Das Café Falstaf direkt neben der Brüsseler Börse: hohe, reichverzierte Decken, bunte Fensterschreiben, geschwungenes Holz. Ein echter Schatz aus der Jugendstilzeit mitten im Herzen der europäischen Hauptstadt.
An diesem Morgen weht ein bisschen Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre durch die kühle belgische Brasserie. Denn die österreichische EU-Ratspräsidentschaft hat für die belgische Variante des "Café d’Europe", also Europa-Café, das Falstaf ausgesucht. Der österreichische EU-Botschafter Gregor Woschnagg:
"Eine Demokratie ohne Dialog ist unverständlich. Und es gibt dafür keinen besseren Ort als ein Kaffeehaus. Deshalb waren die Clubs der Republikaner in Frankreich immer nur in Cafés. Da denkt man nach, wie die Welt und Europa weiter gehen soll. Wir müssen wieder genau schauen, wo es den Leuten weh tut. Das kann man wunderbar in Cafés. "
In allen europäischen Hauptstädten haben die Österreicher gestern ins Café eingeladen. Überall sollten die Bürger mit Schriftstellern diskutieren und ihre eigenen europäischen Geschichten aufschreiben. Die werden in einem Buch zusammengefasst und im Juni pünktlich zum nächsten EU-Gipfel veröffentlicht. Am Europatag selbst kamen im Café allerdings eher die geladenen Gäste zu Wort. Ganz normale Bürger verirrten sich kaum ins europäische Kaffeehaus.
Ausnahme: Der flämische Schriftsteller Geert van Istendael. In seinem Märchen erzählte er von seiner Heimatstadt, die zur EU-Hauptstadt geworden ist, mit allen Ecken und Kanten. Die Brüsseler, so van Istendael, seien für ihn "Mischlinge", die mehrere Sprachen sprechen und mehrere Identitäten haben.
Geert van Istendael, der auch sonst viel über die Stadt Brüssel und ihre Bewohner schreibt, gefällt die Idee des Kaffeehaus-Dialogs. Deshalb ist er gekommen. Ein eigener Feiertag für die Europäische Union, das findet Istendael allerdings nur bedingt richtig:
"Das ist der Tag nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wirklich Stunde Null. Und dass der Europäische Feiertag am 9. Mai ist, finde ich deswegen ziemlich richtig. Das ist der Anfang eines neuen Europas. Man feiert Europa. Und die Europäische Union ist nicht ganz Europa, sondern nur ein Teil."
Und so geht es wohl auch einigen Besuchern im Café Falstaf. Die Europäische Union sei selbst in Brüssel irgendwie nicht greifbar, meint eine Besucherin. Nur wenige sind gekommen, um über die EU zu diskutieren. Eigentlich sollten einige Schulklassen kommen, aber die Einladungen an die Schulen gingen zu spät raus; die Organisation sei zu kompliziert gewesen, sagen die Verantwortlichen.
Jan hat sich mit einem Orangensaft und einem Croissant versorgt und lauscht dem belgischen Autor. Er wohnt eigentlich in Berlin und ist nur zu Besuch in der EU-Stadt:
"Deswegen bin ich in Brüssel, um zu erforschen, wie die Europäische Union funktioniert. Brüssel gilt ja eher als negatives Schlagwort. Das ist weit weg, keiner weiß, wie das funktioniert, und die regieren ohne uns und so weiter. "
Die Europäische Verfassung und den Streit um sie, der die EU im letzten Jahr in eine tiefe Krise gestürzt hat, all das erwähnt Jan nicht. Und auch van Istendael vermeidet das Thema. Nur so viel: Er war froh über das Nein in Frankreich und in den Niederlanden, sagt er.
"Für mich war es sehr wichtig für die Demokratie, dass die Franzosen und die Holländer 'nein' gesagt haben. Denn diese Verfassung war wirklich ein schlechter Text. Und der Schock für die Leute in der Kommission, der war wirklich gut. Die sind zu undemokratisch, zu selbstgefällig."
Der österreichische Botschafter Gregor Woschnagg ist trotzdem zuversichtlich, dass Europa in den kommenden Monaten aus der Krise findet. Vielleicht haben Kaffee und Kipferl ja doch ein bisschen geholfen.
An diesem Morgen weht ein bisschen Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre durch die kühle belgische Brasserie. Denn die österreichische EU-Ratspräsidentschaft hat für die belgische Variante des "Café d’Europe", also Europa-Café, das Falstaf ausgesucht. Der österreichische EU-Botschafter Gregor Woschnagg:
"Eine Demokratie ohne Dialog ist unverständlich. Und es gibt dafür keinen besseren Ort als ein Kaffeehaus. Deshalb waren die Clubs der Republikaner in Frankreich immer nur in Cafés. Da denkt man nach, wie die Welt und Europa weiter gehen soll. Wir müssen wieder genau schauen, wo es den Leuten weh tut. Das kann man wunderbar in Cafés. "
In allen europäischen Hauptstädten haben die Österreicher gestern ins Café eingeladen. Überall sollten die Bürger mit Schriftstellern diskutieren und ihre eigenen europäischen Geschichten aufschreiben. Die werden in einem Buch zusammengefasst und im Juni pünktlich zum nächsten EU-Gipfel veröffentlicht. Am Europatag selbst kamen im Café allerdings eher die geladenen Gäste zu Wort. Ganz normale Bürger verirrten sich kaum ins europäische Kaffeehaus.
Ausnahme: Der flämische Schriftsteller Geert van Istendael. In seinem Märchen erzählte er von seiner Heimatstadt, die zur EU-Hauptstadt geworden ist, mit allen Ecken und Kanten. Die Brüsseler, so van Istendael, seien für ihn "Mischlinge", die mehrere Sprachen sprechen und mehrere Identitäten haben.
Geert van Istendael, der auch sonst viel über die Stadt Brüssel und ihre Bewohner schreibt, gefällt die Idee des Kaffeehaus-Dialogs. Deshalb ist er gekommen. Ein eigener Feiertag für die Europäische Union, das findet Istendael allerdings nur bedingt richtig:
"Das ist der Tag nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wirklich Stunde Null. Und dass der Europäische Feiertag am 9. Mai ist, finde ich deswegen ziemlich richtig. Das ist der Anfang eines neuen Europas. Man feiert Europa. Und die Europäische Union ist nicht ganz Europa, sondern nur ein Teil."
Und so geht es wohl auch einigen Besuchern im Café Falstaf. Die Europäische Union sei selbst in Brüssel irgendwie nicht greifbar, meint eine Besucherin. Nur wenige sind gekommen, um über die EU zu diskutieren. Eigentlich sollten einige Schulklassen kommen, aber die Einladungen an die Schulen gingen zu spät raus; die Organisation sei zu kompliziert gewesen, sagen die Verantwortlichen.
Jan hat sich mit einem Orangensaft und einem Croissant versorgt und lauscht dem belgischen Autor. Er wohnt eigentlich in Berlin und ist nur zu Besuch in der EU-Stadt:
"Deswegen bin ich in Brüssel, um zu erforschen, wie die Europäische Union funktioniert. Brüssel gilt ja eher als negatives Schlagwort. Das ist weit weg, keiner weiß, wie das funktioniert, und die regieren ohne uns und so weiter. "
Die Europäische Verfassung und den Streit um sie, der die EU im letzten Jahr in eine tiefe Krise gestürzt hat, all das erwähnt Jan nicht. Und auch van Istendael vermeidet das Thema. Nur so viel: Er war froh über das Nein in Frankreich und in den Niederlanden, sagt er.
"Für mich war es sehr wichtig für die Demokratie, dass die Franzosen und die Holländer 'nein' gesagt haben. Denn diese Verfassung war wirklich ein schlechter Text. Und der Schock für die Leute in der Kommission, der war wirklich gut. Die sind zu undemokratisch, zu selbstgefällig."
Der österreichische Botschafter Gregor Woschnagg ist trotzdem zuversichtlich, dass Europa in den kommenden Monaten aus der Krise findet. Vielleicht haben Kaffee und Kipferl ja doch ein bisschen geholfen.