Archiv

Nachruf
Jack Brabham: Pionier mit selbst gebautem Auto

Der ehemalige Formel-1-Weltmeister Sir Jack Brabham ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Der Australier ist der einzige Fahrer, der jemals im selbst gebauten Wagen den WM-Titel geholt hat.

Von Andreas Stummer |
    Jack Brabham beim Großen Preis von Mexico 1963
    Jack Brabham (Picture Alliance / dpa / ASA / LAT Photographic)
    Juli 1955, der Formel-1-Grand Prix von England. Hinter Stirling Moss und Juan Manuel Fangio, den Favoriten, startet zum ersten Mal der junge Australier Jack Brabham. Ein Greenhorn mit Benzin im Blut, KFZ-Mechaniker und studierter Automobiltechniker. In England hatte Brabham im kleinen Rennstall Cooper seinen Grand-Prix-Wagen selbst gebaut. Aerodynamischer, verläßlicher – und schneller als die übermächtigen Ferraris.
    Brabham kannte jede Schraube seines Wagens, Vergaser und Ventile stellte er selbst ein. Am Steuer wusste er immer, wieviel er riskieren und seinem Wagen abverlangen konnte. Seine Rennbilanz: 126 Starts, 14 Siege und fünf Weltmeistertitel – drei als Fahrer und zwei als Konstrukteur. 1979 wurde Jack Brabham als erster Rennfahrer von der Queen für Verdienste im Motorsport geadelt und bis heute ist Sir Jack der einzige Formel-1-Pilot, der in einem Auto Weltmeister wurde, das er selbst gebaut hatte. Mit 44 fuhr er immer noch vorne mit, doch nachdem Jochen Rindt und zwei anderen Fahrer tödlich verunglückt waren, hörte er 1970 mit dem Rennsport auf. Seiner Familie zuliebe. "Nichts im Leben", sagte Brabham später, sei ihm schwerer gefallen.
    "Wir alle waren Freunde damals. Heute geht es nur um's Geld. Wir sind nicht um eine Million Pfund gefahren, wir bekamen vielleicht 15 Pfund für einen Sieg. Wir waren Pioniere – als Fahrer und als Mechaniker. Echte Kameraden, die gegeneinander Rennen fuhren. Ich habe diese großartige Zeit genossen."
    Im Renn-Ruhestand versilberte Brabham seinen Bleifuß. Er gründete den Brabham-BMW-Rennstall, besaß Werkstätten und Automobilvertretungen. Seine letzten Jahre war Brabham schwer krank, er wußte, dass sein Leben auf der Zielgeraden war. "Ich bin länger unter Autos gelegen, als in meinem Bett", sagte er einmal. Ohne ihn wäre die Formel 1 nicht das, was sie heute ist. Denn Jack Brabham war von Kopf bis Fuß auf Getriebe eingestellt.