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Nachrichtenkompetenz lernen
Fakey soll für Fakenews sensibilisieren

Spekulationen und Gerüchte gab es schon immer, doch sie zu verbreiten, ist durch Soziale Medien viel einfacher geworden. Die Indiana University hat nun ein Spiel herausgebracht, das den Umgang mit Social-Media-Kanälen trainieren soll - um Fakenews von richtigen Nachrichten unterscheiden zu können.

Giovanni Luca Ciampaglia im Gespräch mit Manfred Kloiber | 02.06.2018
    Ein Mauszeiger ist auf einem Computermonitor auf einem Button zu sehen, mit dem man eine gefälschte Nachricht melden kann.
    Das Spiel Fakey soll vermitteln, wie man Nachrichten erkennt, die aus zweifelhaften statt aus journalistischen Quellen stammen (dpa-Bildfunk / Franziska Gabbert)
    Giovanni Luca Ciampaglia: Bei Fakey geht es um Nachrichtenkompetenz. Das Spiel zielt darauf ab, Menschen zu vermitteln, wie man Nachrichten erkennt, die aus zweifelhaften statt aus journalistischen Quellen stammen. Und ein Problem, das wir gerade sehen, ist, dass in Social Media Newsfeeds die Unterschiede immer mehr verwischen und es für Menschen wirklich schwer zu erkennen ist, was vertrauenswürdig ist. Ob es aus einem seriösen Newsroom kommt oder von gefälschten Websites, die sehr ähnlich aussehen. Dafür werden neue Fähigkeiten benötigt und Fakey ist ein Weg, diese neuen Fähigkeiten auf eine unterhaltsamere Weise zu lernen.
    Manfred Kloiber: Und wie spielt man Fakey?
    Ciampaglia: Das ist sehr einfach. Das Spiel sieht wie ein Social-Media-Newsfeed aus. Wenn jemand Facebook oder Twitter nutzt, kennt er ja die Art und Weise, wie seine Apps funktionieren, die einen Nachrichten-Feed präsentieren, durch die man scrollen und wo man einzelne Einträge kommentieren oder teilen kann. Oder man kann auch skeptisch sein und sagen, dass die Nachrichten überprüft werden sollten. So ähnlich arbeitet Fakey. Sie haben Nachrichten und Sie haben verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Sie haben Einträge, die sie teilen möchten und sie können sie auch überprüfen. Und Ziel des Spiels ist, Behauptungen aus fragwürdigen oder nicht vertrauenswürdigen Quellen zu erkennen und nur die Dinge zu verbreiten, die aus echten Nachrichtenquellen stammen.
    Kloiber: Was genau bezwecken Sie mit dem Spiel?
    Ciampaglia: Wir hoffen, dass die Menschen besser erkennen können, was sie in den sozialen Medien teilen. Aber für uns ist das Spiel auch eine Möglichkeit, Daten zu sammeln, um wissenschaftlich zu untersuchen, wie viel Nachrichtenkompetenz erforderlich ist und wie sehr Nutzer sozialer Medien derzeit anfällig sind für diese Art von Fehlinformationen. Wir müssen Daten sammeln, um verstehen zu können, wie sehr Menschen in der Lage sind, zu unterscheiden, was von einer echten Nachrichtenquelle kommt oder aus einer Quelle mit niedriger Glaubwürdigkeit.
    Kloiber: Das heißt also, dass das Spiel auch eine Art Crowdworking-Tool für sie und ihre Forschung ist?
    Ciampaglia: Ja, Fakey erlaubt es uns, einen Sinn dafür zu bekommen, Leute dabei zu beobachten, ob sie gut sind in der Beurteilung von Nachrichtenquellen oder nicht. Ich habe mich zum Beispiel heute Morgen mit einem Journalisten unterhalten, der damit gespielt hat und er hat mir gesagt, dass er ziemlich schlecht gespielt habe. Das Spiel sei ziemlich schwierig, denn es imitiert gewissermaßen das Problem, das wir in echten sozialen Medien feststellen. Den Leuten fällt es gerade jetzt schwer zu sagen, welcher Quelle man vertrauen kann und welcher nicht.
    Kloiber: Nun ist Fakey ja nur eines von drei Tools, die die Indiana University im Zusammenhang mit Fakenews und Desinformation veröffentlicht hat. Wofür sind die beiden anderen Werkzeuge gut?
    Ciampaglia: Die beiden anderen Werkzeuge heißen Hoaxy und Botometer. Und das sind keine Spiele, sondern Tools, mit denen man einerseits analysieren und visualisieren kann, wie sich bestimmte Nachrichten verbreiten und andererseits auch Social-Media-Accounts untersuchen kann. Konkret ist Hoaxy eine Suchmaschine, ein Visualisierungswerkzeug für Fehlinformationen. Es ist ein Assistent, der alle Nachrichten aus einer Reihe von Quellen verfolgt, die seriöse Fakt-checking-Organisationen als nicht vertrauenswürdig gekennzeichnet haben. Ein Benutzer kann nach einem beliebigen Thema suchen. Und das System zeigt Ihnen, wie falsche Behauptungen zu diesem Thema von Konto zu Konto auf Twitter übertragen werden. Das zweite Tool namens Botometer dient dazu, Social Bots zu erkennen. Es ist ein System mit maschinellem Lernen, das Daten von Twitter-Konten verwendet, um zu erkennen, ob es sich bei einem bestimmten Konto um einen Bot handelt oder um einen echten Menschen. Und wir sehen, dass es wirklich hilfreich ist, zu verstehen, wie diese Gespräche von böswilligen Akteuren durch Social Bots manipuliert werden.
    Kloiber: Das war Giovanni Luca Ciampaglia von der Indiana University in Bloomington, USA über die Fakenews-Tools Fakey, Hoaxy und Botometer. Das Interview haben wir aus technischen Gründen vor der Sendung aufgezeichnet.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.