staaten Südostasiens.

    [*] Anmerkung der Redaktion. An dieser Stelle wurde der Name der Organisation korrigiert.