In der Beliebtheitsskala der Amerikaner stand Barbara Bush bis zuletzt weit oben. Selbst jene US-Bürger, die sie ein wenig altmodisch fanden, mochten sie: wegen ihres Humors und weil sie fast immer offen aussprach, was sie dachte. So als sie sich 2015 gegen eine Präsidentschaftskandidatur ihres Sohnes Jeb aussprach. "Es gibt doch eine Menge großartiger Familien und andere sehr qualifizierte Leute", sagte sie damals, "Nein, wir hatten genug Bushs".
Markenzeichen: Silberfuchs-Frisur
Barbara Bush ahnte wohl, dass die Zeit für die Bush-Dynastie bei den Republikanern abgelaufen war. Dennoch zog sie auch noch als 90-Jährige für ihren Sohn in den Wahlkampf. So wie früher für ihren Mann und ihren ältesten Sohn George W. - mit ihren Markenzeichen, der Silberfuchs-Frisur und einer Modeschmuck-Perlenkette, "für 90 Dollar, um meine Falten zu verbergen", wie sie offen gestand.
Kurz vor ihrem 90. Geburtstag, den sie gemeinsam mit ihrem Mann auf dem Feriensitz der Familie in Kennebunkport im Bundesstaat Maine feierte, zog Barbara Bush eine zufriedene Bilanz: "Ich fand mein ganzes Leben toll. Ich hatte viel Glück in meinem Leben."
Ihren Mann heiratete Barbara Bush im Januar 1945. Der damals 20jährige George Herbert Walker Bush war gerade als Pilot über dem Pazifik abgeschossen worden. Sie war 19, eine typische Kriegshochzeit. Es folgten vier Söhne und zwei Töchter, wobei eine schon im Alter von vier Jahren an Leukämie starb. Weshalb Barbara Bush seither jedes Jahr an Weihnachten krebskranke Kinder im Krankenhaus besuchte.
Nie eigene politische Ambitionen
Anders als ihre Nachfolgerin als First Lady, Hillary Clinton, hatte Barbara Bush nie eigene politische Ambitionen. Von vielen wurde sie deshalb in die Schublade "altmodisch" gesteckt. Dabei zeigte sie sich schon 1990 in einer Rede vor Studenten weit vorausschauend: Falls jemand aus dem Publikum so wie sie als Ehepartner des Präsidenten ins Weiße Haus ziehen wolle, dann - so Barbara Bush damals augenzwinkernd: "dann wünsche ich IHM alles Gute".
Barbara Bush hatte eine Abneigung gegenüber parteipolitischen Hardlinern. Für sie kam stets zuerst das Land und die Nation, nicht die Partei. Zum Ärger vieler konservativer Republikaner hatte Barbara Bush ausgerechnet jenen Politiker ins Herz geschlossen, der eine Wiederwahl ihres Mannes verhinderte: Bill Clinton habe sich als Präsident und auch später immer um sie gekümmert: "Bill besucht uns jeden Sommer", lobte Barbara Bush, "vielleicht nicht seine Politik, aber Bill Clinton liebe ich!"
Dass die Präsidenten-Familien Bush und Clinton trotz der politischen Spaltung in Washington Freunde wurden, das war vor allem Barbara Bushs Verdienst. Mit ihr verliert Amerika eine starke Frau aus einer Zeit, in der sich Republikaner und Demokraten gegenseitig respektierten.