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Nachhaltigkeit als grünes Pflichtfach

Einen Schwerpunkt in der Lehre "grüner Themen" hat die Fachhochschule Eberswalde. Das Konzept der Nachhaltigkeit ist Leitfaden für den Campus-Alltag. Dafür erhielt die Einrichtung vor Kurzem auch den Titel "grüne Hochschule".

Von Sabine Loeprick | 27.08.2009
    In den Semesterferien herrscht auf dem Campus der Fachhochschule Eberswalde rege Bautätigkeit, kein Wunder, will man doch die Sommermonate für die Sanierung eines der ältesten Gebäude der ehemaligen Forstakademie nutzen. Im Winter hatten dort noch Fledermäuse ihr Quartier, die Arbeiten durften somit erst nach ihrem Auszug starten. Nun geht es darum, den Backsteinbau nach ökologisch vertretbaren Kriterien zu modernisieren, eine Holzdämmung soll den Energieverbrauch senken und gleichzeitig für eine positive CO2-Bilanz sorgen. Für Präsident Wilhelm-Günther Vahrson ein Projekt, das beispielhaft für das Leitbild der gesamten Fachhochschule ist:

    "Das ist eigentlich, was wir hier auch vermitteln wollen, Vermittlung zwischen verschiedenen Ansprüchen, nicht nur beim Bau, sondern auch bei gesellschaftlichen Ansprüchen. Wie man zum Beispiel eine Landschaft nutzen und weiterentwickeln kann, ohne eine langfristige Zerstörung zu provozieren. Das Gleiche muss dann beim Bau natürlich auch irgendwie gehen."

    Auf dem Campus werden nicht nur Bauvorhaben auf ihre Umweltverträglichkeit hin geprüft, sondern man verwendet ausschließlich Ökostrom und benutzt Recyclingpapier. Dienstfahrzeuge werden nach Benzinverbrauch ausgewählt, und dabei ist das Fahrrad natürlich Transportmittel Nummer eins. Zudem leistet sich die FH seit 2001 eine Umweltbeauftragte. Kerstin Kräusche achtet darauf, dass das Thema Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Fachhochschule berücksichtigt wird.

    "Was jetzt ansteht, das ist die Zertifizierung unseres Umweltmanagements nach der europäischen EMAS-Verordnung, was wir in diesem Jahr abschließen möchten, um dann als 13. Hochschule in Deutschland die Zertifizierung zu bekommen."

    Die Chancen dafür stehen gut, denn die "grüne Fachhochschule" hat bereits jetzt Modellcharakter. Theorie und Praxis in Sachen Umweltverträglichkeit gehen hier Hand in Hand – und zwar bis ins kleinste Detail beziehungsweise bis hin zu den Kleinsten. Auch an den Nachwuchs von Studenten und Dozenten wurde gedacht – mit einer spezifischen Form der Kinderbetreuung. Professor Wilhelm-Günther Vahrson:

    "Unsere Kindergruppe ist natürlich eine profilorientierte Waldwandergruppe. Das heißt, die Steppkes ab drei Jahren sind mit besonders ausgebildeten Waldpädagogen unterwegs und verbringen ihren Tag im Wald, während die Eltern studieren und hier arbeiten."

    So viel Engagement in Sachen Umwelt hat sich herumgesprochen und die Bewerberzahlen steigen stetig. Längst kommen die rund 1800 Studierenden nicht mehr nur aus Brandenburg und Berlin, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet, aus Polen, den USA und Afrika. Und zwar nicht nur wegen der Qualität der Ausbildung, sondern auch, weil sie hier eigene Nachhaltigkeitsprojekte umsetzen können - ermutigt und unterstützt von ihren Dozenten. Damit dieses so bleibt und sich zukünftig vielleicht noch steigert, ist ab kommendem Semester eine Vorlesung zum Thema Nachhaltigkeit Pflichtveranstaltung. Umweltbeauftragte Kerstin Kräusche:

    "Ich denke, dass auf diesem Wege alle, die sich tagsüber an dieser Hochschule bewegen – manche auch nachts – die hier arbeiten, die hier lernen, mit dem Thema Nachhaltigkeit nicht nur konfrontiert werden, sondern auch aufgefordert werden, das kennenzulernen und selber zu leben."