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Nachhilfe in Sachen Bioprodukte

Bioprodukte füllen seit einiger Zeit auch Supermarktregale. Aber wollten Sie schon mal von einem Angestellten wissen: Was heißt denn biologisch? Oder: Woher weiß ich den, dass es wirklich bio ist? Oft haben die Verkäufer keine Antworten auf solche Fragen, es sind ja schließlich auch keine Fachleute in Sachen Bioprodukte. Das soll sich aber ändern. Denn das Naturschutzzentrum Hessen mit Sitz in Wetzlar gibt ab sofort Nachhilfe. Im Auftrag des Bundes schult es bundesweit Supermarktangestellte in Sachen Bioprodukte.

Von Peter Gerst |
    Rund ein Drittel aller Bioprodukte werden bereits in Supermärkten verkauft, Tendenz steigend. Die Tegut-Lebensmittelkette hat unter den Einzelhändler nach eigenen Angaben die größte Sortimentsbreiten an Bioprodukte in Europa, etwa 7 bis 10 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen bereits mit Bioprodukten. Darauf will und muss man reagieren. Tegut-Weiterbildungsleiter Frank Fischer:

    Wir merken, dass Kunden, die dieses Sortiment suchen, sehr aufgeklärt sind und Rat brauchen von kompetenten Verkäufern. Das ist für uns ein wichtiges Schulungsfeld.

    Tegut wird deshalb das Seminarangebot des Naturschutzzentrums Hessen nutzen. Genauso wie Rewe. Joachim Walter, Verkaufsleiter in der hessischen Rewe-Niederlassung Hungen bestätigt: Die Kunden fragen verstärkt nach Bioprodukten, wollen wissen, was ist drin, wie sind sie verarbeitet worden. Als Schulungsergebnis wünscht er sich,...

    ...dass, wenn Sie als Kunde etwas wissen wollen, eine Antwort bekommen, die auf Sie glaubwürdig wirkt und mit der Sie etwas anfangen können, selbst, wenn diese nicht wissenschaftlich ist.

    Bundesweit wird das Naturschutzzentrum bis Sommer 2003 45 eintägige Schulungen durchführen. In der Regel in den Häusern der Lebensmittelketten. Insgesamt werden etwa 1300 Mitarbeiter daran teilnehmen. Geschult wird von oben nach unten, erst die Führungskräfte und Marktleiter, dann die Verkäuferinnen und Verkäufer. Zunächst soll Basiswissen vermittelt werden. Projektleiterin Kathrin Fuchs:

    Dazu gehören die Themen Erzeugung und Verarbeitung von Bioprodukten und dann, ganz wichtig: Wie funktionieren die Kontrollen, sind sie verlässlich? Und: Wie erkenne ich Bioprodukte?

    Dass die Supermärkte durch diese Schulungen zu Naturkostfachberatungs-Geschäften mutieren, ist aber nicht zu erwarten. Wir bleiben Selbstbedienungsläden mit geringem Personaleinsatz, ist seitens der Lebensmittelketten zu hören. Und Norbert Lemp vom Naturschutzzentrum Hessen stellt klar, es gehe vielmehr darum,...

    ...bei den Mitarbeitern im Bewusstsein die Bioprodukte höherwertig anzusiedeln, also einerseits Hintergrundwissen zu vermitteln, damit Kundenfragen beantwortet werden können, aber auch auf Produktpräsentation zu achten, also Bioprodukte nicht irgendwo in eine Ecke zu stecken, sondern gleichwertig mit anderen Produkten zu präsentieren oder mit besonderen Aktionen das Bio auch mal in den Vordergrund zu stellen.

    Dazu soll bei den Verkäuferinnen und Verkäufern selbst die Begeisterung für Bioprodukte geweckt werden, vor allem durch sinnliches Erleben, anhand von Filmen, Verköstigungen und live durch Exkursionen auf Biohöfe. Die Seminare werden vom Bundesverbraucherministerium gefördert und sind für die Firmen kostenfrei. Die Aktion ist Teil des 70.000 Euro-Bundesprogramms zur Förderung des Ökologischen Landbaus. Durch die Schulungskampagne soll dessen Marktanteil im konventionellen Lebensmittelhandel vergrößert werden, erklärte Staatssekretär Matthias Berninger vom Bundesverbraucherministerium anlässlich des Projektstarts. Die ersten 15 Seminare sind bereits gebucht. Weitere werden folgen. Wie bio-fit die Supermarktmitarbeiterinnen und -mitarbeiter nach diesen Schulungen sind, das können dann künftig wir Verbraucher prüfen, vorausgesetzt wir finden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Märkten.

    Weitere Informationen gibt es direkt beim Naturschutzzentrum in Wetzlar: 06441-92480-0 oder unter www.oekolandbau.de, Rubrik "Handel".