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Nachhaltigkeit
Altkleider werden oft zu Putzlappen oder Dämmstoffen verarbeitet

Rund 750.000 Tausend Tonnen Altkleider werden in deutschen Haushalten jährlich ausgemistet. Wer mit der Kleiderspende einen wohltätigen Zweck unterstützen möchte, der sollte allerdings genau hinschauen.

Von Katha Jansen | 24.12.2013
    Egal wohin man sie bringt, wenn es um Altkleider geht, stehen dahinter in der Regel zwei entscheidende Geschäftsmodelle. Andreas Voget vom Dachverband Fairwertung, einem Zusammenschluss gemeinnütziger Kleidersammler und -verwerter:
    "Zum einen kann man ja Sachen im Sozialkaufhaus, Gebrauchtkaufhaus, Kleiderladen abgeben. Dort werden die Sachen dann direkt auf Qualität geprüft und wenn sie gut erhalten sind dort auch direkt wieder angeboten. Die weit überwiegende Menge wird über Container und Straßensammlungen erfasst. Diese Sachen gehen in der Regel direkt an gewerbliche Textilverwerter, das heißt sie werden verkauft."
    Bei den Altkleidersammlungen spielt es keine Rolle, ob der Sammler eine wohltätige Organisation ist wie das Deutsche Rote Kreuz ist – oder ob er eine kommerzielle Zielsetzung hat. Der Großteil der Altkleider wird in jedem Fall an Profi-Verwerter weiterverkauft. In der Vergangenheit hat das immer mal wieder für Ärger und negative Schlagzeilen gesorgt. Denn wer Kleider spendet, geht meist erst einmal davon aus, dass die Kleiderspende auch wirklich bei Bedürftigen landet. Tatsächlich sind aber nicht immer die Kleider direkt die Spende. Oft ist es ihr Wert im Weiterverkauf. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf, werden dann zum Beispiel soziale Projekte finanziert. In der Vergangenheit habe man diesen Punkt nicht klar genug erklärt, räumt Bernd Schmitz vom Deutschen Roten Kreuz ein:
    "Wir haben ganz einfach nicht darauf hingewiesen, was wir mit der Ware machen und was mit den Altkleidern passiert."
    Letztlich landen viele Kleiderspenden aus Deutschland zum Beispiel in Afrika oder Osteuropa. Die Frage ist nur: Wie wirken sich die Spenden dann in diesen Ländern aus? Gegner sagen: Kleiderspenden aus Industrieländern zerstören im Zweifel die einheimische Textilwirtschaft im Empfängerland. Schmitz widerspricht:
    "Der Grund, warum die einheimischen Märkte kaputt gehen, oder nicht so den Stand haben, wie wir das bei uns gewohnt sind, das liegt eindeutig daran, dass die Produktionsbedingungen in diesen Ländern wesentlich schlechter sind. Da gibt es Produktionsausfälle auf Grund von Strom- oder Wassermangel, oder es gibt keine Ersatzteile für die Geräte die Kleider herstellen und die Menschen sind auf diese Altkleider angewiesen. Sie sind günstig, sie sind qualitativ hochwertig und sorgen natürlich auch dafür, dass viele Menschen in Lohn und Brot stehen."
    Wer möglichst sicher gehen möchte, dass die eigene Kleiderspende bei Bedürftigen in Deutschland ankommt, der sollte die Altkleider direkt in einer Kleiderkammer abgeben. Fakt ist aber auch: Nur rund die Hälfte der abgegebenen Altkleider kann tatsächlich als Kleidung weiterverwendet werden. Der Rest ist oft verschlissen oder zu stark verschmutz oder aus anderen Gründen unbrauchbar. Er wird entweder als Müll entsorgt, oder zu Stofffasern zerkleinert und zum Beispiel in der Herstellung von Putzlappen oder als Dämmstoff recycelt.
    Inzwischen nehmen auch immer mehr Modeketten getragene Kleidung zurück. Ein Beispiel ist das im Februar 2013 gestartete Projekt H&M Concious. Das erklärte Ziel: Es soll ein Beitrag zur Ressourcenschonung geleistet werden. Für kritische Fragen zum Projekt hatte man beim Unternehmen allerdings keine Zeit. Ein Interview wurde jedenfalls abgelehnt. Das Unternehmen hat aber immerhin schriftlich erklärt, dass die Einnahmen der Concious Initiative komplett in die H&M Concious Foundation fließen. Diese unterstütze soziale Projekte innerhalb der H&M Wertschöpfungskette und Forschungsarbeiten zum Thema Textilfaserkreislauf. Dabei arbeitete der Konzern beispielsweise mit den Hilfsorganisationen "All for Children" oder "Water Aid" zusammen. Doch ob es dem Konzern wirklich um Nachhaltigkeit und den guten Zweck geht? Andreas Voget vom Dachverband Fairwertung ist skeptisch. Schließlich gebe H&M pro abgegebener Tüte Altkleider den Kunden als Gegenleistung einen 15% Rabatt-Coupon auf für einen Wunschartikel.
    "Diese Rücknahmesysteme sind eigentlich Marketinginstrumente der Einzelhandelsketten, um Kunden an sich zu binden. Man wirbt einerseits mit Ökologie und ökologischen Argumenten im Hinblick auf Ressourcenschonung und Umweltschutz. Letztlich dient das Ganze aber dazu den Neuverkauf von Textilien anzukurbeln. Man möchte ja die Leute ins Geschäft bringen, man gibt ihnen Rabatte für den Kauf von Neutextilien. Das ist aus unserer Sicht ein Widerspruch in sich."
    Wer seinen Kleiderschrank ausmistet, hat also verschiedene Möglichkeiten die Altkleider abzugeben. Nur arbeiten eben nicht alle Altkleidersammler allein aus komplett edelen, selbstlosen Motiven. Wer mit der Kleiderspende einen wohltätigen Zweck unterstützen möchte, der sollte deshalb genau hinschauen. Im Zweifel lohnt es sich, nicht den nächstgelegenen Container zu nutzen sondern jene, mit einem Projekt dahinter, das man auch fördern will.