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Nachfrage übersteigt Angebot

Das Freiwillige Ökologische Jahr kommt gut an. Meist gibt es mehr Bewerber als Plätze. In Rheinland-Pfalz haben die Verantwortlichen mittlerweile seit zehn Jahren Erfahrungen gesammelt rund um das Engagement Jugendlicher für die Umwelt.

Von Anke Petermann | 10.02.2006
    Nach dem Abitur war Jannis Fögele aus Bad Säckingen im südwestlichsten Zipfel von Baden-Württemberg unsicher, was er studieren sollte. Er suchte im Internet und stieß auf das Freiwillige Ökologische Jahr, bewarb sich bundesweit, reiste nach Worms zur evangelischen Magnusgemeinde und war so begeistert von der Kinder- und Jugendarbeit dort, dass er alle anderen Vorstellungsgespräche absagte:

    "Also im zentralen Schul- und Umweltgarten von Worms finden verschiedene Projekte statt, wie Backprojekte in einem selbst gebauten Holzofen, oder es werden in der Herbstsaison Kartoffeln geerntet und gekocht und gebacken. Es macht den Kindern immer sehr viel Spaß, vor allem, weil auch sehr viele bisher gar keinen Kontakt hatten mit der Natur."

    Die Rolle des 20-Jährigen dabei:

    "Anleiten und selbst viel lernen. Also auch ich wusste nicht, wie man Brötchen und Brot backt, Pizza macht oder wenn Apfel- und Traubensaft gekeltert wird, wie das funktioniert und wie die Technik funktioniert. Da lerne ich immer selbst sehr viel dabei und gebe das weiter. Und es ist schön, wenn ich selbst so viel erfahre damit."

    In Rheinland-Pfalz kommen beim Freiwilligen Ökologischen Jahr sechs freie Träger in zwei Trägerverbünden zum Zuge. Dass jeder Träger seine Duftmarke setzen kann, hat eine große Vielfalt von Angeboten zur Folge, lobt Hans-Heiner Heuser von der evangelischen Landjugendakademie:

    "Wir haben als Träger Einsatzstellen im ökologischen Land-, Garten- und Weinbau und finden, dass gerade in der Landwirtschaft Chancen bestehen, praktisch konkret ökologische Zusammenhänge zu erfahren. Wir haben nur ausgesuchte Betriebe, die bei Verbänden wie Bioland oder Demeter angegliedert sind. Von daher haben wir schon eine spezielle Zielgruppe. Wir legen Wert darauf, dass es Familienbetriebe sind, wo die Jugendlichen in den ganzen Betrieb integriert sind und so einen landwirtschaftlichen Betrieb von der Aussaat bis zur Ernte und der Vermarktung mal miterleben, so dass sie auch den wirtschaftlichen Kontext nachvollziehen können."

    Der Naturschutzbund setzt seine FÖJler im Arten- und Biotopschutz, aber auch in der Lobbyarbeit ein, berichtet Siegfried Schuch, Vorsitzender des NABU Rheinland-Pfalz. Nistkästen säubern und Kongresse organisieren – das ist die Spannbreite der Aufgaben:

    "Wir haben in diesen zehn Jahren in Rheinland-Pfalz über 800 FÖJ-Teilnehmer, und alle nehmen etwas mit. Sie fungieren als Multiplikatoren für den Gedanken des Natur- und Umweltschutzes in die Gesellschaft, in die Bevölkerung hinein."

    Auch aus diesem Grund findet die Umweltministerin von Rheinland-Pfalz die halbe Million Landesgelder pro Jahr fürs FÖJ gut investiert. Vor allem, so Margit Conrad, ist das Freiwillige Ökologische Jahr Bildungszeit und Orientierungsphase:

    "Wir wissen, dass zu Beginn eines FÖJ 70 Prozent der jungen Menschen gar nicht genau wissen, was sie beruflich machen wollen. Am Ende des Freiwilligen Ökologischen Jahres sind es nur noch 15 Prozent. Und erfreulich ist auch, dass 46 Prozent in irgendeiner Form in einen grünen Beruf hineingehen. Und ebenso erfreulich ist, dass jeder Dritte sagt, ich engagiere mich dauerhaft in irgendeiner Form ehrenamtlich für die Umwelt."

    Junge Menschen, die ökologisch denken - Franz Alt, Journalist und Verfechter eines umweltverträglichen Wirtschaftens – setzt große Hoffnungen in die FÖJ-Generation." Grün wird Mainstream", sagt er bei der Jubiläumsfeier im Mainzer Rathaus, "und ihr seid die Pioniere der neuen Zeit."