Der Historiker Hans Mommsen ist tot. Er starb heute an seinem Geburtstag im Alter von 85 Jahren in Tutzing, seinem Wohnort.
1951 begann er sein Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie. In Tübingen studierte er darüber hinaus Politische Wissenschaften. Als Schüler des Historikers Hans Rothfels (Tübingen) wurde er 1959 mit der Arbeit "Die Sozialdemokratie und die Nationalitätenfrage im Habsburger Vielvölkerstaat 1867-1907" promoviert.
Von 1960 bis 1963 arbeitete er am Institut für Zeitgeschichte in München als Referent. Anschließend war er Assistent bei Werner Conze, bei dem er sich 1967 mit der Arbeit "Beamtentum im Dritten Reich" habilitierte. An der neu gegründeten Ruhr-Universität Bochum hatte Mommsen von 1968 bis zu seiner Emeritierung Anfang 1996 einen Lehrstuhl für Neuere Geschichte inne. Hinzu kamen Aufenthalte als Gastforscher in Princeton, Harvard, Berkeley, Jerusalem und Washington D.C. Von 1977 bis 1985 war er Direktor des von ihm mitgegründeten Instituts zur Geschichte der Arbeiterbewegung.
Mommsen verfasste wegweisende Werke über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus und den deutschen Widerstand. Mit einer Studie zur Rolle der Wirtschaft in der NS-Zeit legte er 1996 die Grundlage für eine Debatte um die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern, die schließlich in einer Stiftung mündete. In seinem letzten Buch zog er im vergangenen Jahr Bilanz seiner Holocaust-Forschung unter dem Titel "Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa".
(tzi/pr)