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Nachträglich WM-Silber für Jennifer Oeser
"Hoffentlich nehmen sich alle Verbände ein Beispiel daran"

Bei der Leichtathletik-WM werden erstmals Sportler wie Jennifer Oeser nachträglich mit einer Medaillenzeremonie gewürdigt, weil ehemalige Konkurrenten wegen Dopings disqualifiziert wurden. Ein guter Schritt - auch wenn damit nicht alles nachgeholt werden könne, "was so dranhängt an einem Medaillengewinn", sagte die Ex-Siebenkämpferin im Dlf.

Jennifer Oeser im Gespräch mit Bastian Rudde | 05.08.2017
    Jennifer Oeser, hier bei den Olympischen Spielen von Rio 2016
    Die ehemalige Siebenkämpferin Jennifer Oeser, hier bei den Olympischen Spielen von Rio 2016. (dpa/Michael Kappeler)
    Am Sonntag, den 06. August 2017, ist es so weit: Dann darf Jennifer Oeser in einer offiziellen Zeremonie im Rahmen der Leichtathletik-WM in London die Silbermedaille entgegen nehmen, die ihr eigentlich schon 2011 zugestanden hätte: Weil eine ihrer Konkurrentinnen im Siebenkampf nachträglich wegen Dopings gesperrt und disqualifiziert wurde. Trotz des faden Beigeschmacks freue sie sich, "in so einem Rahmen die Silbermedaille entgegennehmen zu dürfen", sagte Oeser in der Sendung Sport am Samstag.
    Nicht alles kann nachgeholt werden
    Immerhin sei sie in der "glücklichen Situation, von Platz drei auf Platz zu rutschen", erklärt sie, d.h. sie habe ja schon vor ein paar Jahren die Siegerehrungszeremonie erleben dürfen. Würde sie beispielsweise von Platz vier auf Platz drei vorrücken, würde sie sich vermutlich anders fühlen: "Das kann einem nicht zurückgegeben werden", so Oeser, "die Freude, dann auch im Stadion gefeiert zu werden und alles, was noch so dranhängt an einem Medaillengewinn, das ist halt sehr schwer nachgeholt zu bekommen."
    Auch die Prämien müssten angepasst werden
    Es gehe schließlich nicht nur die Emotionen bei der Siegerehrung, die man verpasse - sondern beispielsweise auch um Veranstaltungen für Medaillengewinner und nicht zuletzt auch um finanzielle Zuwendungen: "Die Förderung sieht natürlich auch ganz anders aus: Wenn man Medaillengewinner ist, stehen einem doch einige Mittel mehr zur Verfügung. Das sind alles Dinge, die nicht nachgeholt werden können."
    Ihre Forderung: Auch die Prämiendifferenz müsse ausgeglichen werden - in ihrem konkreten Fall wären das 30.000 US-Dollar für Silber statt 20.000 US-Dollar für Bronze. Nach Jennifer Oesers letztem Informationsstand gebe es dieses Mehr an Geld jedoch nicht. "Wenn das nicht so ist", kritisierte die ehemalige Siebenkämpferin, "dann ist das noch nicht der komplette Weg zum Anti-Doping-Kampf: Wenn, dann muss es auch mit allen Konsequeneznen gemacht und getragen werden und dann gehören auch Prämien und alles andere dazu."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.