Rund um den riesigen Neubau des Justizpalastes von Reggio Calabria herrscht stets geschäftiges Treiben. Doch in dem Hochhauskomplex arbeiten nicht alle auf vollen Touren. Wer sich dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen allzu intensiv widmet, riskiert kaltgestellt zu werden. So geschah es Salvatore Boemi, Chefermittler in Sachen N'drangheta. Ihr hatte der gebürtige Kalabrese über 30 Berufsjahre gewidmet. Er war der erste Staatsanwalt, der das Ausmaß der Mafia in seiner Heimat erkannt und ihre Struktur analysiert hatte.
"Mit den Auswanderern haben wir auch unsere Mafia in alle Welt exportiert. Das kommt daher, dass die Mafiafamilien wirklich ausschließlich aus mit einander verwandten Personen bestehen. Wenn eine Mafiafamilie aus Kalabrien zum Beispiel nach Deutschland emigriert, dann behält sie auch dort ihre Mafiagewohnheiten bei. Die N'drangheta ist ausgesprochen anpassungsfähig. Sie setzt auf Geld und Macht."
Vor allem auf politische Macht. Staatsanwalt Salvatore Boemi hat jahrelang gegen Windmühlen gekämpft. Die Mafia galt bis vor nicht allzu langer Zeit als ganz gewöhnliche Verbrecherbande. Dabei hatte Boemi längst schlüssige Beweise für ihre Verbindungen mit höchsten Kreisen der Politik.
"Mafiamitglieder haben mir auf dem Totenbett gestanden, dass die N'drangheta kein versprengter Haufen ist, sondern die gesamte Gesellschaft durchdringt. Und wenn wir ehrliche Arbeit leisten wollten, dann konnten wir einen jugendlichen Killer nicht einfach vor Gericht stellen und aburteilen ohne nachzufragen, von wem er denn seinen Mordauftrag bekommen hatte. Und es stellte sich heraus, dass das beileibe nicht immer nur irgendein Boss war, sondern ganz ehrbare Leute. Als wir darauf kamen, haben einige meiner Kollegen ihr Leben lassen müssen. Ich dagegen sollte den Dienst quittieren."
Salvatore Boemi durfte aus formalen Gründen einige Jahre keine Ermittlungen gegen die N'drangheta führen. Wie eine Art Frührentner fühlte er sich, streng bewacht, weil von der Ndrangheta vielfach bedroht, aber kaltgestellt, weil er den Verbindungen von korrupten Politikern, skrupellosen Unternehmern und Mafiosi auf die Spur gekommen war.
"Alle reden vom Kampf gegen die Mafia, aber dabei sollen wir uns darauf beschränken ausschließlich gegen die Mafiosi vorzugehen. Wer von der Mafia bezahlt wird, das darf man dagegen nicht sagen. Dabei ist die Sache ganz banal: Wie viele italienische Unternehmer haben Gewinne gemacht und weigern sich zu erklären, woher die stammen? Wir haben da nachgebohrt und uns prompt unbeliebt gemacht."
Boemi hat keinen Zweifel: Die Politiker tragen die Verantwortung dafür, dass die Mafia blüht und gedeiht, ein trauriges Kapitel der modernen italienischen Geschichte
"Nie hat eine italienische Regierung Respekt gehabt vor Richtern und Staatsanwälten. Wir sollen streng sein gegen jeden Hühnerdieb, aber die Mächtigen bleiben ungeschoren, weil sie die besten Verteidiger haben und man zur Not auch Gesetze zu ihren Gunsten macht. In Italien kommt ein Richter nur dann weiter, wenn er milde zu den Mächtigen ist, nie, wenn er sie verurteilt."
"Mit den Auswanderern haben wir auch unsere Mafia in alle Welt exportiert. Das kommt daher, dass die Mafiafamilien wirklich ausschließlich aus mit einander verwandten Personen bestehen. Wenn eine Mafiafamilie aus Kalabrien zum Beispiel nach Deutschland emigriert, dann behält sie auch dort ihre Mafiagewohnheiten bei. Die N'drangheta ist ausgesprochen anpassungsfähig. Sie setzt auf Geld und Macht."
Vor allem auf politische Macht. Staatsanwalt Salvatore Boemi hat jahrelang gegen Windmühlen gekämpft. Die Mafia galt bis vor nicht allzu langer Zeit als ganz gewöhnliche Verbrecherbande. Dabei hatte Boemi längst schlüssige Beweise für ihre Verbindungen mit höchsten Kreisen der Politik.
"Mafiamitglieder haben mir auf dem Totenbett gestanden, dass die N'drangheta kein versprengter Haufen ist, sondern die gesamte Gesellschaft durchdringt. Und wenn wir ehrliche Arbeit leisten wollten, dann konnten wir einen jugendlichen Killer nicht einfach vor Gericht stellen und aburteilen ohne nachzufragen, von wem er denn seinen Mordauftrag bekommen hatte. Und es stellte sich heraus, dass das beileibe nicht immer nur irgendein Boss war, sondern ganz ehrbare Leute. Als wir darauf kamen, haben einige meiner Kollegen ihr Leben lassen müssen. Ich dagegen sollte den Dienst quittieren."
Salvatore Boemi durfte aus formalen Gründen einige Jahre keine Ermittlungen gegen die N'drangheta führen. Wie eine Art Frührentner fühlte er sich, streng bewacht, weil von der Ndrangheta vielfach bedroht, aber kaltgestellt, weil er den Verbindungen von korrupten Politikern, skrupellosen Unternehmern und Mafiosi auf die Spur gekommen war.
"Alle reden vom Kampf gegen die Mafia, aber dabei sollen wir uns darauf beschränken ausschließlich gegen die Mafiosi vorzugehen. Wer von der Mafia bezahlt wird, das darf man dagegen nicht sagen. Dabei ist die Sache ganz banal: Wie viele italienische Unternehmer haben Gewinne gemacht und weigern sich zu erklären, woher die stammen? Wir haben da nachgebohrt und uns prompt unbeliebt gemacht."
Boemi hat keinen Zweifel: Die Politiker tragen die Verantwortung dafür, dass die Mafia blüht und gedeiht, ein trauriges Kapitel der modernen italienischen Geschichte
"Nie hat eine italienische Regierung Respekt gehabt vor Richtern und Staatsanwälten. Wir sollen streng sein gegen jeden Hühnerdieb, aber die Mächtigen bleiben ungeschoren, weil sie die besten Verteidiger haben und man zur Not auch Gesetze zu ihren Gunsten macht. In Italien kommt ein Richter nur dann weiter, wenn er milde zu den Mächtigen ist, nie, wenn er sie verurteilt."