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Wiederaufstieg des DDR-Kultautos nach 60 Jahren
Nachfrage lässt Wert und Anzahl von Trabis in Deutschland weiter steigen

60 Jahre nach dem Verkaufsstart der wichtigsten Trabant-Baureihe P 601 nehmen Wert und Anzahl der Autos in Deutschland weiter zu. Auch wenn der legendäre DDR-Kleinwagen seit mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr gebaut wird, waren im vergangenen Jahr laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) wieder mehr als 28.000 Exemplare auf deutschen Straßen zugelassen.

    Eine Familie aus der DDR hat mit ihrem Trabi am 11. September 1989 die ungarisch-östereichische Grenze überquert.
    Eine Familie aus der DDR hat mit ihrem Trabi am 11. September 1989 die ungarisch-östereichische Grenze überquert. (picture-alliance / dpa)
    Die Anzahl des Zweitakters, der im Volksmund nur "Trabi" heißt, stieg damit in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich um jeweils einige hundert Fahrzeuge an. Anfang März 1964 war die Baureihe auf der Leipziger Frühjahrsmesse offiziell präsentiert worden.
    Zum P 601 kommen mehr als 1.200 zugelassene Pkw der neuesten Viertakter-Reihe T 1.1 hinzu. Der T 1.1 war im Herbst 1989 als Nachfolgemodell vorgestellt worden. Wenige Monate später folgte jedoch das Ende der "Trabi"-Produktion am 30 April 1991. Das KBA zählt weitere rund zehntausend Trabis auf deutschen Straßen - allerdings ohne Modellspezifizierung. Insgesamt wurde damit erstmals seit 2007 wieder die Marke von 40.000 übertroffen [Excel-Tabelle des KBA].

    Bis zu 25.000 Euro für besondere Trabi-Modelle

    Parallel erhöhten sich die Preise. Tendenziell werden sie in Zukunft auch weiter steigen, wie das Beratungsunternehmen BBE Automotive auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte. Fünf Prozent im Jahr seien durchaus realistisch. Im Schnitt seien Trabis derzeit für rund 7.300 Euro zu haben. Für einige besondere Varianten werde aber teilweise auch mehr als das vierfache verlangt.
    Zum Vergleich: Der 601 wurde 1985 in der günstigsten Standardversion für 8.500 Mark angeboten. Auf dem damaligen Schwarzmarkt allerdings wurden Neuwagen ohne Wartezeit aber auch für rund 20.000 Mark gehandelt.

    Karosserie aus Duroplast führte zu Spottnamen wie "Plastebomber" und "Rennpappe"

    1958 hatte die Serienproduktion des Trabants im Volkseigene Betrieb (VEB) Sachsenring in Zwickau begonnen. In seinen Modifizierungen P 50, P 60, P 601 und T 1.1 wurde er insgesamt in einer Stückzahl von rund drei Millionen gefertigt - allein 2,8 Millionen Exemplare stammen aus der P-601-Baureihe.
    Eine der Besonderheiten des Trabis ist, dass die Karosserie nicht allein aus Blech besteht. Für das Kultauto wurde ein Stahlgerüst mit Duroplast verkleidet. Duroplast ist ein Kunststoff aus Baumwolle und Phenolharz, der unter Hitze und Druck gehärtet wurde. Ein Grund für die Fertigung aus dem patentierten Duroplast war die mangelnde Stahlproduktion der 50er Jahre in der Nachkriegs-DDR. Die Karosserie sorgte dafür, dass das Auto als "Plastebomber" oder "Rennpappe" verspottet wurde.

    Rekord: 20 Frauen in einem Trabi

    Offiziell war der 601 für vier Personen ausgelegt. Jüngst gelang dann ein Rekordversuch. Dabei zwängten sich 20 Sportlerinnen in ein solches Auto. Gefahren wird das Auto heute überwiegend von Liebhabern, Ostalgikern oder Oldtimer-Fans.