Vor Ort auf dem Hakaniementori, dem Marktplatz im Stadtteil Hakaniemi, in Helsinki. Ein Zelt ist aufgebaut, umgeben von einem Meer aus rötlich schimmernden Windlichtern. Im Zelt läuft ein neuer Dokumentarfilm über den Alltag eines Obdachlosen. Im Publikum vor allem Studenten. Und Menschen, denen man ansieht, das sie keine feste Bleibe haben. Diese Nacht ist den Obdachlosen gewidmet: Der Arbeitslosenverband verteilt auf dem Markt Erbsensuppe. Der ein oder andere Kommunalpolitiker kommt vorbei zeigt sein Gesicht. Ein Fernsehteam hält seine Kamera auf einen Bekleidungsberg. Helsinkier haben ihre Kleiderschränke durchgesehen und schaffen getragene Sachen heran. Handschuhe gehen gleich wieder unter die Menge. Es ist eine kalte Oktobernacht.
Ein paar Häuserblocks viertel weiter liegt die Vaasastraße im Stadtteil Sörnäinen. Altbauten, ein kleiner Park, Läden, Kneipen und Sexshops reihen sich hier aneinander. Zwei Wächter sind auf Streife. Jeder der vorbeigeht wird aus dem Augenwinkel gemustert. Es geht auf 23 Uhr zu. Das Thermometer tendiert gegen Null Grad. Am Eingang eines schmucklosen unauffälligen Wohnhauses stehen rund 20 Menschen, in einer Warteschlange, geduldig, schweigend.
"Das ist ganz normal. Letzte Woche standen jede Nacht rund 40 Leute vor der Tür. Maximal passen aber nur 18 hinein. Wir werfen niemanden nach ein paar Stunden raus, wir versuchen es mit vorsichtiger Überzeugung. Damit auch für die, die draußen warten, Platz wird.”"
Jarno Lehtonen, 27, arbeitet als Sozialarbeiter. Es ist seine vierte Nachtschicht in dieser Woche. Das Café Kalkkers besteht aus einem kleinen beheizten Raum: Holzbänke, Tische mit Wachsdecken, eine Küchenecke. Die Gäste des begehrten Orts: Helsinkier Obdachlose. Unter den Strickmützen ragen zersauste Haare hervor, ihre Gesichter sehen müde aus – die Mäntel abgetragen. Ihr Alter ist schwer abschätzbar. Viele sind Stammgäste. Sie kommen, um sich aufzuwärmen. Für 50 Cent gibt es einen Pappbecher mit heißem Kaffee, für 60 Cent ein Butterbrötchen. Wer will, kann sich in einem Nebenraum kostenlos duschen und seine Bekleidung waschen.
""Ihr Zustand ist nicht immer so schlecht, wie man befürchten könnte. Es gibt Obdachlose, die auf ihre persönliche Hygiene achten und sich fast täglich bei uns duschen kommen. Aber viele sind einfach fertig. Vor allem mental Kranke, die keine Bleibe mehr haben.”"
Den knapp 4000 Obdachlosen in Helsinki steht wieder ein schwieriger Winter bevor. Es gibt nicht genügend Obdachlosenheime. In diesem Jahr ist die Lage besonders prekär. Von zwei Häusern ist das eine wegen Renovierung geschlossen, das andere daher überbelegt. Bezahlbare Mietwohnungen sind Mangelware. Der Bau von Sozialwohnungen wurde heruntergefahren. Und neue Wohnheimprojekte für Obdachlose scheiterten oft am Widerstand der Umgebung, berichtet Raja Korhonen, Pastorin für gemeinnützige Tätigkeit im Gemeindeverband Helsinki:
""Oft hört man: Doch bitte nicht in meiner Nachbarschaft! Niemand will ein Obdachlosenheim in seiner Nähe. Sogar eine Pflegestelle für Entwicklungsbehinderte wurde so torpediert.”"
Über den Marktplatz in Hakaniemi hat sich die Nacht gelegt. Erbsensuppe und Bekleidung sind verteilt. Der Kaffee im Zelt ist mittlerweile lau. Das Kamerateam ist längst abgezogen, aber Antti Honkonen, vielleicht Ende 50, Hauptorganisator der Nacht der Obdachlosen, hat ein positives Gefühl:
""Es bläst ein kalter Wind in der Gesellschaft. Aber noch nie haben Medien so viel und so positiv über die Nacht der Obdachlosen berichtet. Und es gab diesmal sehr viel Anteilnahme in der Bevölkerung. Das stimmt mich optimistisch."
Ein paar Häuserblocks viertel weiter liegt die Vaasastraße im Stadtteil Sörnäinen. Altbauten, ein kleiner Park, Läden, Kneipen und Sexshops reihen sich hier aneinander. Zwei Wächter sind auf Streife. Jeder der vorbeigeht wird aus dem Augenwinkel gemustert. Es geht auf 23 Uhr zu. Das Thermometer tendiert gegen Null Grad. Am Eingang eines schmucklosen unauffälligen Wohnhauses stehen rund 20 Menschen, in einer Warteschlange, geduldig, schweigend.
"Das ist ganz normal. Letzte Woche standen jede Nacht rund 40 Leute vor der Tür. Maximal passen aber nur 18 hinein. Wir werfen niemanden nach ein paar Stunden raus, wir versuchen es mit vorsichtiger Überzeugung. Damit auch für die, die draußen warten, Platz wird.”"
Jarno Lehtonen, 27, arbeitet als Sozialarbeiter. Es ist seine vierte Nachtschicht in dieser Woche. Das Café Kalkkers besteht aus einem kleinen beheizten Raum: Holzbänke, Tische mit Wachsdecken, eine Küchenecke. Die Gäste des begehrten Orts: Helsinkier Obdachlose. Unter den Strickmützen ragen zersauste Haare hervor, ihre Gesichter sehen müde aus – die Mäntel abgetragen. Ihr Alter ist schwer abschätzbar. Viele sind Stammgäste. Sie kommen, um sich aufzuwärmen. Für 50 Cent gibt es einen Pappbecher mit heißem Kaffee, für 60 Cent ein Butterbrötchen. Wer will, kann sich in einem Nebenraum kostenlos duschen und seine Bekleidung waschen.
""Ihr Zustand ist nicht immer so schlecht, wie man befürchten könnte. Es gibt Obdachlose, die auf ihre persönliche Hygiene achten und sich fast täglich bei uns duschen kommen. Aber viele sind einfach fertig. Vor allem mental Kranke, die keine Bleibe mehr haben.”"
Den knapp 4000 Obdachlosen in Helsinki steht wieder ein schwieriger Winter bevor. Es gibt nicht genügend Obdachlosenheime. In diesem Jahr ist die Lage besonders prekär. Von zwei Häusern ist das eine wegen Renovierung geschlossen, das andere daher überbelegt. Bezahlbare Mietwohnungen sind Mangelware. Der Bau von Sozialwohnungen wurde heruntergefahren. Und neue Wohnheimprojekte für Obdachlose scheiterten oft am Widerstand der Umgebung, berichtet Raja Korhonen, Pastorin für gemeinnützige Tätigkeit im Gemeindeverband Helsinki:
""Oft hört man: Doch bitte nicht in meiner Nachbarschaft! Niemand will ein Obdachlosenheim in seiner Nähe. Sogar eine Pflegestelle für Entwicklungsbehinderte wurde so torpediert.”"
Über den Marktplatz in Hakaniemi hat sich die Nacht gelegt. Erbsensuppe und Bekleidung sind verteilt. Der Kaffee im Zelt ist mittlerweile lau. Das Kamerateam ist längst abgezogen, aber Antti Honkonen, vielleicht Ende 50, Hauptorganisator der Nacht der Obdachlosen, hat ein positives Gefühl:
""Es bläst ein kalter Wind in der Gesellschaft. Aber noch nie haben Medien so viel und so positiv über die Nacht der Obdachlosen berichtet. Und es gab diesmal sehr viel Anteilnahme in der Bevölkerung. Das stimmt mich optimistisch."