
Mit den 17 UNO-Nachhaltigkeitszielen haben 2015 die Staaten der Welt zentrale Absichten für die globale Entwicklung festgelegt. So sollen bis 2030 etwa Hunger und extreme Armut beendet werden. Aber wenn es so weitergeht wie bisher, werden im Jahr 2030 laut den Vereinten Nationen noch immer 575 Millionen Menschen in großer Armut und mehr als 600 Millionen in Hunger leben. Dafür werden vor allem die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und eine Schuldenkrise in armen Ländern verantwortlich gemacht.
Ein ernüchterndes Bild
Nach Aussage der Soziologin Imme Scholz sah es aber schon vor der Corona-Pandemie bei der Umsetzung der Ziele nicht gut aus. Sie hatte den Vorsitz einer 15-köpfigen internationalen Expertengruppe, die die Fakten für den alle vier Jahre erscheinenden "Weltnachhaltigkeitsbericht" zusammengestellt hat. Scholz sagte im Deutschlandfunk, die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele zeigten ein insgesamt sehr ernüchterndes Bild. Nur zwölf Indikatoren seien positiv, viele Bereiche stagnierten und 30 Indikatoren entwickelten sich sogar negativ. Ganz schlecht sehe es bei Armut, der Ernährungslage, der Bekämpfung der Malaria, Überfischung der Meere und Inhaftierungen ohne Urteil aus. Besser ist demnach der Zugang zu Internet und mobiler Telefonie, Vollbeschäftigung und der Begleitung von Geburten geworden.
Die Soziologin Scholz sieht es als nötig an, sowohl den Klimawandel zu bekämpfen, als auch die Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen. Es gebe sehr viele Synergien. "Wenn man Zugang zu Strom aus erneuerbaren Energien gewährleistet, generiert das auch Arbeit, gibt den Kindern damit mehr Zeit für den Schulbesuch und es verringert Umweltkosten." Deutschland forderte sie auf, etwas für den Schuldenerlass für arme Länder und eine Schuldenumstrukturierung zu tun.
Schulze will sich für Reform der Weltbank einsetzen
Entwicklungsministerin Schulze erklärte vor dem UNO-Gipfel, es werde höchste Zeit für eine Aufholjagd auf dem Weg zu den Nachhaltigkeitszielen. Sie werde sich für eine Reform der Weltbank einsetzen, damit sie mehr Spielraum für günstige Kredite bekomme. Lemke sagte, es gebe keine Zeit zu verlieren bei den "drei planetaren Krisen unserer Zeit": Artensterben, Klimakrise und zunehmende Verschmutzung. Deutschland legt beim Nachhaltigkeitsgipfel seine zwölf Schlüsselbeiträge vor.Dazu zählt zum Beispiel, dass die Bundesregierung Fördermittel zur Geschlechtergleichheit zur Verfügung stellt.
Auch die kirchlichen Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt verlangten mehr Anstrengungen, um die UNO-Entwicklungsziele zu erreichen. Sie kritisierten in diesem Zusammenhang die Kürzungen für die Entwicklungszusammenarbeit im Bundeshaushalt für 2024.
Ukrainischer Präsident Selenskyj spricht bei UNO-Generaldebatte
Der zweite Tag des Nachhaltigkeitsgipfels fällt mit der Eröffnungssitzung der 78. UNO-Vollversammlung zusammen. Dort werden die Vertreter der 193 Mitgliedstaaten Reden halten. Zentrales Thema dürfte wie bereits im vergangenen Jahr der Ukraine-Krieg sein.
Der ukrainische Präsident Selenskyj reist dafür diesmal persönlich nach New York. Im vergangenen Jahr war er per Video zugeschaltet. Er dürfte seine Rede dafür nutzen, die internationale Staatengemeinschaft zu weiterer Hilfe für sein Land aufzurufen. Angesichts der Schwierigkeiten bei der Gegenoffensive gegen Russland muss der Präsident bangen, wie lange ihn westliche Staaten noch mit umfangreiche Waffenlieferungen unterstützen werden. Viele Länder des globalen Südens, die durch die Auswirkungen des Krieges in Mitleidenschaft gezogen wurden, drängen auf eine Kompromisslösung.
Mit dem Ukraine-Krieg wird sich auch eine offene Sitzung des UNO-Sicherheitsrats am Mittwoch befassen, bei der Bundeskanzler Scholz ebenfalls das Wort ergreifen will.
Klimagipfel folgt am Mittwoch
Der Kampf gegen die Erderwärmung ist dann am Mittwoch bei einem Klimagipfel Thema, zu dem UNO-Generalsekretär Guterres geladen hat. Der Portugiese hat vor der UNO-Woche mahnende Worte an die Staats- und Regierungschefs gerichtet, die in New York erwartet werden. Man werde in einer Zeit zusammenkommen, in der die Menschheit vor riesigen Herausforderungen stehe, sagte Guterres. Er nannte den "sich verschlimmernden Klima-Notstand über eskalierende Konflikte, die weltweite Lebenshaltungskosten-Krise und rasch wachsende Ungleichheiten bis hin zu dramatischen technologischen Umbrüchen."
Diese Nachricht wurde am 18.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.