Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Nachhaltige Bildung
Wissen macht satt

Schulen bauen alleine reicht nicht: 100 Prozent für den Menschen, das hat sich Schulbank e.V. aus dem münsterländischen Havixbeck auf seine Fahnen geschrieben. Seit einem Jahr vermittelt der Verein Patenschaften für Kinder im Süden Tansanias, um ihnen eine schulische Ausbildung zu ermöglichen.

Von Nicole Albers | 28.11.2014
    Kinder in Schuluniform stehen vor einem Haus in Stonetown, der Altstadt von Sansibar.
    Schulbank e.V.: Bei vielen Hilfen fehlt die Nachhaltigkeit. (Andreas Gebert / picture alliance / dpa)
    "Wenn wir nachhaltig helfen wollen, dann ist das Bildung. Wir sind der Meinung, das ist die ursprünglichste Form der Hilfe zur Selbsthilfe."
    Alexander Kösters hat Tansania schon mehrfach bereist und das Land und seine Menschen lieben gelernt. Er steht in engem Kontakt zu vielen Hilfsorganisationen, hat mitgeholfen beim Bau von Wasserbrunnen und Schulen, stellte aber auch fest: Bei vielen Hilfen fehlt die Nachhaltigkeit.
    "Das hängt damit zusammen, dass man sicherlich viel investiert hat, um Schulen zu bauen, jedes kleine Dorf in Tansania hat heute seine Dorfschule, allerdings fehlen dort qualifizierte Lehrer.
    "Das sieht so aus, dass man draußen ganz viele Kinder spielen sieht und man denkt, es ist Pause, und kommt ne Stunde später zurück und man sieht alle Kinder noch immer draußen spielen und man bekommt dann die Idee davon, dass eben überhaupt kein Unterricht stattfindet",
    erzählt Frank Kösters. Die beiden Brüder überlegten sich darum, wie sich nachhaltig helfen lässt. Daraus entstand im vergangenen Jahr der Verein Schulbank.
    Bildung durch Patenschaft
    Hinter dem Verein stehen neben den beiden Brüdern auch ihre Ehefrauen und Freunde der Familie. Regelmäßig setzen sie sich in Havixbeck zusammen, und überlegen, was als Nächstes zu tun ist. Ziel ist es, möglichst vielen Kindern durch Patenschaften die schulische Ausbildung zu finanzieren, von der ersten bis zur letzten Klasse. Und zwar vorrangig an privaten Schulen.
    "Die Lehrer können besser bezahlt werden, wer besser bezahlt, bekommt die besseren Lehrer und so hängt das eine mit dem anderen zusammen."
    Sechshundert bis 700 Euro müssen die Schüler dort normalerweise pro Jahr bezahlen – doch der Verein konnte die Privatschulen dazu bringen, die Gebühren für die Patenkinder auf die Hälfte zu senken.
    So jung das Programm ist – es hat bereits Wellen geschlagen. Viele Familien in Tansania suchen für ihre Kinder bei Schulbank e.V. Unterstützung. Ausgewählt wird nicht etwa in Havixbeck, sondern vor Ort von einheimischen Mitarbeitern.
    "Im Grunde sind es Kriterien, die auf die finanzielle Situation der Eltern zielen. Der Distry geht in die Dörfer rein, sieht, wo ein Fernseher im Haus steht, ob das Dach aus Stroh ist oder aus Stahl ist und hat einfach solche Indizien, woran er erkennen kann, da siehts wirklich ganz arm aus und da wollen wir unterstützen."
    Eltern mit ins Boot holen
    Ganz entscheidend ist, dass die Eltern dahinterstehen. Um das zu forcieren, müssen die Familien einen Teil der Schulgebühren selbst bezahlen.
    "Es ist eher das Signal, dass wir sehen wollen: Ja, wir sind bereit, ja wir haben verstanden, Bildung ist notwendig, einen Schritt aus unserer Welt heraus zu machen und eine gute berufliche Chance zu bekommen."
    Verantwortung übernehmen
    Im September sind die ersten 23 Kinder eingeschult werden. 60 weitere sollen bald folgen. Regelmäßig bekommen die Paten Bericht von ihrer Entwicklung, ob alles funktioniert, ob sie zurechtkommen. Wenn das Kind längere Zeit im Unterricht fehlt, wenn es Probleme hat, spricht der Verein mit der Schule und den Eltern und sucht Lösungen.
    Der Verein und die Paten übernehmen eben Verantwortung, und zwar für viele Jahre, um den Kindern den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen. Markus Pander vom Verein Schulbank formuliert die Hilfe so:
    "Ich bin von Haus aus Bänker und muss sagen: Ein besseres Investment als dieses in eine Patenschaft gibt es aktuell am Markt nicht, weil, die Rendite ist grandios."