"The place for all your neighborhood news and talk!"
Willkommen in der Nachbarschaft! Normalerweise gibt’s zum Einzug Brot und Salz, bei "Everyblock" gibt’s stattdessen eine Begrüßungsemail mit einer Art virtuellem Rundgang durch mein Viertel, dem Mission Hill in Boston. Wenn in meiner Nachbarschaft etwas passiert, dann erfahre ich es hier und die Meldungen trudeln stündlich in meiner Mailbox ein: In der Park Street steht eine Wohnung zum Verkauf, ein Nachbar in der Fisher Avenue hat ein Schlagloch gemeldet und ein paar Häuser weiter wird die Stadt in den nächsten Tagen einen Baum zurechtstutzen. So, so. Seit 2007, dem Gründerjahr von Everyblock, hat die Plattform laufend neue Funktionen hinzugefügt.
"Hier findest Du Kriminalitätsstatistiken, Infos über das Wirtschaftswachstum in Deinem Viertel, Du erfährst, welche Restaurants Besuch vom Gesundheitsamt hatten und welche Häuser zum Verkauf stehen. Und je mehr Du UNS mitteilst, desto mehr erfährst auch DU. Denn wer kennt Deine Gemeinde besser als Deine Nachbarn?"
Aber die Online-Nachbarn in meinem Viertel sind momentan eher schweigsam. Vielleicht liegt’s daran, dass Dale, Justin, Kate und Matthew auch erst kürzlich Mitglieder bei Everyblock geworden sind. In anderen Stadtteilen Bostons ist durchaus mehr los, in Back Bay zum Beispiel. Dort ist ein virtueller Nachbarschaftsstreit ausgebrochen über ein Loch im Gehweg, das die Stadt Boston nicht ausreichend gesichert haben soll. Während Nachbar A die Stadt beschimpft, rät Nachbar B, doch den Verstand einzuschalten und beim Gehen die Augen zu öffnen. Es sind Geschichten wie diese, die besonders viele Klicks bekommen, sagt Adrien Holovaty, der Erfinder von Everyblock:
"Ein Großteil der täglichen Nachrichten ist für die meisten von uns nicht wirklich relevant, es hat keine direkten Auswirkungen auf unser Leben, wir sind oft nur indirekt betroffen. Aber wenn etwas in Deiner Nachbarschaft geschieht, dann weißt Du zum einen sicher eine ganze Menge darüber und höchstwahrscheinlich liegt Dir eine solche Nachricht auch mehr am Herzen."
Im Gegensatz zur New York Times, die mit ihrem virtuellen Lokalteil "Local East Village" auch auf hyperlokale Nachrichten setzt, gibt es bei Everyblock.com keine professionellen Reporter. Hier stammen die Meldungen aus der Nachbarschaft, verfasst von den Usern. Alle weiteren Inhalte generiert Everyblock von selbst.
"Alle Zeitungen und Blogs werden bei uns automatisch auf Lokalbezüge durchsucht. Und von den Behörden holen wir uns alle öffentlich zugänglichen Unterlagen, also jedes Delikt, die Ergebnisse vom Gesundheitsamt, alles, von dem wir denken, das interessiert die Leute. Unsere Aufgabe besteht dann darin, die ganzen Quellen einzurichten. Aber anschließend werden die Infos ganz automatisch abgerufen."
Der Hype ist groß, wenn es in den USA um hyperlokale Nachrichten geht. Die Zahl der Städte, in denen Everyblock verfügbar ist, ist von anfänglich 3 auf 16 gewachsen. Vor drei Jahren wurde die kostenlose Plattform von MSNBC aufgekauft. Und auch beim hyperlokalen Konkurrenten Patch.com hat sich die Zahl der User im vergangenen Jahr verdreifacht und liegt bei über 10 Millionen.
Bob Garfield ist Medienexperte und Journalist bei NPR, dem US-amerikanischen öffentlich-rechtlichen Radio. Er glaubt allerdings nicht, dass hyperlokale Nachrichten die Zukunft sind. Die Zielgruppe und damit der Anzeigenmarkt sind einfach zu klein, sagt er in einem Interview mit Marktforschungsinstitut Borrell Associates. Die verschiedenen Medien, überregionale Zeitungen, Lokalzeitungen und hyperlokale Blogs müssten zusammenarbeiten:
"Hyperlokal allein wird nicht funktionieren. Ich glaube, am Ende setzt sich derjenige auf dem Markt durch, der mit seinen Mitspielern strategische Verbindungen eingeht. Alle anderen Medien, die alleine kämpfen, werden nach und nach vom Markt verschwinden."
Adrian Holovaty weiß nicht, ob die mediale Zukunft hyperlokal sein wird. Das Argument allerdings, dass die "wirklich wichtigen" Meldungen durch hyperlokale Banalitäten zu kurz kämen, hält der 30-Jährige für falsch. Das Angebot füllt eine Marktlücke, sagt er. Denn auch Nachbarschaftsdiskussionen über Löcher im Gehweg haben ihren Nachrichtenwert. Den Sprung in die etablierten Medien schafft Everyblock immer wieder und zwar genau mit solchen Geschichten.
"Wir hatten schon ganz viele Fälle, in denen die großen Medien auf unserer Seite was Interessantes gefunden haben. Aber leider tauchen wir in den Quellenangaben oft nicht auf."
Willkommen in der Nachbarschaft! Normalerweise gibt’s zum Einzug Brot und Salz, bei "Everyblock" gibt’s stattdessen eine Begrüßungsemail mit einer Art virtuellem Rundgang durch mein Viertel, dem Mission Hill in Boston. Wenn in meiner Nachbarschaft etwas passiert, dann erfahre ich es hier und die Meldungen trudeln stündlich in meiner Mailbox ein: In der Park Street steht eine Wohnung zum Verkauf, ein Nachbar in der Fisher Avenue hat ein Schlagloch gemeldet und ein paar Häuser weiter wird die Stadt in den nächsten Tagen einen Baum zurechtstutzen. So, so. Seit 2007, dem Gründerjahr von Everyblock, hat die Plattform laufend neue Funktionen hinzugefügt.
"Hier findest Du Kriminalitätsstatistiken, Infos über das Wirtschaftswachstum in Deinem Viertel, Du erfährst, welche Restaurants Besuch vom Gesundheitsamt hatten und welche Häuser zum Verkauf stehen. Und je mehr Du UNS mitteilst, desto mehr erfährst auch DU. Denn wer kennt Deine Gemeinde besser als Deine Nachbarn?"
Aber die Online-Nachbarn in meinem Viertel sind momentan eher schweigsam. Vielleicht liegt’s daran, dass Dale, Justin, Kate und Matthew auch erst kürzlich Mitglieder bei Everyblock geworden sind. In anderen Stadtteilen Bostons ist durchaus mehr los, in Back Bay zum Beispiel. Dort ist ein virtueller Nachbarschaftsstreit ausgebrochen über ein Loch im Gehweg, das die Stadt Boston nicht ausreichend gesichert haben soll. Während Nachbar A die Stadt beschimpft, rät Nachbar B, doch den Verstand einzuschalten und beim Gehen die Augen zu öffnen. Es sind Geschichten wie diese, die besonders viele Klicks bekommen, sagt Adrien Holovaty, der Erfinder von Everyblock:
"Ein Großteil der täglichen Nachrichten ist für die meisten von uns nicht wirklich relevant, es hat keine direkten Auswirkungen auf unser Leben, wir sind oft nur indirekt betroffen. Aber wenn etwas in Deiner Nachbarschaft geschieht, dann weißt Du zum einen sicher eine ganze Menge darüber und höchstwahrscheinlich liegt Dir eine solche Nachricht auch mehr am Herzen."
Im Gegensatz zur New York Times, die mit ihrem virtuellen Lokalteil "Local East Village" auch auf hyperlokale Nachrichten setzt, gibt es bei Everyblock.com keine professionellen Reporter. Hier stammen die Meldungen aus der Nachbarschaft, verfasst von den Usern. Alle weiteren Inhalte generiert Everyblock von selbst.
"Alle Zeitungen und Blogs werden bei uns automatisch auf Lokalbezüge durchsucht. Und von den Behörden holen wir uns alle öffentlich zugänglichen Unterlagen, also jedes Delikt, die Ergebnisse vom Gesundheitsamt, alles, von dem wir denken, das interessiert die Leute. Unsere Aufgabe besteht dann darin, die ganzen Quellen einzurichten. Aber anschließend werden die Infos ganz automatisch abgerufen."
Der Hype ist groß, wenn es in den USA um hyperlokale Nachrichten geht. Die Zahl der Städte, in denen Everyblock verfügbar ist, ist von anfänglich 3 auf 16 gewachsen. Vor drei Jahren wurde die kostenlose Plattform von MSNBC aufgekauft. Und auch beim hyperlokalen Konkurrenten Patch.com hat sich die Zahl der User im vergangenen Jahr verdreifacht und liegt bei über 10 Millionen.
Bob Garfield ist Medienexperte und Journalist bei NPR, dem US-amerikanischen öffentlich-rechtlichen Radio. Er glaubt allerdings nicht, dass hyperlokale Nachrichten die Zukunft sind. Die Zielgruppe und damit der Anzeigenmarkt sind einfach zu klein, sagt er in einem Interview mit Marktforschungsinstitut Borrell Associates. Die verschiedenen Medien, überregionale Zeitungen, Lokalzeitungen und hyperlokale Blogs müssten zusammenarbeiten:
"Hyperlokal allein wird nicht funktionieren. Ich glaube, am Ende setzt sich derjenige auf dem Markt durch, der mit seinen Mitspielern strategische Verbindungen eingeht. Alle anderen Medien, die alleine kämpfen, werden nach und nach vom Markt verschwinden."
Adrian Holovaty weiß nicht, ob die mediale Zukunft hyperlokal sein wird. Das Argument allerdings, dass die "wirklich wichtigen" Meldungen durch hyperlokale Banalitäten zu kurz kämen, hält der 30-Jährige für falsch. Das Angebot füllt eine Marktlücke, sagt er. Denn auch Nachbarschaftsdiskussionen über Löcher im Gehweg haben ihren Nachrichtenwert. Den Sprung in die etablierten Medien schafft Everyblock immer wieder und zwar genau mit solchen Geschichten.
"Wir hatten schon ganz viele Fälle, in denen die großen Medien auf unserer Seite was Interessantes gefunden haben. Aber leider tauchen wir in den Quellenangaben oft nicht auf."