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Nachhilfe für den elektronische Helfer

Technik. -. Kaum ein Schreibtisch kommt hierzulande mehr ohne Monitor und Tastatur aus, doch oft wird die Arbeitserleichterung durch eine störrische Bockigkeit von Hard- und Software aufgewogen. Wie der Computer an den Menschen angepasst wird, und nicht umgekehrt, und ob aus dem Rechner eines Tages vielleicht ein evolutionärer Konkurrent werden könnte, erörtern internationale Experten auf der Tagung "Mensch und Computer", die derzeit in Bad Honnef stattfindet.

    "Der Mensch sieht sich immer häufiger Systemen ausgesetzt, in denen sein eigenständiges Handeln eingeschränkt wird - oft muss er sich dem Computer anpassen", unterstreicht Bernd Ganter, Mathematiker und Informatiker an der Technischen Universität Dresden. Den Grund für die oft eigenwillige und einseitige Kommunikation zwischen Werkzeug und Meister seien letztlich viel zu einfache Modelle über das Funktionieren des Menschen. Steuerung und Ausgaben von Rechnern, die auf solchen Konzepten beruhten, seien folglich oft mangelhaft.

    So wie ein Liniendiagramm abstrakte Werte in besser fassbare Aussagen wandelt, sei auch das Verhältnis von Mathematik und Logik, so Ganter. Dazu Ganter: "Mathematik kann sehr nützlich für den Menschen sein, doch dazu muss der Mensch nicht notwendigerweise den Ansprüchen der Mathematik genügen. Denn die reale Welt besitzt eine andere Art der Logik als die Mathematik."

    Andererseits muss jedem Anwender klar sein, was sein der digitale Gehilfe überhaupt leisten kann. So sei Wissensverarbeitung keine Eigenschaft von künstlicher Intelligenz, weil Wissen noch keine Information sei, meint der Psychologe Bernhard Seiler von der Technischen Universität Darmstadt: "Information ist in Zeichen gegossenes Wissen, etwa als Schrift oder Sprache, und bedarf immer der Aufnahme, Verarbeitung und Interpretation." Computer seien sicherlich hilfreich bei der Wissensverarbeitung, doch dürften sie darin nicht überschätzt werden. Zwar gebe es kreative Software, die Menschen helfen könne, neue Ideen zu entwickeln, aber die Prüfung, ob solche Gedanken weiterführen und Sinn machen, könne nur der Mensch leisten. Der Rechner dagegen liefere lediglich Zeichensysteme. vernachlässige aber ihren Inhalt.

    Damit sieht auch Rudolf Wille von der Technischen Universität Darmstadt die Gefahr einer übermächtigen künstlichen Intelligenz von vornherein ausgeschlossen: "Weil der Rechner nicht inhaltlich, sondern nur formal arbeitet, muss also der Inhalt zunächst für ihn formalisiert werden. Das geht aber nur unter Verlust und deshalb kann ein Computer niemals wirklich das volle menschliche Denken erfassen." Doch gerade deshalb müsse der Mensch dafür Sorge tragen, dass er stets die Kontrolle über sein Werkzeug behält und dessen Vorschläge exakt bewerten kann.

    [Quelle: Guido Meyer]